Romana Extra Band 2
Chauffeur alles mithören konnte.
„Sieh mal, wir werden bereits erwartet“, sagte er, kurz bevor sie das Studio betraten.
Tatsächlich wartete bereits eine kleine Schlange auf sie. Bei ihrem Erscheinen wurde laut applaudiert.
„Jetzt bist du ein Star“, sagte Travis lächelnd zu Charlene.
„Oh, Hilfe!“
Er nahm ihre Hand und drückte sie. „Keine Angst, alles wird gut. Das hier ist übrigens Vince, unser Regisseur.“
Vince war etwa vierzig Jahre alt, ein lebhafter und sympathischer Mann. Er musterte Charlene erfreut.
„Hallo, Charlene. Wie nett, Sie kennenzulernen! Ich habe schon viel über Sie gehört. Travis hat mir gesagt, Sie seien sein Ehrengast. Ich hoffe, es gefällt Ihnen bei uns.“
Die nachfolgenden Stunden waren unglaublich interessant. Nach und nach erschienen alle wichtigen Stars der Serie, um Charlene ihre Aufwartung zu machen. Alle schienen genau zu wissen, was hier gespielt wurde. Denzil Raines ging sogar so weit, Travis die Hand zu schütteln und zu sagen: „Gut gemacht. Schlauer Plan!“
Schließlich war es Zeit für das Mittagessen. Travis holte Charlene ab und ging mit ihr in die Kantine.
„Bitte entschuldige, dass ich dich gestern Abend allein gelassen habe“, sagte er.
„Oh, gar kein Problem. Um ehrlich zu sein, hatte ich einen tollen Abend. Ich habe eine ganze Staffel deiner Serie gesehen. Du sagst darin sehr kluge Sachen. Wie mit der Chance, die man unbedingt ergreifen muss. Erinnerst du dich noch?“
Travis stöhnte auf. „Ob ich mich erinnere? Du hättest dir kein schlechteres Zitat aussuchen können.“
„Warum denn?“
„Ich habe dir doch erzählt, dass ich auf der Hochzeit meines Bruders Darius eingeladen war, oder?“
Charlene nickte.
„Ausgerechnet diese Folge lief an diesem Abend auch im Fernsehen. Unglücklicherweise sah mein Bruder Marcel sie und hatte plötzlich die verrückte Idee, sich mit Cassie, der Dame seines Herzens, zu verloben.“
„Was ist denn daran so schlimm?“
„Dass er vergessen hat, sie vorher zu fragen.“
„Oh weh!“
„Genau!“
„Hat sie ihm vor aller Augen einen Korb gegeben?“
„Nein, in der Öffentlichkeit hat sie gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Aber als sie später allein waren, hat sie seinen Antrag abgelehnt. Soweit ich weiß, sind die beiden inzwischen getrennt.“
„Aber das ist doch seine Schuld, nicht deine.“
„Ich weiß, aber es deprimiert mich trotzdem. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich der Auslöser für das Debakel war. Du musst wissen, das war das erste Familientreffen seit vielen Jahren. Ich habe mir so gewünscht, dass alles ganz harmonisch wird. Stell dir vor, ich dachte sogar, ich könnte mich mit meinem Vater versöhnen. Wie kann man nur so naiv sein?“
„Hat er sich geweigert, mit dir zu sprechen?“
Travis schüttelte den Kopf. „Er ist gar nicht erst gekommen. Mein Vater war von Anfang an gegen die Heirat zwischen Darius und Harriet. Er hat alles getan, um die beiden auseinanderzubringen. Als ihm das nicht gelungen ist, war er total sauer und hat die Hochzeit einfach ignoriert.“
Charlene konnte es kaum fassen. „Das klingt nicht besonders erwachsen. Für wen hält er sich eigentlich?“
„Für einen dieser römischen Kaiser, über die wir gesprochen haben. Wahrscheinlich für Nero.“
„Ich verspreche dir, ihm das nie zu sagen.“
„Nett von dir. Aber deine Chance, ihn überhaupt kennenzulernen, ist äußerst gering.“
Da war er wieder, dieser Schatten von Traurigkeit hinter seiner fröhlichen Maske. Doch er war so schnell verschwunden, wie er gekommen war. Irgendetwas am Ende des Raums hatte Travis’ Aufmerksamkeit erregt.
„Lee ist da“, sagte er warnend. „An der Tür, er beobachtet uns. Sieh dich nicht um!“
„Das hatte ich auch nicht vor. Ich will ihm nicht das Gefühl geben, als würde ich mich nach ihm verzehren. Natürlich, ich muss ihm noch mitteilen, dass er sich wegen der Schwangerschaft keine Sorgen zu machen braucht. Aber danach kann ich endgültig einen Schlussstrich unter das Ganze ziehen.“
Travis nickte. „Gut so. Es hat keinen Sinn, etwas zu bereuen, was man nicht mehr ändern kann. So, und jetzt muss ich leider wieder an die Arbeit.“
Nachdem er gegangen war, dachte Charlene über seine letzte Bemerkung nach. War das etwa ein Hinweis darauf, dass er sie eines Tages auch nicht mehr brauchen würde? Wenn sie ihren Zweck erfüllt hatte, würde er sie dann verlassen? Aber sollte sie ihm nicht auch dankbar sein, weil er sie
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