Romana Extra Band 2
einen romantischen Heiratsantrag gemacht, dachte sie traurig. Natürlich liebte er sie nicht. Sie war weder umwerfend attraktiv noch eine sinnliche Herausforderung, sondern seine zuverlässige Assistentin, die schon lange heimlich in ihn verliebt war.
Und seit wann wusste er das? Billie errötete beschämt. Wahrscheinlich hatte er es schon vor langer Zeit erraten, denn er war ein Mann, der die Frauen kannte. Er hatte es sich allerdings nie anmerken lassen, bis er ihre Vorzüge aufgelistet und ihr vor Augen geführt hatte, wie gut sie zu ihm passen würde.
Und zweifellos betrachtete er seinen Heiratsantrag als große Ehre. Was hatte sie einem jungen attraktiven Milliardär schon anderes zu bieten als Durchschnittlichkeit? Erstaunlicherweise war diese genau das, was er momentan zu brauchen schien. Eine bescheidene, dankbare, liebende Frau, mit der man natürlich viel besser zusammenleben konnte als mit einer Diva wie Calisto Bethune. Eins musste man Alexei lassen – selbst bei einer Eheschließung stellte er die Bedingungen. Denn inwieweit würde sie davon profitieren?
Billie atmete tief durch, als sie zum Kern der Sache gelangte. Sie hatte die Flucht ergriffen, weil sie tief verletzt war, aber würde sie sich die einzige Chance, Alexeis Frau zu werden, wirklich entgehen lassen? Natürlich war der Heiratsantrag eine einzige Demütigung gewesen. Aber Alexei war hinsichtlich seiner Erwartungen ehrlich zu ihr gewesen und hatte Calisto offenbar nie einen Antrag gemacht. Doch hatte er Calisto überhaupt geliebt? War er überhaupt schon einmal verliebt gewesen? Ihr gegenüber hatte er das Wort jedenfalls noch nie in den Mund genommen. Bisher schien ihm keine Frau etwas bedeutet zu haben.
Als sie an seine Familie dachte, musste Billie zugeben, dass deren Leben genauso wenig der Stoff war, aus dem Träume gemacht wurden. Die Mussehe seiner Eltern war nach außen hin glücklich gewesen, doch Natasha Drakos hatte sich ihrem Ehemann in jeder Hinsicht gefügt. Es war eine sehr traditionelle und konservative, typisch griechische Verbindung gewesen, und Constantine war viel gereist, während Natasha Heim und Herd hütete. Diese eher emotionslose Beziehung war der Entwurf, den Alexei – ob bewusst oder unbewusst – nun seiner Lebensplanung zugrunde legte.
„So eine Szene zu machen und dann wegzulaufen passt gar nicht zu dir“, ließ Alexei sich plötzlich ganz in der Nähe vernehmen. „Ich hatte eigentlich erwartet, dass du vernünftiger reagierst.“
Für einen Mann, der die Frauen so gut kannte, war er schrecklich taktlos. Als Billie ihn ansah, verschlug ihr sein Anblick wieder einmal den Atem. „Ich bin vernünftig. Ich lasse mir deine Worte gerade noch einmal durch den Kopf gehen.“
„Was gibt es da zu überlegen?“, hakte er ironisch nach.
Billie hob das Kinn und funkelte ihn an. „Du liebst mich nicht. Es wird nicht einfach sein, mit dir zusammenzuleben. Du willst immer deinen Willen durchsetzen. Und vielleicht wirst du mir nicht treu sein. Also gibt es wohl eine Menge zu bedenken.“
Trotz seiner Bräune war er rot geworden, und seine Züge wirkten sehr angespannt. Sie merkte ihm an, wie schwer es ihm fiel, nichts zu erwidern. „Ich teile dir meine Antwort morgen mit.“
„Ich vertraue darauf, dass du die richtige Entscheidung triffst.“
Er vertraut mir also, dachte sie gequält. Hätte er gewusst, dass er einen Sohn hatte, wäre es nicht mehr der Fall gewesen. Diese Erkenntnis versetzte ihr einen Stich ins Herz. Und dennoch war sie davon überzeugt, dass sie momentan keinen reinen Tisch mit Alexei machen konnte.
Im nächsten Augenblick nahm er ihre Hand, zog sie hoch und umfasste ihre Hüfte. Langsam neigte er den Kopf. „Ich will dich … mehr, als du ahnst, matakia mou .“
Sobald er die Lippen auf ihre presste, hörte sie buchstäblich auf zu atmen, mitgerissen von den brennenden Empfindungen, die sie durchfluteten. Heißes Verlangen wallte in ihr auf, und sie sehnte sich danach, wieder seine Leidenschaft zu spüren.
Ihre heftige Reaktion auf einen bloßen Kuss erschreckte Alexei und erregte ihn noch mehr. Trotzdem löste er sich von Billie, weil er nichts überstürzen wollte. Die Vorstellung, dass er ihr erster Liebhaber sein würde, fand er sehr verlockend.
„Da ich weiß, dass du noch Jungfrau bist, sollst du nicht mit mir schlafen, bevor wir verheiratet sind“, sagte er rau. „Und du verstehst sicher, dass ich deshalb so bald wie möglich vor den Altar treten möchte.“
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