Romana Extra Band 4 (German Edition)
aufgefordert, die Firma zu verlassen. Doch sie bestand auf ihrem vermeintlichen Recht und wollte ihn verklagen, um die Hälfte der Anteile zu behalten. Er hat ihr anhand einer genauen Aufstellung bewiesen, dass sie keinerlei Ansprüche mehr hat, und sie musste klein beigeben. Dafür macht sie nun mich verantwortlich.“
Anita sah ihn erstaunt an. „Wieso das denn?“
„Sie war offenbar davon überzeugt, dass sie im Recht ist.“
„Okay, dann hat sie sich geirrt. Oder sie kennt deinen Ruf nicht. Am besten hätte sie alles stillschweigend akzeptiert.“
„Natürlich, sie war aber völlig verzweifelt und außer sich. Hätte ich begriffen, was mit ihr los ist, hätte ich mir wahrscheinlich etwas Zeit für sie genommen.“
Sie legte ihm die Hand auf die Schulter, eine unnötige und riskante Geste. Aber sie hatte einfach das Bedürfnis, ihn zu berühren.
Auf einmal begegnete sie seinem Blick. Seine dunklen Augen wirkten fast schwarz, und die Zeit schien stillzustehen. Hitzewellen durchfluteten Anita, und sie sehnte sich schmerzlich danach, sich an Gio zu schmiegen und den Kopf an seine Schulter zu lehnen.
Lange sahen sie sich schweigend an, bis Anita schließlich die Hand zurückzog und aufstand.
„Ich hole die Lebensmittel aus dem Auto und mache das Abendessen“, erklärte sie angespannt, bevor sie die Küche verließ. Sekundenlang blieb sie neben ihrem Wagen stehen und atmete tief die kühle Luft ein, um sich wieder in den Griff zu bekommen.
Wie konnte sie Gio immer noch so sehr lieben? Fünf Jahre hatte sie Zeit gehabt, um über ihn hinwegzukommen. Zuweilen hatte sie sogar geglaubt, sie würde es schaffen. Doch das war eine Illusion gewesen, wie sie sich nun eingestehen musste. Ob es ihnen gelingen würde, sich in den nächsten zwei Wochen zu beherrschen, war mehr als fraglich. Sie hielt es schlichtweg für unmöglich.
Als Anita ins Haus zurückkehrte, telefonierte Gio gerade mit seiner Mutter.
„Mach dir keine Gedanken, Anita sorgt gut für mich. Selbstverständlich bin ich nett zu ihr, das hat sie doch verdient.“ Er zwinkerte ihr lächelnd zu. Dann sagte seine Mutter offenbar etwas, was ihm nicht gefiel, denn er wandte sich ab und erwiderte ärgerlich: „Natürlich nicht. Das ist doch Unsinn.“
Was meinte er damit? Dass sie niemals zusammenkommen und ein Paar werden würden? Seine Mutter wäre glücklich darüber, ihre auch, aber es war sinnlos und reine Zeitverschwendung, überhaupt darüber nachzudenken. Also konzentrierte Anita sich darauf, die Einkäufe wegzuräumen.
Es störte sie jedoch, dass sie unfreiwillig jedes seiner Worte mitbekam, und aus lauter Verzweiflung ließ sie alles stehen und liegen und eilte ins Badezimmer. Seine sanfte Stimme und das leise Lachen gingen ihr viel zu sehr unter die Haut.
Aber als Anita in die Küche zurückkehrte, telefonierte Gio immer noch, allerdings mit Luca, denn das Gespräch drehte sich um medizinische Fragen. Was seine Verletzungen betraf, sagte er seinem Bruder nicht die Wahrheit.
Kurz entschlossen nahm sie ihm das Smartphone aus der Hand. „Hallo, Luca. Er belügt dich nach Strich und Faden. Er hat unerträgliche Schmerzen, sieht fürchterlich elend aus, und außerdem ist ihm schwindlig.“ Sie wich zurück, als Gio ihr das Handy wegnehmen wollte, während Luca ihr Ratschläge erteilte.
„Er darf den Fuß noch nicht belasten“, fügte er hinzu.
„Ich achte darauf und hoffe, er hört auf mich. Gio wird langsam ungeduldig, ich gebe ihn dir wieder.“
„Moment noch, Anita. Ich weiß, dass es für dich schwierig ist“, sagte Luca sanft. „Wir sind dir sehr dankbar, dass du so viel für ihn tust. Aber pass auf dich auf, und lass dich nicht von ihm verletzen. Wenn es dir zu viel wird, ruf uns an, dann kommt einer von uns sofort zurück.“
Anita schluckte. „Das ist schon okay, aber danke für das Angebot. So, jetzt reiche ich dich weiter.“ Sie drückte Gio das Handy in die Hand, bevor sie zwei Fertiggerichte in den Backofen schob. Dann dachte sie über Lucas Ratschläge nach. Gesundes Gemüse, frische Salate, Vollkornbrot und etwas Fleisch wären jetzt gut für Gio. Einiges davon hatte sie da, doch alles andere wollte sie morgen mitbringen, wenn sie einkaufen fuhr.
Während sie den Salat zubereitete, stellte Gio den Fernseher an und zappte von einem Programm zum nächsten. Auf einmal rief er: „Sieh dir das an. Sie berichten in den Nachrichten darüber.“
Anita legte alles aus der Hand und setzte sich auf die Lehne am anderen Ende
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