Romana Extra Band 2
machen“, sagte sie beschwörend. „Das wollen sie doch nur. Wenn du die Tür aufmachst, spielst du ihnen in die Hände. Du musst jetzt ganz cool bleiben. Lass sie doch klingeln, solange sie wollen. Wir werden ihnen einfach nicht öffnen.“
In diesem Augenblick klingelte es erneut. Charlene spürte, wie Travis erstarrte. Aber er rührte sich nicht vom Fleck. Dem Klingeln folgten lautes Hämmern und Rufen an der Tür.
„Komm, lass uns von hier verschwinden“, flüsterte sie und zog ihn den Flur herunter.
„Werden sie denn nie aufhören?“
„Wen kümmert das schon? Irgendwann reicht es ihnen bestimmt. Oder die Nachbarn werden sich über den Lärm beschweren.“
Wie aufs Stichwort erklang plötzlich eine ärgerliche Stimme von außen.
„Hey, sind Sie verrückt geworden? Andere Leute schlafen schon. Hören Sie sofort auf, sonst holen wir die Polizei!“
Das Hämmern hörte abrupt auf. Doch im nächsten Moment klingelte Travis’ Handy.
„Geh nicht ran“, flüsterte Charlene.
„Auf gar keinen Fall“, gab er leise zurück. „Außerdem handelt es sich um eine unbekannte Nummer. So leicht kriegen sie mich nicht.“
Dann hörten sie, wie die Eingangstür zugeschlagen wurde. Vorsichtig spähte Travis aus dem Fenster.
„Ja, das sind die beiden. Sie verschwinden, es ist vorbei.“
„Hurra, wir haben sie in die Flucht geschlagen“, lachte Charlene.
„ Du hast sie in die Flucht geschlagen. Ich wäre ihnen bestimmt in die Falle gegangen.“
Er umarmte sie und hielt sie einen Augenblick lang ganz fest.
„Danke für alles“, sagte er mit weicher Stimme. „Schlaf gut!“
Er brachte sie noch zu ihrem Zimmer und ging dann zu Bett. Aber er konnte lange nicht einschlafen.
Als Travis und Charlene sich am nächsten Morgen in der Küche trafen, warf er ihr einen merkwürdigen Blick zu.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie.
„Ich bin mir nicht sicher. Irgendwie machst du mir Angst. Frauen sollen ja angeblich das schwächere Geschlecht sein. Aber wahrscheinlich ist das nur ein Mythos.“
„Wahrscheinlich“, lachte sie.
Doch er blieb ernst. „Nein, wirklich, du hast mich gestern vor einer Katastrophe bewahrt. Wenn ich die Tür geöffnet hätte …“, er schüttelte den Kopf. „Fast hätte ich die Beherrschung verloren. Das passiert mir sonst nie.“ Er streckte die Hand aus und strich ihr sanft über die Wange. „Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.“
Sie legte ihre Hand auf seine und drückte sie an ihre Wange. Seine Worte berührten sie sehr.
„Ach ja, außerdem wollte ich dir noch sagen, dass ich meine Freundin, die Gynäkologin, angerufen habe. Sie wird den Test mit dir machen. Dann weißt du Bescheid und kannst endlich Entscheidungen treffen.“
Charlene nickte. „Ja, das ist das Beste so. Vielen Dank!“
„Du musst dich nicht bei mir bedanken. Ich stehe in deiner Schuld, nicht umgekehrt. Gut, ich melde mich später bei dir. Bis dann!“
Er küsste sie auf die Wange und verschwand.
Eine Stunde später traf Dr. Grace Hanley ein. Sie war um die vierzig und hatte ein freundliches, einnehmendes Wesen. Charlene versuchte, ihre Nervosität zu unterdrücken. Jetzt würde sie endlich eine Antwort auf ihre Frage bekommen.
Der Test war schnell gemacht. Prüfend begutachtete Dr. Hanley danach den kleinen Glaszylinder. Ihr Gesicht verriet nichts.
„Hatten Sie gehofft, schwanger zu sein?“, fragte sie schließlich.
„Ich bin mir nicht ganz sicher. Heißt das, der Test ist negativ ausgefallen?“
„Ja, leider.“
Charlene schluckte. „Gut, dann … wenigstens weiß ich jetzt, woran ich bin. Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?“
Sie versuchte, so normal und gelassen wie möglich zu wirken. Aber die Gynäkologin schien genau zu spüren, wie es in ihr aussah. Sie lehnte dankend ab und ließ Charlene allein.
Erst als die Ärztin weg war, merkte Charlene, wie still es in der Wohnung war. Sie hatte das Gefühl, als würden die Wände des Apartments sie erdrücken. So, das war’s. Die ganze Reise war umsonst gewesen. Sie hatte sich lächerlich gemacht und war einem Mann hinterhergeflogen, der nichts von ihr wissen wollte.
Ermattet ließ sie sich aufs Bett sinken und versuchte, ihre ambivalenten Gefühle in den Griff zu bekommen.
Hatte Lee sie jemals wirklich geliebt? Gut, sie hatten miteinander geschlafen. Aber wahrscheinlich hatte ihm das längst nicht so viel bedeutet, wie sie geglaubt hatte.
Wenn sie nun wirklich schwanger gewesen wäre …
Plötzlich verspürte
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