Romana Extra Band 2
zweifelnd an. „Bist du sicher, dass das deinem Image helfen wird?“
„Auf jeden Fall. Solange du hier bist, kann Brenton mir nichts anhaben.“
Sie nickte langsam.
„Also gut, wie du meinst. Du bist der Boss.“
„Das klingt schon besser.“
Er sah sie prüfend an. Sie wirkte ziemlich gefasst, die Trauer von vorhin war verschwunden. Vielleicht war sie eine bessere Schauspielerin, als er gedacht hatte.
Aber mein Auftritt war auch nicht schlecht, dachte er zufrieden. Travis’ Empörung war nur gespielt gewesen. Er hatte sich vorgestellt, wie Charlene allein in England in einem leeren Haus saß, und sofort gewusst, dass er sie daran hindern musste, allein zurückzukehren. Deswegen hatte er den aggressiven Macho gespielt – mit Erfolg, wie er sah.
Er ging zur Tür, drehte sich aber noch einmal um.
„Du wirst morgen also noch hier sein?“
Sie nickte. „Mein Ehrenwort.“
„Gute Nacht! Schlaf schön!“
Ohne ihr nur noch einen Blick zuzuwerfen, schloss Travis die Tür hinter sich. Es kostete ihn eine Menge Selbstbeherrschung, aber er wurde darin tatsächlich von Tag zu Tag besser.
6. KAPITEL
Beim Frühstück am nächsten Morgen fragte er Charlene: „Hat Lee sich schon gemeldet?“
„Nein.“
Wahrscheinlich wird er das auch nicht tun, dachte Travis. Er wird seinen Kopf in den Sand stecken und hoffen, dass der Sturm an ihm vorüberzieht.
„Hast du ihn angerufen?“
„Nein.“
„Du kannst es nicht ewig aufschieben. Möchtest du vielleicht, dass ich …?“
Sie schüttelte den Kopf. „Danke, aber das muss ich schon selbst machen.“ Sie lachte. „Oh, Travis, wenn du dich sehen könntest! Du siehst total erleichtert aus.“
„Stimmt“, gab er zu. „Aber ich hätte es getan, wenn du mich darum gebeten hättest.“
Wie nett er ist, dachte Charlene. Impulsiv strich sie ihm über die Wange, und er legte seine Hand auf ihre.
„So, jetzt sollten wir einen Plan machen“, sagte er dann. „Ich will dich ein bisschen vorführen. Hoffentlich hast du nichts dagegen.“
„Nein, überhaupt nichts.“
„Nach außen hin müssen wir wie ein Paar erscheinen. Deshalb glaube ich, wir sollten an einem möglichst öffentlichen Ort zu Abend essen, wie zum Beispiel im Stollway Hotel. Der Vorteil ist, dass man dich dort bereits kennt.“
Sie nickte. „Ja, gern. Was soll da passieren? Ich brauche ein paar Regie-Anweisungen von dir.“
Er erklärte ihr detailliert, wie er sich den Auftritt vorstellte.
„Was ziehen wir an?“
„Ich werde einen Smoking und eine Fliege tragen. Wahrscheinlich wirst du ein paar neue Kleider für solche Auftritte benötigen. Das ist natürlich ein Problem.“
„Warum?“
„Du machst es ja für mich, also sollte ich auch dafür bezahlen. Aber wie ich dich kenne, wirst du das wieder als Beleidigung auffassen.“ Er seufzte. „Wie auch immer, ich kann es nicht ändern.“ Er griff in seine Tasche und reichte ihr seine Kreditkarte.
„Geh zu …“, er erwähnte eine exklusive Boutique, die Männer- und Frauenkleidung führte. „Ich werde sie anrufen und ihnen sagen, dass du die Karte benutzen kannst. Am besten, du holst dir gleich eine ganze Garderobe.“
„Nein, Travis, das geht nicht. Das Kleid für heute Abend – okay, damit kann ich leben. Ich weiß auch schon, wie es aussehen wird: elegant und gleichzeitig dezent.“ Sie lachte. „Die Öffentlichkeit wird denken, dass du dich für ein tugendhaftes Leben entschieden hast. Obwohl das natürlich unwahrscheinlich ist.“
Er grinste. „Kein Kommentar.“ Er sah auf die Uhr. „So, bitte entschuldige, aber ich muss jetzt los. Ich habe einen Interview-Termin.“
„Was wirst du der Presse mitteilen?“
„Nicht viel, ich werde ihnen nur ein paar versteckte Hinweise geben. Es funktioniert besser, wenn man sie neugierig macht.“
„Du weißt, wie man Menschen manipuliert, stimmt’s? Wahrscheinlich gehört dazu genauso viel Talent wie zur Schauspielerei.“
„Das ist gut möglich. Aber ich bin nicht der Einzige, der das kann“, sagte er und warf Charlene einen bedeutungsvollen Blick zu.
Da sie Travis alle Ehre machen wollte, gab Charlene sich große Mühe mit ihrem Aussehen. Nachdem sie viele Kleider anprobiert hatte, entschied sie sich am Ende für ein Cocktailkleid aus dunkelrotem Samt. Es hatte einen züchtig geschlossenen Kragen, saß aber gleichzeitig so eng wie eine zweite Haut. Das war in ihren Augen ein guter Kompromiss.
Dazu passte die Hochsteckfrisur, die sie sich vom Friseur machen ließ. Ein
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