Romana Extra Band 2
gerettet hatte? Irgendwie fiel ihr das schwer.
„Darf ich mich zu dir setzen?“
Sie sah hoch. Es war Lee, der sie so gewinnend anlächelte, wie sie es von früher kannte.
„Natürlich“, erwiderte sie.
„Ich habe schon lange auf diese Gelegenheit gewartet. Aber ich wollte dich nicht stören, solange du mit unserem Star sprichst.“
„Ich habe heute Morgen versucht, dich zu erreichen, aber dein Telefon war abgestellt.“
„Ja, das funktioniert immer noch nicht richtig“, erwiderte er, unsicher lachend.
Plötzlich tat er Charlene leid. Wahrscheinlich war er ein noch größerer Feigling, als sie gedacht hatte.
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen“, sagte sie. „Es war falscher Alarm.“
„Du meinst, du bist nicht …?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, bin ich nicht. Die Sache hat sich erledigt.“
Er strahlte sie an. „Oh, wundervoll! Dann ist ja alles in Ordnung.“
„Wie man’s nimmt.“ Es kränkte sie, dass ihm offensichtlich gar nicht einfiel, sie könnte enttäuscht sein.
Lee war unendlich erleichtert. Er griff nach ihren Händen und küsste sie voller Freude. Dann stand er auf und eilte davon.
Verwirrt sah Charlene ihm nach. Das war alles? Mehr hatte er dazu nicht zu sagen? Und sie war tatsächlich davon ausgegangen, dass sie sich lieben würden!
Ob es ihr nun gefiel oder nicht – sie hatte sich in Bezug auf Lee etwas vorgemacht.
Plötzlich war sie unendlich froh, kein Kind von diesem unreifen Mann zu bekommen. Nein, sie war jetzt frei. Allein, aber frei.
„Charlene, verdammt noch einmal, was ist los?“
Plötzlich stand Travis vor ihr, er sah sie besorgt an.
„Du siehst so seltsam aus“, sagte er bestürzt. „Ich habe gesehen, wie er deine Hände geküsst hat, und ich dachte … keine Ahnung, was ich gedacht habe. Aber bitte sag, dass alles in Ordnung ist.“
Sie nickte. „Ja, mir geht es gut. Er hat mir nur die Hände geküsst, weil er so erleichtert war. Jetzt steckt er nicht mehr in der Bredouille.“
„Was ist mit dir? Hat er gar nicht gefragt, was das für dich bedeutet?“
„Ich glaube, das hätte ihn nur verwirrt.“
„Soll ich ihn verprügeln?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Was soll das bringen? Nein, es ist gut so, wie es ist, und alle sind glücklich.“
„Ach ja?“
In diesem Augenblick erschien Vera, eine Assistentin, die Charlene angeboten hatte, mit ihr eine Studiotour zu machen. Charlene wurde dadurch einer Antwort enthoben.
Es gelang ihr, während der Führung an etwas anderes zu denken. Der Rundgang war wirklich sehr interessant und endete schließlich im Proberaum. Travis und Lee spielten hier eine Szene durch, in der sie eine Auseinandersetzung hatten.
„Vielleicht sollten Sie erst einmal nachdenken, bevor Sie den Mund aufmachen“, sagte Travis zu Lee. „Ihre Patienten werden es Ihnen danken.“
„Ich versuche es ja“, erwiderte Lee. „Aber manchmal ist das eben nicht so einfach.“
Da griff der Regisseur ein. „Hey, wartet mal“, rief Vince. „Travis, was soll das? Du sollst ihn nur anschauen und versuchen, ihn zur Vernunft zu bringen. Aber gerade sah es so aus, als wolltest du ihm an die Gurgel gehen.“
„Tut mir leid“, antwortete er gepresst. „Irgendetwas hat mich geritten.“
„Gut, wir proben die Szene noch einmal. Vergiss nicht, du bist verständnisvoll und großzügig zu ihm.“
„Ja, klar.“
„Kommen Sie, wir sollten die drei jetzt allein lassen“, flüsterte Vera ihr zu. Die beiden Frauen verließen den Raum.
Eigenartig – bisher hatte Charlene Travis nur als sanftmütigen und liebenswerten Mann kennengelernt. Aber sein Zorn war nicht zu übersehen gewesen und hatte die anderen offensichtlich auch überrascht.
Nach dem Ende der Proben wartete sie im Auto auf ihn. Die anderen Schauspieler grüßten sie voller Respekt, gemischt mit einer großen Portion Neugier.
Dann erschien Travis, und sie fuhren los.
„Warum fährst du eigentlich nicht selbst?“, fragte Charlene ihn neugierig.
„Weil ich nicht darf“, erwiderte er grinsend. „Meine Chefs haben eine höllische Angst, ich könnte einen Unfall bauen und in der Serie ausfallen. Aber um ehrlich zu sein, bin ich auch kein besonders guter Autofahrer. So ist es für alle besser.“
Als sie das Studiogelände verließen, sah Charlene aus den Augenwinkeln Lee, der ihr aus der Ferne zuwinkte. Sie warf Travis einen raschen Seitenblick zu und fragte sich, ob er es wohl mitbekommen hatte. Aber er blickte in die andere Richtung.
7.
Weitere Kostenlose Bücher