Romana Extra Band 3
Lantern Square und kümmerte sich um das Neugeborene und die verzweifelte Mutter. Alice litt an heftigen Wochenbettdepressionen. Sie weinte viel und drohte, sich umzubringen. Sobald es ihr besser ging, flüchtete sie aus dem Haus, so oft sie nur konnte. Dass Mutterschaft eine lebenslange Verpflichtung darstellte und kein Job war, den man kündigen konnte, hatte ihr offenbar niemand verraten.
Traurig schob Maisy den fast unberührten Teller beiseite. Sie hatte viel um ihre Freundin und den verwaisten Lorenzo geweint, inzwischen waren ihre Tränen versiegt.
Das war auch gut so, denn es gab Wichtiges zu bedenken. Jeden Tag konnte ein Anwalt von Leonardos Familie auf der Schwelle stehen und ihr Lorenzo wegnehmen.
Bei mir werden sie ihn nicht lassen, dachte sie mutlos. Ihn in fremde Hände zu geben, konnte sie sich aber beim besten Willen auch nicht vorstellen. In ihrer Verzweiflung hatte sie sogar schon ins Auge gefasst, mit ihm davonzulaufen. Aber was dann? Arbeit hatte sie keine, ihre einzige Begabung lag darin, sich um andere zu kümmern. Sie liebte den kleinen Jungen innig, er war ihre einzige Familie – und sie seine. Sie musste einen Weg finden, bei ihm zu bleiben. Vielleicht brauchte derjenige, der ihn zu sich nahm, ein Kindermädchen?
Sie zwang sich zur Ruhe und zog den Teller wieder heran. Lustlos kaute sie auf einer Gabel voller Nudeln. Morgen würde sie in Leonardos Arbeitszimmer nach Telefonnummern seiner Angehörigen suchen und sie kontaktieren. Sie kannte sie nicht, überhaupt waren nur selten Gäste ins Haus gekommen. Alice hatte sich nie deswegen beschwert. Sie hatte es vorgezogen auszugehen – um sich nicht ihrem Sohn widmen zu müssen. Wieso sie keine Bindung zu ihm aufbauen konnte, hatte Maisy nie begriffen.
In diesem Moment schreckte etwas sie aus ihren trüben Gedanken auf – eine Bewegung am Rand ihres Blickfeldes.
Jemand war ihm Haus.
Sie lauschte aufmerksam.
In diesem Moment stürmten zwei Männer in dunklen Anzügen aus der angrenzenden Vorratskammer, drei kamen die Treppe herunter, zwei weitere drangen durch die Gartentür ins Haus. Vor Schreck fiel ihr die Gabel aus der Hand, sie stand vorsichtig auf und tat stolpernd einen Schritt zurück.
Einer der Eindringlinge befahl: „Hände an den Kopf. Legen Sie sich auf den Boden.“ Dann schob ein jüngerer Mann ihn beiseite und erteilte einen knappen Befehl auf Italienisch. Maisy stand wie angewurzelt da und starrte ihn mit offenem Mund an.
„Sprich Englisch, Alessandro“, sagte ein dritter, ebenso Furcht einflößender Mann.
Das muss die italienische Mafia sein, schoss es ihr durch den Kopf, und als der jüngere Mann auf sie zukam, reagierte sie instinktiv.
Sie packte einen Stuhl und schleuderte ihn dem Mann mit aller Kraft entgegen.
2. KAPITEL
„Vielleicht sollten wir besser bis zum Morgen warten“, hatte sein Assistent Carlo Santini vorgeschlagen, doch das kam für Alessandro nicht infrage – er wartete grundsätzlich nicht.
Beim Eindringen ins Haus bemerkte er sofort, dass der Sicherheitscode nicht geändert worden war, als Nächstes fiel ihm die ungewöhnliche Stille auf. Es war kurz vor Mitternacht, und die Räume wirkten wie ausgestorben. Vorsichtig schlich er ins Souterrain, aus dem ein blasser Lichtschein durch das Treppenhaus schimmerte. Er konnte sich darauf verlassen, dass seine Leibwächter das Haus gründlich durchsuchen würden, hatte aber darauf bestanden, die Situation selbst in Augenschein zu nehmen, da es um sein Patenkind ging.
Im Halbdunkel in der Küche saß eine einsame Gestalt über einen Teller gebeugt. Personal war also im Haus – das war gut. Offenbar spürte sie seine Anwesenheit, denn als er hinter ihr in den Raum schlich, hob sie lauschend den Kopf.
Gleich darauf wurden die Terrassentüren von außen aufgestoßen, Bodyguards stürmten herein, weitere folgten ihm die Stufen hinab. Dass die Männer in erster Linie seinem Schutz dienten, konnte die Person nicht wissen – eine junge Frau. Sie reagierte wie von der Tarantel gestochen, schleuderte einen Stuhl nach ihm und tauchte unter den Tisch ab, wo sie sich so klein wie möglich zusammenrollte.
Fluchend schob Alessandro das massive Möbelstück beiseite, zog sie darunter hervor und hob sie auf die Arme. In ihrer Angst wehrte sie sich heftig mit Tritten und Schlägen.
Besser ich als meine Männer, dachte er, als sie ihm einen schmerzhaften Hieb verpasste. Seine Leibwächter würden vermutlich nicht gerade sanft mit ihr umgehen.
Weder
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