Romana Extra Band 2
was ihr gut gefiel. Sie fühlte sich gleich wie zu Hause, machte sich ein Sandwich und wartete auf einen Anruf von Lee. Aber es war Travis, der sich bei ihr meldete – zuerst, um zu fragen, wie es ihr ging, und später, um ihr mitzuteilen, dass er bald zu Hause sein würde.
Lee hingegen ließ nichts von sich hören.
Als Travis erschien, warf er Charlene einen forschenden Blick zu und fragte: „Nichts?“
„Nichts.“
Er nickte und schlug vor, etwas zum Abendessen zuzubereiten. Sein Hühnchen war überraschend schmackhaft, obwohl er kein Sternekoch war.
„Lee hat mich heute die ganze Zeit über nicht aus den Augen gelassen“, erzählte er Charlene. „Er wirkte sehr verunsichert. Kein Wunder, wenn man nicht weiß, ob man Vater wird oder nicht.“
„Du klingst so, als würdest du diese Situation kennen.“
„Ja, dasselbe ist mir auch einmal passiert. Ich hatte eine Freundin, die schwanger war. Wir waren uns nicht sicher, ob ihr Kind von mir ist oder nicht. Am Ende stellte sich heraus, dass ich nicht der Vater bin.“
„Hast du das bedauert?“
„In gewisser Weise schon. Ein Kind verankert dich in der Realität. Es zeigt dir, wo du hingehörst.“
„Du hast doch so viele Brüder!“
„Schon, aber wir sind uns nicht sehr nahe. Was ist denn mit deiner Familie?“
„Ich habe nur einen Stiefbruder, James, aber wir sehen uns kaum. Meine Eltern sind bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen. James und ich haben uns zuletzt auf ihrer Beerdigung getroffen.“
„Und deine Großeltern? Hast du ihnen von Lee erzählt?“
Charlene schüttelte den Kopf. „Nein. Sie wissen zwar, dass ich in Los Angeles bin, aber nicht, warum. Es kann ja sein, dass das Ganze schiefläuft. Ich wollte ihnen auf gar keinen Fall den Urlaub verderben.“
„Aha – du hältst es also für möglich, dass es schieflaufen wird?“
„Natürlich. Aber man sollte die Hoffnung nie aufgeben, findest du nicht auch?“
Travis nahm ihre Hand und drückte sie. Sie saßen eine Weile schweigend da.
„Wie gefällt dir mein Apartment?“, fragte er dann und stand auf, um Kaffee zu machen.
„Ich finde es toll. Besonders gefallen mir die vielen Bücher. Du hast ja eine Shakespeare-Gesamtausgabe!“
„Das überrascht dich wohl bei einem Fernsehschauspieler, ja?“
„Nein, natürlich nicht.“ Schnell wechselte sie das Thema. „Das Bodenfenster im Gästezimmer finde ich besonders imposant. Der Blick auf die Stadt ist einfach umwerfend.“
„Von meinem Zimmer aus ist die Aussicht sogar noch besser“, sagte er und stand auf. „Komm, ich zeige es dir!“
Er nahm sie bei der Hand und führte sie in sein Zimmer. Charlene hielt die Luft an, als sie die beiden Glaswände sah, die im rechten Winkel aufeinanderstießen. Obwohl es noch nicht ganz dunkel war, glänzten die Lichter von Los Angeles bereits wie Juwelen.
„Das ist ja fantastisch“, sagte sie begeistert. „So etwas habe ich noch nie gesehen!“
Travis nickte stolz. „Ich freue mich auch jeden Abend darüber.“ Er genoss die Aussicht noch ein paar Minuten lang und zog dann die Vorhänge zu.
„Bitte, entschuldige, aber jetzt muss ich ins Bett, damit ich morgen früh fit bin.“
Charlene räumte noch das Geschirr in die Spülmaschine. Dabei warf sie einen Blick durchs Fenster nach draußen und sah plötzlich einen Mann und eine Frau am Tor stehen.
Die Frau hatte rotes Haar.
Sofort schoss ihr das Bild der Stripperin durch den Kopf, die in dem Nachtclub auf Travis’ Schoß gesessen hatte.
Aber das war doch unmöglich.
Oder?
Wenige Minuten später klingelte jemand an der Tür.
Sie eilte den Flur hinunter und konnte Travis gerade noch davon abhalten, die Tür zu öffnen.
„Hey, was …?“
„Das Mädchen aus dem Club – das war eine Rothaarige, stimmt’s?“
„Ja, warum?“
„Sie ist da draußen!“
Travis sah Charlene entgeistert an. „ Was? Bist du sicher?“
Sie nickte. „Ja, ich habe sie vor dem Tor mit einem Mann stehen sehen. Ich wette, der Mann ist ein Reporter. Wenn du mich fragst, ist das ein ganz abgekartetes Spiel. Sobald du die Tür aufmachst, wird sie sich dir an den Hals werfen, und dann gibt es wieder kompromittierende Fotos von dir. Frank Brenton hat uns schließlich gewarnt, dass er es erneut versuchen wird.“
„Nur zu. Ich werde ihm schon zeigen, wer hier der Stärkere ist. Geh zur Seite!“ Erneut wollte er öffnen, aber Charlene stellte sich ihm entschlossen in den Weg.
„Was soll das?“
„Du darfst jetzt keinen Fehler
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