Romana Extra Band 4 (German Edition)
und fand auch noch eine Dose Kekse.
„Hier, iss die, während du auf den Kaffee wartest.“ Sie reichte ihm die Dose. „Ich habe Fertiggerichte gekauft. Du kannst mir sagen, wann ich sie warm machen soll.“
„Gut. Am liebsten gleich, ich komme fast um vor Hunger.“
Sie lachte. „Das ist bei dir doch ein Dauerzustand. Eigentlich ist es ein Wunder, dass du nicht kugelrund bist.“
„Das hat etwas mit meinem scharfen Verstand zu tun. Da verbraucht man viel Energie.“
„Ah ja, ich verstehe.“ Sie versuchte, sich das Lächeln zu verkneifen, und er wandte sich ab, damit sie nicht seinem belustigten Blick begegnete.
Schließlich schloss er die Augen und seufzte wieder. Das Leben wäre viel leichter, wenn sie sich nicht so sehr zueinander hingezogen fühlen würden. Angefangen hatte es, als sie beide vierzehn waren. Sie hätten einfach nur die Freunde bleiben können, die sie bis dahin gewesen waren. Immer waren sie unzertrennlich gewesen, und plötzlich hatten ihre Hormone verrückt gespielt. Daraufhin hatte Anita mehr Zeit mit gleichaltrigen Mädchen verbracht und er mit Jungen seines Alters.
Doch trotz des gelegentlichen Unbehagens waren sie immer Freunde geblieben. Das waren sie auch heute noch, zwanzig Jahre später. Wenn er etwas Interessantes, Trauriges oder Aufregendes erlebte, war Anita die Erste, die es erfuhr. Aber seit sie sich vor fünf Jahren einige herrliche Wochen lang ihren Gefühlen hingegeben hatten, hatte sich alles geändert.
Er hatte versucht, sich von Anita fernzuhalten, denn er fand es schwierig, in ihrer Nähe zu sein und ihr nicht geben zu können, was sie sich wünschte. Nur im vergangenen Juni hätte er beinah die Kontrolle verloren. Seitdem hatte er sich etwas zurückgezogen und sie eher selten gesehen. Und er vermisste sie mehr, als er sich eingestehen wollte.
Anita hörte Gio seufzen und blickte zu ihm hinüber. Er wirkte sehr ernst, und sie fragte sich, ob er an die Frau dachte, die ihn angegriffen hatte. Oder vielleicht an das letzte Mal, als sie hier auf dem Sofa gesessen hatten und sich beinah geliebt hätten?
„Hier ist dein Kaffee.“ Sie stellte seine Tasse auf den niedrigen Tisch neben ihm, ehe sie ihre holte.
„Hast du keine Schokoladenkekse?“
„Du bist wirklich anspruchsvoll“, beschwerte sie sich und holte die Packung aus dem Schrank. „Ich wollte sie für besondere Gelegenheiten aufbewahren, aber dann essen wir sie eben jetzt.“ Sie ignorierte seine hochgezogene Augenbraue und legte die Packung zwischen ihn und sich auf das Sofa. Als sie sich gleichzeitig einen Keks nehmen wollten, berührten sich ihre Finger, und Anita zog schnell die Hand zurück.
„Nach dir“, sagte sie.
Gio lächelte flüchtig, nahm sich einen Keks und aß ihn genüsslich.
Ihr war klar, dass er sich über sie lustig machte, und sie wandte sich ab. Nach der zufälligen Berührung verspürte sie immer noch ein erregendes Prickeln. Dass sie nach all den Jahren vergeblichen Hoffens so auf ihn reagierte, verstand sie selbst nicht mehr. Allerdings hatte Gio ihr Hoffnungen gemacht. Sie hatten eine Affäre gehabt und waren vor nicht allzu langer Zeit nahe daran gewesen, sich erneut auf eine einzulassen.
„Die schmecken gut.“
„Ja, ich weiß. Lass welche übrig, sonst kannst du nachher nichts mehr essen.“
„Das bezweifle ich.“
Anita machte die Packung wieder zu, während Gio sich zurücklehnte und seufzte.
Er scheint hierhin zu gehören, auf dieses Sofa, dachte sie, und ihr fiel wieder einmal auf, wie attraktiv er war.
„Wie schmeckt dir der Kaffee?“, fragte sie, um sich abzulenken.
„Na ja, man kann ihn trinken. Was hältst du davon, wenn wir dir morgen eine vernünftige Maschine kaufen? Zwei Wochen ohne richtigen Kaffee halte ich nicht aus.“
„Könntest du meinen Kaffee nicht mit Rücksicht auf meine Gefühle akzeptieren?“
„Das meinst du nicht ernst, oder?“, fragte er belustigt.
Sein verführerisches Lächeln verursachte ihr Herzklopfen, und sie fühlte sich sehr verletzlich. Deshalb lachte sie betont unbekümmert und schlug ihn spielerisch mit dem Sofakissen auf die Schulter.
„Ob man die Frau inzwischen gefunden hat? Irgendwie macht sie mich nervös“, wechselte sie das Thema.
„Vermutlich hat sie jetzt große Angst“, meinte er.
„Ja, kann sein. Was genau wollte sie eigentlich von dir?“
Gio zuckte die Schultern. „Sie und mein Klient waren Geschäftspartner, und sie hat ihn jahrelang finanziell betrogen. Er hat es herausgefunden und sie
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