Romana Extra Band 3
Alessandro Tremante vorgeschwärmt.
„Sehen Sie zu, dass der Junge wieder einschläft. Ich warte draußen auf Sie“, befahl er, und sie fragte sich, ob er jemals um etwas bat.
Als sie nach geraumer Zeit aus dem Kinderzimmer kam, wirkte das Haus wieder still und leer wie zuvor. Von den Sicherheitsleuten war nichts zu sehen. Sie hielt inne und lauschte.
„Ich bin hier“, hörte sie eine Stimme aus ihrem eigenen Schlafzimmer, das Lorenzos gegenüberlag. Sie ging hin und hielt auf der Schwelle inne. Alessandro stand vor dem Fenster.
„Nehmen Sie Platz“, wies er sie an.
„Ich stehe lieber.“
„Setzen!“
Unter gemurmeltem Protest ließ sie sich auf dem schmalen Bett nieder, während er im Zimmer umherging. Seine ungebändigte Energie machte sie unruhig.
Gedankenverloren strich Alessandro sich übers Kinn. Er war verwirrt. Vier Tage in Folge – so lange wie noch nie in seinem ganzen Erwachsenendasein – hatte er keinen einzigen Gedanken an Sex verschwendet, doch seit dem Moment, in dem er diese Frau im Arm gehalten hatte, beherrschte das Thema ihn.
Der Jogginganzug betonte nicht gerade ihre Figur, aber er hatte ihre schmale Taille ertastet, die sanfte Rundung ihrer Hüften. Vermutlich waren ihre Brüste voll, die hochgebundenen Haare länger als gedacht. Er könnte mit den Händen darin wühlen, während er ihre Lippen kostete …
Frustriert schüttelte er den Kopf. Tod und Sex gingen Hand in Hand, das hatte er irgendwo gelesen. Leonardo war tot, die Verantwortung für seinen Sohn fiel ihm zu – und er nahm seine Pflichten grundsätzlich ernst. Der Gedanke an Sex mit einer richtigen Frau, keiner angemalten, künstlichen Schönheit … Sie trug nicht einmal Make-up, und das hatte sie auch nicht nötig. Ihre Haut schimmerte zart und glatt, und ihr Haar …
Unvermittelt stand sie auf. „Mr Tremante.“
„Alessandro.“
„Dann also Alessandro.“
Sie schöpfte tief Atem, eindeutig im Begriff, zu einer Rede anzusetzen.
Hastig fragte er: „Und wie heißen Sie?“
„Maisy. Maisy Edmonds.“
„Setzen Sie sich wieder, Maisy.“
„Ich möchte lieber stehen, bei dem, was ich Ihnen zu sagen habe.“
„Bitte!“
Tatsächlich nahm sie wieder auf der Bettkante Platz – nur um erneut aufzuspringen.
„Nein, es ist wirklich wichtig: Wenn Sie Lorenzo zu sich holen, müssen Sie auch mich mitnehmen. Ich weiß zwar nichts über Ihre Verhältnisse, aber es ist unerlässlich, dass ich bei ihm bleibe, bis er sich eingelebt hat. Er weiß noch nichts vom Tod seiner Eltern. Ich muss bei ihm sein, wenn er es erfährt.“
Alessandro runzelte die Stirn. „Sie haben es ihm noch nicht gesagt?“
Stumm schüttelte sie den Kopf.
„Ich hatte nicht vor, Sie zurückzulassen. Besitzen Sie einen gültigen Reisepass?“
„Ja.“
„Dann packen Sie die Koffer. Wir reisen in einer halben Stunde ab.“
Maisy benötigte zwanzig Minuten, um das Nötigste für Lorenzo zusammenzusuchen. Den Rest konnte sie gewiss später nachschicken lassen. Ihre Sachen hatte sie bereits vor fünf Tagen gepackt – für ihren Urlaub in Frankreich. Seither schien eine Ewigkeit vergangen. Sie beschloss, die verbleibende Zeit für eine schnelle Dusche zu nutzen.
Wenige Minuten später sah Alessandro, der in der Küche saß, ungeduldig auf die Uhr. Vierzig Minuten waren vergangen. Typisch Frau, dachte er. Er kannte keine, bei der „nur noch fünf Minuten“ weniger als zwanzig bedeutet hätten. Andererseits hatte er kein Rendezvous mit Maisy, sie war eine Angestellte. Weshalb sollte er länger auf sie warten?
Statt einen seiner Leute nach ihr zu schicken, ging er selbst nach oben. Etwas an ihr zog ihn magisch an.
Die Tür zu ihrem Zimmer war nur angelehnt. Er versetzte ihr einen leichten Tritt und erwartete, Maisy inmitten eines Bergs von Kleidern anzutreffen. Stattdessen stand sie vor ihm, mit nichts als einem winzigen Handtuch um die Hüften.
Sein Verstand setzte aus, und brennendes Verlangen überfiel ihn.
Statt zu schreien oder zu protestieren, sah sie ihn lediglich überrascht an, fasste das Handtuch fester und machte sogar einen Schritt auf ihn zu.
Instinktiv ging er ihr entgegen, legte ihr die Arme um die schmale Taille und zog sie an sich. Als er den Mund auf ihren presste, stieß sie einen erstickten Laut aus und versuchte halbherzig, ihn zurückzustoßen, was er kaum registrierte. Sie war alles, was er in diesem Moment brauchte: weiblich, weich, warm. Er wollte sich in ihr verlieren und vergessen, was geschehen
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