Romana Extra Band 2
zuliebe.“
„Natürlich nicht. Ich möchte ein Buch über König Henry IV und das Haus Lancaster schreiben. Das habe ich schon seit meinem Studium vor“, sagte ihre Tante mit einer Begeisterung, wie sie sie schon seit Jahren nicht mehr an den Tag gelegt hatte.
„Dabei kann ich dir helfen“, erbot sich Billie. „In den letzten Schwangerschaftswochen habe ich ohnehin nicht viel zu tun.“
Diese Aussicht erwies sich als Segen, sobald Billie am nächsten Tag ein Foto von Calisto in ihrem fantastischen Ballkleid in der Zeitung sah. Alexei erfüllte in jeder Hinsicht sein Schicksal. Seine Familie erwartete von ihm, dass er eine Frau heiratete, die ihm ebenbürtig war, und mit ihrer Schönheit, ihrem Ruhm und ihren Verbindungen wurde Calisto diesen Anforderungen gerecht.
Als Billie zwei Wochen später mit Alexei geschäftlich in Mailand war und mit ihm zu Mittag aß, sprach sie das Thema Auszeit an.
Er blickte auf und runzelte die Stirn. „Das kommt ziemlich plötzlich“, meinte er leise. „Und warum willst du dir eine Auszeit nehmen?“
„Ich spiele schon länger mit dem Gedanken. Ich würde gern etwas Zeit bei meiner Tante in England verbringen. Sie braucht Unterstützung.“
„Ich weiß, sie hat vor kurzem ihren Mann verloren“, erinnerte er sich zu ihrer Überraschung. „Sie hat mein volles Mitgefühl, aber ich bin nicht bereit, mich mit einer unfähigen Assistentin herumzuärgern, die in den nächsten sechs Monaten versucht, deine Arbeit zu machen …“
„Es wäre für mindestens acht Monate“, verbesserte sie ihn, weil sie sich nicht auf irgendwelche Verhandlungen einlassen wollte. „Ich brauche dringend eine Auszeit, Alexei …“
„Ich verstehe nicht, warum.“
Er betrachtete Billie forschend. Sie wirkte nicht erschöpft, allerdings musste er zugeben, dass sie in den letzten Monaten dünner geworden zu sein schien, weil ihre Sachen plötzlich zu weit waren. Er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass sie ihm etwas verschwieg. „Was ist wirklich los?“, hakte er deshalb nach.
Sie wich seinem Blick aus. „Ich brauche einfach eine Auszeit, und …“, nervös befeuchtete sie sich die Lippen, „… meine Tante ist schwanger und ganz allein und braucht meine Hilfe.“
Alexei fragte sich, warum Billie jetzt errötete. Vielleicht war ihre Tante nicht von ihrem verstorbenen Mann schwanger. Es war typisch für Billie, ihr zu Hilfe zu eilen. „Ich möchte nicht, dass du jetzt gehst. Du bist unentbehrlich für mein Team.“
„Du hast Olympia ja schon kennengelernt. Ich arbeite sie ein, damit sie meinen Job übernehmen kann.“
„Sie ergreift immer die Flucht, wenn ich auftauche. Ich kann dir jetzt schon sagen, dass sie es nicht bringen wird“, erklärte er ironisch.
Trotzig hob Billie das Kinn. „Das muss sie, denn ich brauche dein Einverständnis für die Berufspause.“
„Ich werde darüber nachdenken“, erwiderte Alexei eisig. „Aber warum gehst du nicht stattdessen für acht Monate in die Londoner Niederlassung? Das wäre die vernünftigere Lösung, und du hättest trotzdem einen Tapetenwechsel.“
Auf diesen Vorschlag war sie nicht gefasst gewesen war. „Ich möchte lieber eine Zeit lang gar nicht arbeiten.“
Alexei ließ sie mit der Antwort noch eine Woche warten, was ausgesprochen nervenaufreibend war. Wenn er sich weigerte, würde sie ihre Kündigung einreichen. Er rief sie in sein Büro, kurz bevor er übers Wochenende nach Paris flog. Angespannt ging Billie hinein und zog dabei den Bauch ein, damit er ja nichts merkte.
„Ich bin mit dieser Berufspause, wie du es nennst, zwar nicht einverstanden, stimme aber zu“, informierte er sie, einen grimmigen Ausdruck in den goldbraunen Augen. „Es wird schwierig für mich werden, aber mir ist durchaus bewusst, dass du in den letzten Jahren gute Arbeit geleistet hast. Wann willst du gehen?“
„Zum Monatsende“, erwiderte sie, unendlich erleichtert, gleichzeitig jedoch voller Schuldgefühle.
Dennoch – sie sah keine andere Möglichkeit. Obwohl die beiden sich noch nicht offiziell verlobt hatten, hieß es, Calisto hätte bereits einige Hochzeitsplaner aufgesucht. Billie konnte nur hoffen, dass die Eheschließung vor ihrer Rückkehr stattfand. Mit der Zeit würden ihre Gefühle nachlassen, wie sie sich einredete, und sie würde nachts nicht mehr wach liegen und sich verzweifelt nach Alexei sehnen.
Sie erkannte sich selbst nicht wieder. Hilflos war sie ihren Hormonen ausgeliefert, weinte aus heiterem Himmel und gab
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