Romana Extra Band 4 (German Edition)
sie hervorragende Referenzen.
Die lauten Stimmen kamen näher. Die Streitenden standen nun direkt vor ihrer Tür. Faye bemühte sich um ein professionelles Lächeln. Jede Sekunde würde sich ihr Schicksal entscheiden. Aus dem Hintergrund hörte sie die Frauenstimme rufen: „Schau dir einfach ihre Qualifikationen an. Das wird dich bestimmt überzeugen.“
Die Tür wurde aufgerissen und ein großer schwarzhaariger Mann erschien. Blanke Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben. Abrupt blieb er stehen und seine Verärgerung wich einem Ausdruck der Fassungslosigkeit. Faye erging es nicht anders. Ihr tapferes Lächeln wich der Bestürzung. Ihre Knie wurden weich und sie musste sich am Schreibtisch festhalten. Tonlos sagte sie: „Javier?“
3. KAPITEL
Javier starrte sie an, konnte nicht fassen, dass Faye dort stand, und schüttelte kaum merklich den Kopf. Er straffte die Schultern, ging in das Zimmer und streckte ihr mit einem befangenen Gesichtsausdruck die Hand entgegen.
„Javier de Torres. Sie müssen Miss Sinclair sein.“ Seine Stimme klang seltsam rau.
Faye hob ihre Hand, aber ihre Finger erreichten seine nicht. Javier griff zu. Die Berührung jagte einen Stromstoß durch Fayes Körper, wie an jenem Abend im Hotel. Das konnte nicht wahr sein. Es war zu schön und gleichzeitig zu grausam. Ungläubig blickte sie in Javiers Gesicht. Dort spiegelten sich die gleichen Gefühle. Sie schluckte hart. Javier trat zurück und drehte sich zu seiner Frau. Die lief mit einem strahlenden Lächeln an ihrem Mann vorbei.
„Miss Sinclair. Machen Sie sich keine Sorgen. Es gab ein kleines Missverständnis bei Ihrer Einstellung. Ich bin mir sicher, sobald mein Mann Ihren Lebenslauf und Ihre Referenzen gesehen hat, kann er sich niemanden Besseres wünschen.“ Freundlich schüttelte sie ihre Hand, während Faye versuchte, wieder einen klaren Gedanken zu fassen.
„Mein Gott, wir haben Sie wohl ganz schön erschreckt. Sie sind ja ganz bleich. Kommen Sie mit in mein Büro. Wir trinken erst einmal einen Kaffee, während mein Mann sich Ihre Unterlagen anschaut. Ich bin mir sicher, dass wir danach alles Weitere klären können.“ Isabella de Torres berührte Faye leicht am Arm und führte sie in ihr Büro. Mit staksenden Schritten ließ sie sich ins Nachbarbüro geleiten und setzte sich in einen Sessel. Sofort erschien Eva mit einem Tablett, auf dem drei Tassen Kaffee standen.
„Nur zwei Tassen, Eva. Sie können die dritte Tasse in das Büro meines Mannes bringen.“ Isabella de Torres sagte es mit einer unvermittelt kalten Stimme, aber Eva schien es nicht zu überraschen. Ohne eine Antwort verließ sie das Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.
Wie gelähmt saß Faye im Sessel. Auch wenn sie die wesentlichen Dinge schon telefonisch geregelt hatten: Es war alles so schnell gegangen, dass Isabella de Torres keine Zeit mehr gehabt hatte, Faye den mündlich verhandelten Vertrag unterschrieben zuzuschicken. Vor sieben Tagen schien das noch kein Problem zu sein. Faye hatte im Internet eine Stelle gesucht, möglichst weit entfernt von London. Sie fand ein spanisches Portal mit Stellenangeboten. Die Ausschreibung für diese Stelle war erst ein paar Stunden alt. Das konnte nur eine schicksalhafte Fügung sein.
Sofort rief sie an, hatte ein erfreuliches Telefonat mit Isabella de Torres und schickte noch am gleichen Tag ihre Unterlagen per Mail. Am nächsten Tag führten die beiden ein weiteres Gespräch und Faye hatte den Job. Nachdem sie sich bei Magreth Miller, Davids Sekretärin, vergewissert hatte, dass David bei einem längeren geschäftlichen Termin war, fuhr sie in ihre gemeinsame Wohnung. Sie war zwei Wochen vorher Hals über Kopf ausgezogen und hatte nur das Nötigste mitgenommen. Jetzt packte sie ihre Sachen in alle Koffer, die sie finden konnte, und verließ die Wohnung, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Eine Woche später sollte ihr Flieger nach Spanien gehen.
Faye hatte sich so gefreut, dass der Jobwechsel völlig unkompliziert geklappt hatte. Und jetzt saß sie hier – leichenblass und zutiefst verstört. Tausend Gedanken schossen ihr gleichzeitig durch den Sinn, aber was entscheidend war: Sie wollte und konnte nicht mehr zurück. Reiß dich zusammen . Du hast den Job nicht geschenkt bekommen . Ausschlaggebend waren ihre guten Qualifikationen. Verhandlungsgeschick und Wortgewandtheit standen dabei ganz oben, auch wenn man davon gerade nichts merkte.
„Also hat Ihr Mann nichts von der Stellenausschreibung gewusst?“
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