Romana Extra Band 2
aufhören, wie ein viktorianischer Pfarrer zu reden. Komm lieber ins Bett. Ich merke nämlich gerade, dass der Jetlag mich erreicht. Bestimmt bin ich gleich eingeschlafen.“
„Geht mir auch so“, erwiderte Travis und legte sich zu ihr. „Hauptsache, du bist nicht beleidigt.“
„Nun schlaf endlich!“
Am nächsten Morgen standen sie früh auf, um sich auf die Hochzeit vorzubereiten. Auch die anderen Mitglieder der Familie machten sich fertig. Im Flur hatten Freya und ihre Mutter eine lautstarke Auseinandersetzung.
„Weißt du, womit du deinem Vater eine große Freude machen könntest?“, fragte Charlene Travis, während sie sich anzog. „Indem du Freya heiratest.“
Er saß auf der Bettkante und sah ihr zu.
„Nein, ich würde lieber dich heiraten.“
Charlene sah ihn fassungslos an. Das konnte nicht sein, er wollte sie ganz bestimmt nicht heiraten. Wahrscheinlich machte er sich über sie lustig.
„Ich meine es ernst“, sagte sie.
„Ich auch.“
„Das kann ja gar nicht sein. Willst du mich auf den Arm nehmen?“
„Überhaupt nicht. Du bist die Einzige, die es schafft, dass ich nicht über die Stränge schlage.“
Sie merkte, dass ihr die Kehle wie zugeschnürt war. Trotz der lockeren Sprüche war eine große Ernsthaftigkeit im Raum zu spüren.
Travis sah sie fragend an.
„Na?“
„Na ja, ich … also, um ganz ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher, ob ich dem Job gewachsen wäre.“
„Glaubst du, ich könnte dir zu viel werden?“
„Vielleicht ja, vielleicht nein. Jedenfalls wollen solche Entscheidungen gut überlegt sein.“
„Dann nimm dir die Zeit, die du brauchst.“ Er stand auf und küsste sie auf die Wange. „Lass uns später darüber sprechen.“
Damit verschwand er unter die Dusche. Charlene sah ihm sprachlos nach und ließ sich ermattet auf die Bettkante sinken.
Warum hatte sie seinen Antrag nicht begeistert angenommen? Schließlich liebte sie Travis, das war ihr inzwischen klar. Sie wollte nichts anderes, als für den Rest ihres Lebens mit ihm zusammen sein.
Aber es gab ein Hindernis, denn sie wusste genau, dass er nicht dasselbe für sie empfand. Wahrscheinlich hatte er sie nur gefragt, weil er sich entschlossen hatte, Joes Ratschlag zu folgen. Seine Beziehung zu Amos entwickelte sich gut, und er wollte seinem Vater durch eine Heirat mit ihr seine Seriosität beweisen.
Was sollte sie tun? Der Verführung nachgeben? Oder Travis allein lassen und ihn den Stürmen des Lebens ausliefern?
Unsinn, er ist schließlich erwachsen und braucht deinen Schutz nicht.
Doch, den braucht er.
Stell dir vor, du heiratest ihn, ihr bekommt Kinder und für eine Weile geht alles gut. Dann wird er sich langweilen und eine Affäre mit einer sexy Blondine anfangen. Könntest du das ertragen?
Ich weiß es nicht.
Oh doch, das weißt du ganz genau. Gib’s zu!
12. KAPITEL
Wie alles andere in La Couronne war auch die Hochzeit ein überwältigendes Ereignis. Die Kapelle war aufs Schönste geschmückt, die Kronleuchter glitzerten.
„Es ist wirklich toll“, sagte Harriet zu Charlene. „Aber, ob du’s glaubst oder nicht, mir war unsere Hochzeitsfeier am Strand von Herringdean trotzdem lieber.“
„Das klingt echt toll“, pflichtete Charlene ihr bei.
„Es war wunderschön“, bestätigte Travis.
„Ich kann es kaum abwarten, Cassie in ihrem Hochzeitskleid zu sehen“, sagte Freya.
Der Raum war voller Menschen. Irgendwann waren alle versammelt. Marcel kam als Vorletzter, zusammen mit Darius, seinem Trauzeugen. Jetzt fehlte nur noch die Braut.
Cassie sah umwerfend aus, und Charlene verspürte bei ihrem Anblick einen kleinen Stich. Es war einfach nicht fair, dass eine Frau so schön war, während die andere …
Zufällig erhaschte sie den Blick, mit dem Marcel seine zukünftige Frau anschaute. Er wirkte so, als könnte er sein Glück kaum fassen. Ja, so sollte es sein. Travis würde sie nie auf diese Weise ansehen.
Aber schließlich liebte er sie ja auch nicht. Jedenfalls nicht so sehr wie sie ihn. Was konnte sie also erwarten?
Nachdem sich das Brautpaar das Jawort gegeben hatte, schritt es unter dem Applaus der Anwesenden den Gang herunter. Dann übernahmen die Fotografen die Regie und baten die Gäste um Gruppenfotos.
Amos versammelte all seine Söhne um sich. Doch schließlich fiel ihm auf, dass Travis nicht dabei war, und bat ihn zu sich. So kam es, dass er als Einziger auf einem Foto allein mit seinem Vater zu sehen war.
„Ja“, sagte Charlene voller Freude. „Ja,
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