Romana Extra Band 2
und sah sich in dem luxuriösen Restaurant um. Sie konnte kaum glauben, dass sie tatsächlich hier war.
„Woran denkst du gerade?“, fragte er sie.
„Ach, ich bin ziemlich erstaunt, dass ich Los Angeles trotz allem so genießen kann. Das ist allein dein Verdienst. Es kommt mir so vor, als hätte ich plötzlich den großen Bruder, von dem ich immer geträumt habe.“ Erschrocken schlug sie sich vor den Mund. „Oh, Mist, das hätte ich nicht sagen sollen!“
„Was denn?“
„Bruder“, flüsterte sie.
„Stimmt“, gab er ebenfalls flüsternd zurück. „Pass demnächst besser auf!“
Sie salutierte ironisch. „Aye-Aye, Sir!“
Beide lachten.
„Jedenfalls kann ich dir versprechen, dass du von mir nichts zu befürchten hast“, sagte Charlene in gedämpftem Ton.
„Was willst du damit sagen?“
„Ich werde mich bestimmt nicht in dich verlieben. Du bist nämlich gar nicht mein Typ!“
„Ach ja?“ Er gab vor, gekränkt zu sein. „Das höre ich aber ganz selten.“
„Ja, kann ich mir vorstellen. Wahrscheinlich sinken die meisten Frauen einfach sofort in deine Arme und versichern dir, dass du der heißeste Mann der Welt bist. Tut mir echt leid, damit kann ich nicht dienen. Aber vielleicht ist das ja einmal eine willkommene Abwechslung.“
Travis blieb einen Augenblick lang stumm. „Ja, vielleicht“, erwiderte er. „So, und jetzt sollten wir langsam aufbrechen.“
Den nächsten Tag verbrachte Charlene mit einer ausgedehnten Shopping-Tour. Sie hatte dafür auch eine gute Entschuldigung – schließlich musste sie für die Rolle, die sie für Travis spielen sollte, die passende Garderobe besorgen.
Travis rief an und teilte ihr mit, dass er erst spät nach Hause kommen würde. Sie versicherte ihm, dass sie damit gar kein Problem hätte.
Zufällig wurde an diesem Tag auf einem Sender eine ganze Staffel „Der Mann vom Himmel“ gezeigt. Charlene machte es sich auf dem Sofa gemütlich und verfolgte gespannt die Episoden im Leben von Dr. Brad Harrison, gespielt von Travis Falcon.
Es war wirklich eine interessante Rolle. Einerseits war Dr. Harrison ein ganz normaler Chefarzt. Andererseits verfügte er über besondere Heilkräfte – als Arzt und als Seelsorger.
Am Ende der letzten Folge stand er allein im Freien und sah hoch zum Firmament. Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte seine Lippen.
„Eines dürfen wir nie vergessen: Dieser Moment ist einmalig, er kommt nie wieder“, sagte er nachdenklich. „Wir müssen jede Chance ergreifen, die sich uns bietet. Sonst ist sie unwiederbringlich verloren.“
Das waren seine letzten Worte. Der Abspann erschien, die Musik erklang, dann war es vorbei.
Er ist viel zu perfekt, um wahr zu sein, dachte Charlene. Eine erfundene Figur, mehr nicht. Mir tun alle Frauen leid, die das vergessen.
Um elf Uhr meldete sich dann Travis bei ihr. Er klang sehr aufgeregt.
„Morgen früh musst du unbedingt mit ins Studio kommen“, sagte er. „Es gibt eine Menge Leute, die dich kennenlernen wollen. Lee wird auch da sein. Meinst du, du kannst damit umgehen?“
„Irgendwann muss ich ihn ja sowieso wiedersehen“, erwiderte sie. „Nein, alles klar, kein Problem.“
„Gut. Übrigens brauchst du nicht auf mich zu warten. Es wird mit Sicherheit noch spät. Aber wenn du möchtest, geh mal auf die Website von ‚Neues für dich‘.“ Dann legte er auf.
„Neues für dich“ war eine Seite, auf der ganz normale Menschen Schnappschüsse von Promis veröffentlichten, die sie zufällig getroffen hatten. Es überraschte Charlene nicht, ein Foto von ihnen zu sehen, das jemand gestern im Restaurant geschossen hatte.
Das funktioniert ja wirklich gut, dachte sie erstaunt. Travis’ Plan schien aufzugehen. Sie betrachtete kritisch das Foto, war aber einigermaßen zufrieden mit ihrem Äußeren. Sie sah elegant und nicht zu spießig aus.
Neugierig dachte sie darüber nach, was Travis so spät wohl noch treiben mochte. Musste er noch arbeiten? Oder hatte er vielleicht ein Rendezvous?
Wie auch immer – es ging sie nichts an.
Als er schließlich nach Hause kam, lag sie bereits im Bett. Sie hörte, wie er vorsichtig die Tür seines Zimmers hinter sich schloss. Danach konnte sie endlich beruhigt einschlafen.
Für ihren Auftritt im Studio am nächsten Tag entschied Charlene sich für ein eher schlichtes Kleid mit Jackett. Aber sie trug das Haar offen, was sie femininer erscheinen ließ. Travis war davon sehr angetan. Während der Fahrt sprachen sie kaum miteinander, weil der
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