Romana Extra Band 4 (German Edition)
lange hatte Isabella ihn hingehalten. Sie wollte einen größeren Anteil an der Agentur, als ihr zustand. Er allein hatte die Immobilienagentur gegründet und groß gemacht. Er würde es nicht zulassen, dass sie ihn über den Tisch zog. Nach zähen Verhandlungen waren die Dinge vertraglich nach seinen Wünschen geregelt, und Isabella hatte einsehen müssen, dass sie dem nur noch zustimmen konnte.
Aber damit begann das nächste Problem. Nur weil sie legal nicht den Anteil bekam, den sie sich versprochen hatte, gab sie noch lange nicht auf. Javier hegte seit einigen Wochen den Verdacht, dass sie sich nun auf einem anderen Weg das beschaffen wollte, von dem sie glaubte, dass es ihr zustand. Er hatte noch nicht rausgefunden, was genau sie tat, aber dass sie etwas hinter seinem Rücken plante, davon war er mittlerweile überzeugt. Und als wären das nicht schon genug Probleme, liefen die Geschäfte am Jahresende schlechter als sonst und sein bester Mann hatte gekündigt. Die Immobilienkrise hatte auch die Torres-Agentur erwischt. Deswegen war er in London gewesen.
Jetzt kam er zurück und Isabella setzte ihm ungefragt einen Ersatz für Ruben Gonzales vor. Dann tat sie auch noch so, als wäre die Einstellung beschlossene Sache. Aber nicht mit ihm. Er würde diese Person auf jeden Fall abweisen, egal wer es war. Einfach nur um Isabella zu zeigen, dass ihr Spiel zu Ende war. Mit diesem Vorsatz war er in das Nachbarbüro gestürmt. Und dann stand sie dort: Faye. Seine Märchenfee. Ihr Anblick hatte ihn völlig aus der Fassung gebracht.
Seit Isabella sie in ihr Büro geführt hatte, saß er an seinem Schreibtisch und starrte auf Faye Sinclairs Bewerbungsunterlagen. Er hatte einen Blick darauf geworfen und in dem Punkt hatte Isabella tatsächlich recht: Faye hatte die besten Referenzen, auch wenn ein offizielles Zeugnis ihres letzten Arbeitgebers fehlte. Der Beruf sei Teil ihres Paketes, hatte sie in London gesagt. Was war dort passiert, dass Faye mit ihm nicht über ihren letzten Job sprechen wollte?
Aber viel wichtiger war die Frage: Was hatte es zu bedeuten, dass sie ausgerechnet hier auftauchte? Isabella hatte sie angeheuert. Sagte das nicht schon alles? Über Eva war es leicht für Isabella, herauszubekommen, welchen Flug er nehmen würde. Hatte seine Nochehefrau Faye auf ihn angesetzt? Hatte sie Faye dazu ermutigt, ihn auf sie aufmerksam zu machen, zum Beispiel, indem sie ihn anrempelte, und dann weiter mit ihm zu flirten? Und wie weit wäre Faye noch gegangen, wenn er nicht aufgehört hätte, sie zu küssen?
Javier wischte sich über die Stirn. Das durfte nicht wahr sein. Das konnte nicht wahr sein. Faye sah so unschuldig aus. Andererseits, war es nicht geradezu ein teuflischer Plan, sich genau so jemanden für den Betrug zu suchen? Und wusste er nicht aus bitterer Erfahrung, dass Isabella genau für solche teuflischen Pläne gut war?
Er stand auf und ging zur Tür, die sein Büro mit Isabellas Raum verband. Leise hörte er ihre Stimmen. Zu wissen, dass die Frau, die er in den letzten Tagen so heiß begehrt hatte, nur wenige Meter von ihm entfernt war, war die reinste Qual. Am liebsten hätte er die Tür aufgerissen, wäre zu ihr gestürmt und hätte sie in die Arme genommen. Aber nein, er hatte so schwer dafür gearbeitet, die Agentur groß zu machen. Er hatte hart darum gekämpft, dass Isabella ihm seinen Anteil nicht streitig machen konnte. Jetzt durfte er nicht alles hinwerfen, nur weil er im Moment blind war vor Glück, Faye wiederzusehen.
Den ganzen Tag über stand Isabella ihr hilfreich zur Seite. Faye wurde durch alle Büros geführt und lernte ihre Kollegen kennen. Nur die Tür von Javier blieb verschlossen. Doch Isabella war überaus freundlich und sprach ausführlich mit Faye über ihren Aufgabenbereich. Sie sollte vor allem ihre Kontakte nach England nutzen und vermögende Klienten für die spanischen Luxusimmobilien akquirieren. Die Torres-Agentur musste dringend ihren Kundenkreis erweitern. Gerade deshalb hatte Isabella sich so schnell für Faye entschieden.
Mittags gingen sie zu zweit in eine nahegelegene Tasca , eine kleine Tapas-Bar. Der Appetit war Faye jedoch gründlich vergangen. Je netter Isabella zu ihr war, umso schlechter fühlte sie sich.
Am Nachmittag studierte sie die Objekte, die über die Agentur vermittelt wurden. Die ganze Zeit stand die Zwischentür zu Isabellas Büro offen. Immer wieder fiel Fayes Blick auf die Tür, die Isabellas mit Javiers Büro verband. Ängstlich, aber auch
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