Romana Extra Band 2
ihr nie gehört hatte? Es war schließlich nur ein One-Night-Stand gewesen. Es war schön gewesen und schneller vorbei, als sie sich vielleicht erhofft hatte. Und noch während sie sich Vorwürfe machte, weil sie so naiv gewesen war, wurde ihr bei ihrer Rückkehr nach Speros klar, dass sie ein viel größeres Problem hatte – ihre Regel war überfällig.
Auf keinen Fall konnte sie in die Dorfapotheke gehen und einen Schwangerschaftstest kaufen, ohne dass es sich herumsprach. Auch den Arzt wollte sie nicht aufsuchen, weil sie damit rechnen musste, dass seine Helferinnen tratschten. Deshalb nahm sie die Fähre nach Athen und kaufte sich den Test dort, um ihn in dem kleinen Hotelzimmer anzuwenden, das sie für eine Nacht gebucht hatte. Das Ergebnis war positiv.
Wie gelähmt saß sie auf dem Bett und betrachtete das Teststäbchen. Was sollte sie jetzt bloß tun? Nichts würde je wieder so sein wie vorher. Als Kind einer alleinerziehenden Mutter, das immer einen Vater vermisst hatte, traf es sie besonders hart. Schon als Teenager war sie fest entschlossen gewesen, nicht dieselben Fehler zu machen wie ihre Mutter. Und nun saß sie hier – allein und schwanger von einem Mann, der nichts von ihr wissen wollte. Ihr Leben geriet plötzlich völlig aus den Fugen.
Sie hatte sich für so klug gehalten und es trotzdem nicht geschafft, auf sich aufzupassen und ihre Interessen zu wahren. Alexei und sie hatten sich von ihrer Leidenschaft hinreißen lassen und waren ein hohes Risiko eingegangen. Nun musste sie den Preis dafür bezahlen, und sie würde nicht nur ihren Job, sondern auch ihren guten Ruf verlieren. Alle würden glauben, Alexei hätte sie nur benutzt, bevor er sich auf die nächste Affäre einließ, und sie hätte sich absichtlich von ihm schwängern lassen. Billie atmete tief durch. Er würde nächste Woche nach Speros zurückkehren, und sie würde es ihm sagen müssen.
Daran zweifelte sie allerdings in den nächsten Tagen. Panos rief sie von der Jacht aus an und bat sie, ihm einige Dokumente zu mailen.
„Ich glaube zwar nicht, dass wir sie brauchen werden, denn der Chef ist anderweitig beschäftigt“, fügte er hinzu und stöhnte.
„Womit denn?“, hakte sie nach, während sie die entsprechenden Dokumente in ihrem Computer suchte.
„Nicht womit, sondern mit wem “, verbesserte er sie ironisch. „Wir haben hier eine neue, sehr anspruchsvolle Frau an Bord, und plötzlich ist alles Geschäftliche Nebensache. Wir kommen morgen noch nicht zurück, weil Alexei einige Tage drangehängt hat.“
Bei seinen Worten pochte ihr Herz schneller, und ihr brach der kalte Schweiß aus. Natürlich hatte sie damit gerechnet, dass Alexei bald eine neue Freundin finden würde, aber deswegen tat es nicht weniger weh. Sie fühlte sich, als hätte man ihr einen Schlag versetzt. „Wer ist sie?“
„Eine alte Flamme, die er vor meiner Zeit hatte – groß und blond, sieht aus wie ein Supermodel … Calisto Bethune, frisch geschieden“, berichtete ihr Kollege.
Ihr wurde noch elender zumute. Sie erinnerte sich an den Namen und an den Tratsch und Klatsch über diese Frau. Calisto war vermutlich die einzige Frau, die Alexei wegen eines anderen Mannes verlassen hatte, und nun war sie anscheinend zurückgekehrt. Da sie unbedingt mehr darüber erfahren wollte, recherchierte Billie im Internet. Calisto war mit einem Schweizer Unternehmer verheiratet gewesen und die Ehe war kinderlos geblieben. Die Frau sah wirklich fantastisch aus und entstammte wie Alexei der griechischen Oberschicht.
Nachdem Billie an diesem Abend nach Speros zurückgekehrt war, rief sie ihre Tante Hilary in London an und erzählte ihr, was passiert war. Diese reagierte so mitfühlend, dass Billie sich schon bald nicht mehr so einsam fühlte.
„Eigentlich hatte ich schon länger damit gerechnet, dass so etwas passiert“, gestand ihre Tante schließlich zerknirscht. „Du liebst Alexei Drakos und hast wahrscheinlich entsprechende Signale ausgesendet. Und von einem Mann, wie ihm war zu erwarten, dass er es irgendwann ausnutzt. Der Abend nach der Trauerfeier war sicher …“
„Ich wollte einfach nur für ihn da sein …“
„Sei nicht so hart mit dir, Billie. Viele Frauen haben denselben Traum geträumt wie du.“ Hilary seufzte. „Aber es ist nun mal geschehen. Jetzt musst du dir überlegen, was du tun willst, und es Alexei erzählen. Es muss dir nicht peinlich sein. Du und das Baby braucht jetzt Unterstützung.“
Bereits in den nächsten Tagen hatte
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