Romana Extra Band 2
Danach hatte Alexei sich allerdings gleich in die vermeintlich große Romanze mit Calisto gestürzt, und Billie hatte vor allem ihm zuliebe geschwiegen – dummerweise, wie ihre Mutter es nannte.
„Vorerst muss Billie den Mund halten und darf erst mit der Neuigkeit herausrücken, wenn sie verheiratet sind“, verkündete Lauren. „Nachdem sie diese Farce so lange durchgezogen hat, kommt es auf ein paar Tage nicht an.“
„Entscheidend ist, dass Billies Beziehung zu Alexei sich seit dem Heiratsantrag grundlegend verändert hat“, entgegnete Hilary hitzig. „Und wenn sie es ihm jetzt nichts sagt, steht sie später als berechnend da.“
Da sie die Auseinandersetzung nicht mehr ertragen konnte, ging Billie in ihr Schlafzimmer, wo das wunderschöne bestickte Hochzeitskleid, das sie in Athen gekauft hatte, am Schrank hing. In achtundvierzig Stunden würde sie es anziehen. Sie hatte gehofft, Alexei würde sich von allein an ihre gemeinsame Nacht erinnern. In Athen hatte sie sogar einen Psychiater aufgesucht und ihn um seine Meinung gebeten. Dieser hatte ihr allerdings alle Illusionen genommen. Vielleicht würde Alexei sich eines Tages an jene Stunden oder einzelne Momente erinnern, aber je mehr Zeit verging, desto unwahrscheinlicher wäre es.
Außerdem brauchte ihr niemand zu sagen, was sie tun sollte. Sie wusste, dass sie sich mit jedem Tag tiefer in ihre Lügen verstrickte. Und es gab nichts, womit sie sich rechtfertigen konnte. Los, sag es ihm, forderte eine innere Stimme. Doch Billie hatte Alexei seit ihrer letzten Begegnung kaum gesehen und wollte es ihm auch nicht am Telefon erzählen. An diesem Abend sollte er rechtzeitig zum Essen in der Villa eintreffen. Wieder einmal versuchte sie, all ihren Mut zusammenzunehmen.
In einem dunkelgrünen knielangen Seidenkleid machte sie sich am Abend auf dem Weg zu seiner Villa, wo Anna sie herzlich begrüßte. Billie wusste, die Einheimischen wären glücklicher darüber gewesen, wenn Alexei eine Griechin geheiratet hätte, zogen sie jedoch einer Fremden vor. In dem hohen Spiegel in der Eingangshalle betrachtete Billie sich nachdenklich. Da Alexei von ihr erwartete, dass sie sich als seine Ehefrau entsprechend kleidete, hatte sie sich in Athen einige neue Sachen gekauft und war außerdem bei einem bekannten Friseur gewesen, wo sie sich auch eine Maniküre gegönnt hatte.
Ich habe einiges auf mich genommen, um attraktiver zu sein und ihm zu gefallen, überlegte sie voller Selbstverachtung. Früher hatte sie immer geglaubt, ihr Äußeres wäre nicht so wichtig. Nun musste sie allerdings an Calisto und deren schicke Vorgängerinnen denken und konnte über ihre Naivität nur lächeln. Ein Mann wie Alexei würde sich nicht lange für eine unscheinbare Frau interessieren. Also musste sie seine Erwartungen erfüllen.
In dieser Woche hatte sie auch einen fünfzig Seiten umfassenden Ehevertrag unterschrieben. Sie hatte ihn nur zur Hälfte gelesen, nachdem sie flüchtig registriert hatte, dass Alexei ihr im Fall einer Scheidung eine großzügige monatliche Summe zuerkannte. Lauren hatte sie gedrängt, in Athen einen Anwalt aufzusuchen, aber Billie wollte ihrem zukünftigen Ehemann vertrauen. Außerdem blieb keine Zeit mehr vor der Hochzeit, um über irgendwelche Klauseln zu verhandeln.
Als Billie das Geräusch des sich nähernden Hubschraubers hörte, atmete sie tief durch. Sie würde das Richtige tun. Sie würde Alexei alles erzählen und sich den Konsequenzen stellen. Sie war kein Feigling und auch keine Lügnerin.
Als Alexei den lichtdurchfluteten Salon betrat, stockte ihm beim Anblick seiner zukünftigen Braut der Atem. Die grüne Farbe ihres Kleids passte zu der ihrer Augen und ließ ihre Alabasterhaut noch zarter erscheinen. Wie hatte er nur je annehmen können, sie wäre nicht schön? Wie hatte er ihr rotes Haar je unattraktiv finden können? In weichen Wellen umspielte es ihr Gesicht, ihre Augen funkelten, und ihre Lippen wirken unglaublich sinnlich. Einladend streckte er die Hand aus.
„Ich … möchte dir die Gelegenheit geben, es dir mit der Hochzeit noch anders zu überlegen“, begann sie nervös, als er auf sie zuging.
„Ich habe nicht die geringste Absicht, es mir anders zu überlegen, moraki mou .“ Er lächelte amüsiert, bevor er Billie bei der Hand nahm und sie ins Schlafzimmer führte. „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Entscheidung. Außerdem habe ich heute eine Presseerklärung über unsere Verlobung abgegeben. Wir werden im kleinen Kreis
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