Romana Extra Band 2
senkte Billie den Blick. Alexei ahnte tatsächlich nicht, dass er schon mit ihr geschlafen hatte. Und er ging ganz selbstverständlich davon aus, dass sie seinen Antrag annehmen würde. Diese Überheblichkeit machte sie wütend.
„Vielleicht sage ich morgen Nein“, erklärte sie steif.
Daraufhin drückte er sie enger an sich und küsste sie wieder, diesmal noch verführerischer. Gleichzeitig ließ er die Hände nach oben gleiten und kam ihren Brüsten gefährlich nahe. Als sie sich von ihm löste, konnte sie kaum atmen, geschweige denn einen klaren Gedanken fassen. Die intime Nähe seines sichtlich erregten Körpers brachte sie fast um den Verstand.
In dieser Nacht konnte Billie vor Aufregung kaum schlafen. Alexei liebte sie nicht, aber sie liebte ihn und wusste, dass es ihr das Herz brechen würde, wenn er eine andere heiratete – und das würde er tun, wenn sie seinen Antrag ablehnte. Obwohl ihr Verstand sie warnte, folgte sie schließlich ihrem Herzen. Am nächsten Morgen suchte sie Alexei am Frühstückstisch auf.
„Wie lautet deine Antwort?“, erkundigte er sich sanft.
„Ja, ich werde dich heiraten.“ Sie beobachtete, wie er zufrieden lächelte. „Überrascht dich das?“
„Nein. Wie ich schon sagte, vertraue ich dir voll und ganz, khriso mou “, gestand er, woraufhin sie einen heftigen Stich verspürte.
Mein Schatz hatte er sie genannt. Aber wie lange würde er sie noch so sehen?
10. KAPITEL
Zweieinhalb Wochen später betrachtete Billie versonnen den exquisiten Verlobungsring an ihrem Finger, einen schmalen, eleganten Reif mit einem wunderschönen dunkelgrünen Stein, der für ihre zarte Hand wie geschaffen war. Immer wieder musste sie ihn betrachten, um sich zu vergewissern, dass sie nicht träumte. Da sie so viele Geheimnisse hatte, erschienen ihr die Vorbereitungen für ihre Hochzeit umso unwirklicher. Alexei respektierte sie vor allem wegen ihrer Wahrheitsliebe. Es wäre eine sehr unangenehme Überraschung für ihn, wenn er herausfand, dass sie ihn immer wieder belogen hatte.
„Du musst ihm von Nicky erzählen, bevor du ihn heiratest“, erklärte Hilary unumwunden.
„Wenn ich es tue, will er mich nicht mehr zur Frau“, erwiderte Billie trotzig, doch ihre Tante schüttelte unbeeindruckt den Kopf.
„Das Risiko musst du eingehen.“
In dieser Hinsicht verließ sie allerdings der Mut. Endlich hatte der Mann, den sie liebte, ihr einen Ring angesteckt, und sie hatte das Recht, ihn zu umarmen. Dazu hatte sie jedoch kaum Gelegenheit, weil sie ihn seitdem kaum gesehen hatte. Sie war nach Speros zurückgeflogen, um die Hochzeit zu organisieren, während er geschäftlich im Ausland war. Trotzdem schwebte sie im siebten Himmel, sodass es ihr noch schwerer fiel, ihm endlich die Wahrheit zu sagen. Das Ganze hing wie ein Damoklesschwert über ihr.
Billie spürte, wie sie blass wurde, und erwiderte angespannt: „Vielleicht versucht Alexei sogar, mir Nicky wegzunehmen.“
Ihre Tante runzelte die Stirn. „Warum sollte er das tun?“
„Weil er vor Wut außer sich sein wird. Er ist ein Kontrollfreak. Ich habe ihn enttäuscht, weil ich ihm die Wahrheit vorenthalten habe … und er hasst Lügen. Außerdem wird ein uneheliches Kind dem Ruf seiner Familie schaden. Er wird mir die Schuld an der ganzen Sache geben.“
„Natürlich kann sie Alexei erst von Nicky erzählen, wenn sie den Ring am Finger hat!“, mischte Lauren sich ein und warf ihrer jüngeren Schwester einen abfälligen Blick zu. „Schließlich ist er ein Drakos und steht der Ehe sehr kritisch gegenüber. Kein Wunder, denn sein Vater war viermal verheiratet!“
Während ihre Mutter ihre schlimmsten Befürchtungen in Worte fasste, rutschte Billie unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her. Da sie es Lauren nicht länger hatte verschweigen können, hatte sie ihr schließlich alles erzählt. In gewisser Weise hatte ihre Mutter sogar mehr Verständnis für ihre Misere als Hilary mit ihren strengen Moralvorstellungen. Sie konnte gut nachvollziehen, wie groß Billies Angst davor war, den Mann zu verlieren, den sie liebte. Sobald Alexei und sie verheiratet wären, so hoffte Billie, hätte sie die Chance, alles wiedergutzumachen. Aber wie sollte sie ihn versöhnlich stimmen, wenn sie unverheiratet wären und getrennt lebten?
Außerdem sah Lauren keinen Grund dafür, dass ihre Tochter die ganze Schuld an den Folgen von Alexeis Gedächtnisverlust auf sich nehmen sollte. Schließlich konnte niemand etwas für jenen verhängnisvollen Unfall.
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