Romana Extra Band 2
gefahren? Er war stolz auf sich, dass er Billie – abgesehen von jenem schwachen Moment, in dem er sie geküsst hatte, – niemals Avancen gemacht hatte. Er hatte sie schon immer gemocht und sorgte sich um sie, als wäre sie eine seiner Cousinen. Sie hatte etwas Unschuldiges an sich, das er schon immer geschätzt hatte.
Noch lange, nachdem Alexei gegangen war, saß Billie an ihrem Schreibtisch und überlegte, welches Motto sich die Cateringfirma für die Feier ausdenken würde. Diese sollte in London stattfinden. Sie wollte Alexei bitten, ihr an dem Wochenende freizugeben, damit sie ihre Tante besuchen konnte. Er würde das Baby auf keinen Fall wollen, und diese Erkenntnis tat furchtbar weh und versetzte sie gleichzeitig in Panik. Das Timing hätte nicht schlechter sein können. Was wäre, wenn Calisto erfuhr, dass sie nicht die Mutter seines erstgeborenen Kindes war?
Musste sie also den Mund halten? Konnte sie ihre Eifersucht verdrängen, damit Alexei und Calisto miteinander glücklich wurden? Ein Schwangerschaftsabbruch kam für Billie nicht infrage. Diesen Entschluss hatte sie schon früh gefasst. Genauso wenig wollte sie das Kind zur Adoption freigeben. Wenn sie Alexei schon nicht haben konnte, dann wenigstens sein Kind.
Und wenn er sich nicht an ihr leidenschaftliches Intermezzo erinnerte, würde er auch nicht argwöhnen, dass er der Vater war. Andererseits würde er über das uneheliche Kind vermutlich so schockiert sein, dass er sie drängen würde, die Identität des Vaters preiszugeben. Er hatte ihr vorgeworfen, dass sie zu weit gegangen war, aber er hatte sich oft in ihr Privatleben eingemischt. Und wie sollte sie überhaupt den Lebensunterhalt für sich und das Baby finanzieren?
Sie verdiente zwar sehr gut, hatte allerdings das ganze Geld in das Haus gesteckt, das viel teurer war als geplant. Es war in sechs Monaten bezugsfertig, und im nächsten Jahr würde sie ihr gesamtes Gehalt dafür aufbringen müssen. Da sie es im Fall eines Verkaufs erst den Einheimischen anbieten musste, würde sie es nur mit großem Verlust veräußern können, zumal Alexei ihr das Grundstück geschenkt hatte und sie ihn dann auszahlen musste.
Also würde sie Speros in naher Zukunft nicht verlassen können. Genauso wenig konnte sie ihren Job aufgeben. Ihr Traumhaus war plötzlich zu einer Last geworden, denn es band sie an einen Ort und an einen Job, die sie jetzt am liebsten hinter sich gelassen hätte. Wie sollte sie auch seelenruhig mit ansehen, wie Alexei seine wiedergefundene große Liebe umwarb und heiratete? Als Billie sich an diesem Abend fürs Bett fertigmachte, betrachtete sie voller Sorge ihren noch flachen Bauch und überlegte, wie lange es wohl dauern würde, bis man ihr die Schwangerschaft ansah.
Hilary ließ sich von ihren Argumenten nicht beeindrucken. „Er liebt also eine andere. Na großartig!“, meinte sie verächtlich, als Billie sie am nächsten Abend anrief, um mit ihr zu plaudern. „Aber er hat immer noch eine große Verantwortung dir und anderen Frauen gegenüber, die er schwängert.“
„Rechtlich gesehen, ja, aber ich brauche seine Hilfe nicht und will sie auch gar nicht …“
„Pass auf, dass du dir aus falschem Stolz nicht ins eigene Fleisch schneidest“, mahnte ihre Tante.
„Ich möchte sein Glück nicht zerstören“, gestand Billie und seufzte. „Und da er vergessen hat, was in jener Nacht passiert ist, wäre es sehr unfair, ihm von dem Baby zu erzählen …“
„Selbst ein Drakos kann einen Gentest nicht verweigern“, wandte Hilary ein. „Vielleicht solltest du sogar bis nach der Geburt warten, bevor du Ansprüche erhebst.“
„Ich will sein Geld wirklich nicht, Hilary. Vielmehr möchte ich eine Möglichkeit finden, das Baby und meinen Job zu behalten.“
„Und wie soll das funktionieren? Ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Mutter dir unter die Arme greift …“
„Natürlich nicht …“
„Wenn ich auf der Insel wohnen würde, wäre das Problem gelöst“, bemerkte ihre Tante. „Ich würde mich gern um dein Baby kümmern.“
„Das könntest du, wenn du bereit wärst, herzuziehen. In meinem neuen Haus wäre genug Platz. Aber du kannst John ja nicht allein lassen.“ Billies Onkel lebte in einem Pflegeheim, wo Hilary ihn täglich besuchte.
„Es dauert wohl nicht mehr lange“, sagte ihre Tante leise. „Sein Zustand verschlechtert sich von Tag zu Tag.“
„Das tut mir so leid“, erwiderte Billie. „Es war wirklich albern von mir. Ich habe davon
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