Romana Extra Band 4 (German Edition)
fünf Jahren klargemacht hatte, als er die Beziehung von einem Tag auf den anderen beendete. Außerdem hielt er sich sowieso die meiste Zeit in Florenz auf. Dort hatte er seine Anwaltskanzlei und sein Apartment.
Ich muss aufhören, mich mit den Erinnerungen herumzuquälen und mich nach ihm zu sehnen, ermahnte Anita sich schließlich.
Nachdem sie das Bett bezogen hatte, schaltete sie die Außenbeleuchtung ein und ging zum Wagen zurück, um Gio zu holen.
Ihre Schuhe knirschten auf dem Kies, während sie auf ihn zuging. Plötzlich öffnete er die Augen und sah sie durch die Windschutzscheibe an.
Sie spürte sein Zögern und gestand sich ein, dass auch sie Bedenken hatte. Es würde schwierig sein, zwei Wochen lang die Gleichgültige zu spielen, und sie bezweifelte jetzt schon, dass es ihr gelingen würde.
Es ließ sich nicht länger aufschieben, er musste aussteigen, ins Haus humpeln und irgendwie versuchen, sich nicht an das letzte Mal zu erinnern, als er hier gewesen war. Es war vor neun Monaten gewesen, in der Nacht nach der Hochzeit seines Bruders Massimo.
Wie leicht hätten wir ein Kind bekommen können, dachte Gio auf einmal. Wenn er sich nicht rechtzeitig besonnen und kurz entschlossen zurück nach Florenz gefahren wäre, hätte es leicht dazu kommen können.
Sie hatten einen wunderschönen Tag verbracht. Nach der standesamtlichen Trauung im Rathaus im engsten Familienkreis hatten sie in dem Restaurant gegessen, das Carlottas Neffen gehörte. Anschließend war Massimo mit seiner Braut in den Palazzo gefahren, und der Rest der Familie hatte sich bei Luca versammelt. Aber Gio hatte sich schon bald verabschiedet und Anita nach Hause gefahren. Sie hatte ihm noch einen Kaffee angeboten, ehe er weiterfuhr, und er hatte angenommen.
„Gio?“, riss sie ihn in dem Moment aus den Gedanken.
Mit dem schmerzenden Fuß zuerst stieg er aus und richtete sich auf. Dann drehte er sich zu ihr um und lehnte sich an die Autotür.
„Alles in Ordnung?“
„Mir ist nur etwas schwindlig“, antwortete er.
„Ich helfe dir.“ Sie legte sich seinen linken Arm um die Schulter und umfasste seine Taille. Dann führte sie ihn langsam zur Tür.
Da Anita sehr zierlich war, wagte er nicht, sich auf sie zu stützen. Es gefiel ihm jedoch, ihre Nähe zu spüren. Eigentlich hätte er es auch allein geschafft. Das verriet er ihr allerdings nicht, um sie nicht zu verletzen, wie er sich einredete.
Andererseits nahm sie ihm so leicht nichts übel. Wie wütend war er geworden, wenn sie ihn nach Hause gebracht hatte, nachdem er vom Baum oder von einer Mauer gefallen oder mit dem Fahrrad nach einer halsbrecherischen Fahrt gestürzt war. Nie hatte sie auch nur mit der Wimper gezuckt oder seine Einwände beachtet.
Also schwieg er und genoss einfach ihre Nähe. Und den Duft ihres dezenten Parfüms, das er ihr unzählige Male zu Weihnachten und zum Geburtstag geschenkt und sich dabei stets für seine Fantasielosigkeit entschuldigt hatte.
„Geht es jetzt besser?“
Gio nickte nur. Sogleich sah sie ihn prüfend an.
„Es geht dir schlecht, stimmt’s? Ich dachte, du würdest mich auffordern, dich in Ruhe zu lassen …“ Sie verstummte und begegnete seinem belustigten Blick. „Hast du etwa nach all den Jahren endlich gelernt, liebenswürdig zu sein?“
„Wohl kaum.“ Gio lachte leise und streichelte ihr mit der unverletzten Hand gönnerhaft die Wange. Er wusste, wie sehr Anita sich immer wieder von Neuem über diese Geste ärgerte.
Prompt funkelten seine Augen warnend. „Sei vorsichtig, mein Lieber.“ Sie ließ ihn in der Eingangshalle stehen und ging in die Küche. „Möchtest du einen Kaffee?“
Langsam folgte er ihr. „Nur wenn du inzwischen eine ordentliche Kaffeemaschine hast. Gibt es bei dir vielleicht auch etwas zu essen?“
„Die Lebensmittel sind noch im Auto. Zuerst mache ich den Kaffee. Willst du dich hinlegen oder lieber sitzen?“ Sie wies auf das abgenutzte alte Ledersofa.
Da hätte ich im Juni beinah die Beherrschung verloren, erinnerte er sich. Aber es wirkte wirklich einladend und stand gegenüber der Terrassentür, sodass er die ihm so vertrauten Lichter unten im Tal erkennen konnte.
„Ich setze mich erst einmal“, entschied er und sank vorsichtig auf das Sofa. Dann streckte er die Beine aus und seufzte erleichtert. „Ich brauche unbedingt etwas Koffeinhaltiges, und dein Kaffee ist auf jeden Fall besser als der im Krankenhaus.“
Anita warf ihm einen rätselhaften Blick zu, nahm zwei Tassen aus dem Schrank
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