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Romana Extra Band 3

Romana Extra Band 3

Titel: Romana Extra Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way , Penny Roberts , Kathryn Ross , Lucy Ellis
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Überzeugung. „Und noch etwas, liebste Mutter. Mit Dev und mir ist es noch lange nicht vorbei.“

8. KAPITEL
    Um fünf Uhr früh wurde Mel von lautem Vogelgezwitscher geweckt. Sie hatte in der Nacht furchtbare Albträume gehabt. Die Geister der Vergangenheit – namentlich die Hexe Mireille – hatten darin eine große Rolle gespielt. Sarina, in all ihrer Schönheit, war ebenfalls aufgetaucht. Sie hatte jeden verraten, nicht nur ihre Tochter. Vielleicht sogar Gregory Langdon, aber das zählte jetzt nicht mehr.
    Mel bezweifelte, dass es zu einer Versöhnung kommen würde. Sarina war nicht zur Mutter geboren. Wenn ihr Wunsch in Erfüllung ging und Dev eine andere heiratete, würde Mel trotzdem weiter nach der Wahrheit forschen. Welcher Mensch wollte nicht wissen, wer seine Eltern waren? Die Suche würde mit Enttäuschungen verbunden sein, aber die musste sie in Kauf nehmen.
    Mel ging unter die Dusche und zog ihre Reitkleidung an, die sie vorsichtshalber mitgebracht hatte. Dann schlich sie sich aus dem Haus, in dem noch alle schliefen. Ein Galopp in der frischen Morgenluft würde die letzten Gespenster vertreiben und ihre Nerven beruhigen. Die Stallburschen waren sicher noch nicht auf, aber sie konnte ihr Pferd auch allein satteln.
    Als sie sich der Stalltür näherte, drangen Stimmen an ihr Ohr, männliche – eine davon sehr laut und heftig, im Dialekt der Eingeborenen. Zwei hellere Stimmen versuchten vergeblich, den zornigen Redefluss des einen Sprechers zu unterbrechen. Zweifellos war da drinnen ein Streit ausgebrochen. Gab es im Leben niemals Ruhe? Mel dachte nicht daran umzukehren. Vielleicht konnte sie das Ganze schlichten.
    Sie betrat die Sattelkammer. Es roch nach Pferden, Leder, Heu und Pflegemitteln. Doch dazu kam ein fremder, entschieden unangenehmer Geruch.
    Die zwei Stallburschen – beides Aborigines – drehten sich erschrocken um, als Mel hereinkam.
    „Guten Morgen“, grüßte sie, nickte freundlich und wandte sich dann dem alten Mann zu, dessen Stimme so zornig geklungen hatte. Er sah wahrhaftig zum Fürchten aus.
    Mel erkannte ihn sofort, obwohl sie ihn seit Jahren nicht gesehen hatte. Es war Tjungurra, der Kurdaitcha , dessen Aufgabe es war, Übeltäter zu bestrafen.
    Er war nackt, bis auf eine schmutzige, halb zerrissene kurze Hose. Seine eingefallene Brust war durch Narben entstellt, die für den Stamm eine bestimmte Bedeutung hatten. Bündel getrockneter Blätter schmückten seine Arme. Von ihnen ging der scharfe Geruch aus, den Mel vorher bemerkt hatte. Das schneeweiße, zerzauste Haar hatte er mit einem Kopftuch zusammengebunden. In seinem langen weißen Bart steckten bunte Papageienfedern.
    Es war gefährlich, Tjungurra in Zorn zu versetzen und seine Rache herauszufordern. Ein Kurdaitcha stand mit höheren Mächten in Verbindung und konnte seine Opfer verhexen oder sogar töten. Daran glaubten nicht nur die Eingeborenen, und auch Mel lief bei seinem Anblick ein Schauer über den Rücken.
    Nach den ängstlichen Gesichtern der Stallburschen zu schließen, fürchteten sie sich ebenfalls vor ihm. Außerdem sahen sie Mel mit ihren glänzenden dunklen Augen so feindselig, ja hasserfüllt an, dass sie selbst Angst bekam.
    „Was hast du hier zu suchen, Tjungurra?“, fragte sie.
    Statt zu antworten, hob der Zauberer seinen knochigen Arm, ballte die Hand zur Faust und überschüttete Mel mit einem neuen Wortschwall in der Eingeborenensprache. Er schien ungeheuer zornig zu sein, aber Mel verstand von allem nur ein einziges Wort, das immer wiederkehrte und sie erschreckte: Sarina .
    „Ich bin Amelia“, sagte sie langsam und deutlich. „A-m-e-l-i-a.“ Dabei zeigte sie mit dem Finger auf sich. „Sarina ist meine Mutter. Willst du mir etwas über sie sagen?“
    „Lassen Sie ihn, Miss Mel“, mischte sich der eine Junge mutig ein, aber seine Stimme zitterte.
    Sofort fuhr Tjungurra auf ihn los, sodass er vor Angst laut aufschrie. Auch Mels Nerven waren zum Zerreißen gespannt. „Sprich englisch, Tjungurra“, ermahnte sie den Alten. „Was willst du von uns?“
    Tjungurra kam zwei Schritte näher. „Sarina“, krächzte er. „S-a-r-i-n-a.“
    Der Name klang schön, wenn man ihn normal aussprach, aber bei Tjungurra hörte er sich fast wie ein Fluch an. Das weckte in Mel böse Erinnerungen. „Wie hast du meinen Vater umgebracht?“, schrie sie den Alten an. „Sag es mir, sonst lasse ich dich einsperren … ins Gefängnis. Die alte Herrin ist tot und kann dich nicht mehr

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