Romana Extra Band 2
möchte.“
Mühsam schluckte Billie. Als ihre Mutter eine unhöfliche Bemerkung machte, drückte sie ihr warnend den Arm. „Wahrscheinlich ist sie bald die Frau meines Chefs. Also zeige ich lieber guten Willen, auch wenn ich offiziell erst morgen wieder arbeite.“
„Ich finde mich hier schon zurecht. Nicky und ich kommen auch ohne dich klar“, verkündete ihre Tante.
Billie stieg zu Anna in deren alten, klapprigen Wagen. Alexei befand sich gerade auf dem Rückflug von Australien und würde erst in der Nacht landen. Und nun fuhr sie zu dem Treffen, das sie monatelang vermieden hatte. „Muss ich sie jetzt mit ihrem Vor- oder mit ihrem Nachnamen anreden?“, erkundigte sie sich.
„Auf ihren Wunsch hin sagen wir Calisto zu ihr. Wir finden sie alle sehr schwierig“, gestand die Haushälterin seufzend. „Sie möchte in der Villa alles umorganisieren.“
„Das war zu erwarten“, erwiderte Billie betont fröhlich. Was mich nicht umbringt, macht mich stark , so lautete seit einigen Monaten ihr Mantra.
Calisto empfing sie in Alexeis Büro. Sie trug ein changierendes rosafarbenes Kleid, das ihre Sonnenbräune perfekt zur Geltung brachte.
„Sie sind also Billie“, meinte sie, wobei sie sie von Kopf bis Fuß musterte und dabei spöttisch die Lippen verzog. „Auf Alexeis Anwesen ist eine Menge schiefgegangen, weil Sie sich zu lange freigenommen haben.“
„Das tut mir leid. Schade, dass meine Nachfolgerin nicht so kompetent war.“
„Sie können sich wirklich glücklich schätzen, in Ihren alten Job zurückkehren zu dürfen. “ Calisto nahm ein Blatt vom Schreibtisch und hielt es ihr entgegen. Dabei stieg Billie der Duft ihres teuren Parfüms in die Nase. „Ich habe eine Liste mit den wichtigsten Dingen zusammengestellt und hoffe, Sie haben vor, heute Nacht lange zu arbeiten.“
„Nein, heute Abend nicht. Ich war den ganzen Tag unterwegs. Aber ich fange gleich morgen früh damit an“, erwiderte Billie gleichmütig, während sie das Blatt überflog. Es handelte sich nicht um eine Aufstellung von Dingen, die erledigt werden sollten, sondern um Beschwerden, von einem ungepflegten Swimmingpool, vermeintlich frechen Angestellten, bis hin zu Möbeln oder Farben, die Calisto nicht gefielen. „Ich kümmere mich bald darum.“
„Ja, sehen Sie zu. Alexei hat für Schlamperei genauso wenig übrig wie ich. Er sagt, Sie seien sehr tüchtig, und dies ist Ihre Chance, es zu beweisen.“
Billie nickte und ging zu der Tür, die zu ihrem Büro führte.
„Soweit ich weiß, organisieren Sie hier die Feierlichkeiten für den Georgstag“, fügte Calisto unerwartet hinzu. „Meinen Sie, Sie könnten den Empfang hier in der Villa absagen?“
„Das ist schon Tradition, seit Alexeis Vater ein Kind war.“
„Mag sein, aber wir sind die nächste Generation, und ich schätze meine Privatsphäre. Ich mag es nicht, wenn die Einheimischen durch unser Haus trampeln.“
Billie schwieg, weil es nicht in ihrer Befugnis lag. Alexei, der die Traditionen und die Gastfreundschaft auf der Insel sehr schätzte, würde vermutlich darauf bestehen, dass alles lief wie bisher.
Diese Nacht schlief sie zum ersten Mal in ihrem neuen Haus, den Geruch von frischer Farbe und neuen Möbeln in der Nase. Am nächsten Morgen wachte sie sehr früh auf und fütterte und wickelte Nicky, der schon lebhaft in seinem Bettchen strampelte. Dann beschloss sie, vor der Arbeit schwimmen zu gehen. Hilary bereitete das Frühstück vor, damit sie auf der Terrasse essen konnten.
Wenige Minuten später trat Billie an den Strand. Nachdem sie ihren Bademantel auf einen Felsen gelegt hatte, watete sie in das Wasser. Es war kühler als erwartet. Deshalb schwamm sie mit kräftigen Zügen, um sich aufzuwärmen. Erst als sie wieder an Land ging, merkte sie, dass sie nicht mehr allein war.
Alexei, unrasiert und lässig in einem schwarzen Pullover und verwaschenen Jeans, kam durch den Sand auf sie zu. „Ich habe dich von der Villa aus gesehen. Anscheinend bist du nach deinem Aufenthalt in England abgehärtet. Das Wasser ist eiskalt.“
„Etwas kühler, als ich dachte“, gestand Billie und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihn. Dies war ihr erstes Treffen nach acht unendlichen Monaten. Und er enttäuschte sie nicht. Selbst nun, da er direkt aus Calistos Bett kam – ein Gedanke, der sie zutiefst schmerzte –, sah Alexei fantastisch aus. Sofort erlag sie seinem überwältigenden Sex-Appeal. Unvermittelt blieb sie stehen und versuchte, nicht zu zittern –
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