Romana Extra Band 2
reichte ihm das Handy weiter. Er unterhielt sich angeregt mit der netten alten Dame, dann kam Charlenes Großvater ans Telefon. Schließlich verabschiedete Travis sich von ihnen und wünschte Charlene Gute Nacht.
„Du siehst ganz schön fertig aus“, sagte Charlene mitfühlend zu ihm. „Kann ich dir noch etwas bringen?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Ich muss jetzt nur schlafen. Gute Nacht!“
Dann verließ er eilig das Zimmer.
Beim Frühstück am nächsten Morgen erzählte sie ihm mehr über ihre Großeltern.
„Ich liebe sie so sehr“, erklärte sie, ihre Augen leuchteten. „Wir haben immer unglaublich viel Spaß miteinander.“
„Ja, sie klangen wirklich nett“, erwiderte Travis. „Wann werden sie wieder nach England zurückfliegen?“
„In sechs Wochen.“
„Ich hoffe, so lange hältst du es noch bei mir aus.“
„Aber ja, natürlich.“
„Prima, abgemacht.“
Sie gaben sich die Hand und sprachen noch eine Weile über Haushaltsangelegenheiten. Travis hatte eine Putzfrau, die dreimal die Woche kam. Alles andere machte er selbst. Charlene bat ihn, ihr seine Lieblingsgerichte aufzuschreiben. Dann machte sie sich an die Arbeit.
„Du bist eine wunderbare Köchin“, sagte er eine Woche später. „Und du wirst jeden Tag besser.“
„Ich gebe mir Mühe.“
„Das merkt man. Herzlichen Glückwunsch!“
„Ach ja, und dann ist da noch etwas …“ Sie überreichte ihm einen großen Umschlag mit Belegen. „Ich habe mir erlaubt, deine Papiere zu sortieren. Hoffentlich hast du nichts dagegen.“
„Nichts dagegen? Einen größeren Gefallen könntest du mir gar nicht tun.“ Er überlegte. „Ich glaube, ich hätte da noch eine Idee, wie du mir helfen könntest.“
In kurzer Zeit war Charlene über Travis’ Finanzen bis ins Detail informiert. Das betraf auch seine Investments. Offenbar war er heilfroh, jemanden gefunden zu haben, der sich darum kümmerte. Denn Ordnung gehörte anscheinend nicht zu seinen Talenten.
Es erleichterte ihn sehr, ihr diesen Bereich zuschieben zu können. Als sie sich den Überblick über alles verschafft hatte, schenkte er ihr zur Belohnung eine hübsche Kette mit Anhänger. Aber viel wichtiger waren ihr seine Worte: „Mir ist schleierhaft, wie ich bisher ohne dich durchs Leben gekommen bin.“
„Weil du jetzt deine eigene Bankangestellte hast?“, fragte sie kichernd.
„Bankangestellte!“, rief er entrüstet aus. „Siehst du dich wirklich so?“
Seine grenzenlose Bewunderung tat Charlene gut. Sie begann, sich immer mehr in seiner Wohnung und in Beachwood Canyon einzuleben. Einerseits hatte der Ort viel Glamour, andererseits war er wie ein Dorf. Es gab einen hübschen Coffeeshop, einen Markt und mehrere kleine Boutiquen. Manchmal sah sie einen berühmten Schauspieler oder eine Schauspielerin und war versucht, sie anzustarren. Doch dann fiel ihr irgendwann auf, dass sie selbst ebenfalls angestarrt wurde.
Sie ging in eine Boutique und kaufte dort eine Stretchjeans, mit der sie schon länger geliebäugelt hatte.
Zufrieden drehte sie sich zu Hause vor dem Spiegel damit hin und her. Nein, es ließ sich nicht leugnen – sie war zwar keine Schönheit, aber ihre Figur konnte sich sehen lassen.
Trotzdem war sie unsicher, ob die Jeans nicht doch zu eng war. Deshalb zog sie eine weite Chiffonbluse darüber, die ihre Kurven ein wenig verdeckte.
Plötzlich klopfte jemand an der Tür, und eine weibliche Stimme erklang. „Ist jemand zu Hause?“
„Komme schon“, rief sie und eilte zur Tür.
Vor ihr stand eine große Frau in mittleren Jahren.
„Hallo“, sagte sie und streckte Charlene ihre Hand entgegen. „Ich bin Rita Barton, ihre Nachbarin von unten. Ich habe mir vor Kurzem etwas von Travis geliehen, was ich zurückbringen wollte.“
Sie hatte ein sympathisches, fröhliches Gesicht. Charlene mochte sie gleich.
„Kommen Sie doch herein!“, sagte sie.
Das musste die Ehefrau des Mannes sein, den sie und Travis vor einer Weile getroffen hatten. Rita Barton war früher Tänzerin und Model gewesen, was man ihr noch immer ansah.
Bei einer Tasse Kaffee betrachtete Rita sie prüfend und sagte dann mit entwaffnender Offenheit: „Die Gerüchte scheinen ausnahmsweise Mal zu stimmen. Man sagt, Travis hätte endlich ein nettes Mädchen gefunden, das ihm guttut.“
„Danke“, erwiderte Charlene.
„Sie haben doch bestimmt die Geschichte von der jungen Frau aus dem Nachtclub gehört, stimmt’s?“
Charlene nickte.
„Ich kannte sie, sie war eine
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