Romana Extra Band 4 (German Edition)
hoffnungsvoll fieberte sie dem Moment entgegen, in dem sie Javier sehen würde, doch die Tür blieb verschlossen. Am späten Nachmittag, nachdem Eva und die anderen Kollegen schon gegangen waren, stand Isabella in ihrer Tür.
„Übertreiben Sie es nicht am ersten Tag. Sie sollten diese Woche nutzen und sich einige der Immobilien direkt vor Ort anschauen. Mein Mann ist noch da. Ich weiß nicht, wann er geht, aber sollten Sie die Letzte sein, denken Sie bitte daran, die große Glastür zum Etagenflur abzuschließen.“
Faye stand auf. Eine Last von tausend Tonnen schien von ihr abzufallen, doch sofort spürte sie die nächste Prüfung. Sollte sie in Javiers Büro gehen? Oder wartete sie besser, bis er kam? Würde er überhaupt kommen? Er war ihr den ganzen Tag über so offensichtlich aus dem Weg gegangen. Wie sollte es weitergehen? War er in London gewesen, um einen geeigneten Bewerber für die freie Stelle zu finden und Isabella hatte ihm einfach jemanden vor die Nase gesetzt? Und weshalb wusste seine Frau nicht, wann er das Büro verließ?
Faye spürte, wie ihr die Zunge am Gaumen klebte. Sie hatte den ganzen Tag über kaum etwas getrunken. Sie ging in die Küche am Ende des Flures. In einem Hängeschrank fand sie Gläser, und als sie sich zum Wasserhahn umdrehte, stand plötzlich Javier im Türrahmen.
Stumm sahen sie sich an. Plötzlich wusste Faye nicht mehr, was sie sagen wollte. Ihr war flau und sie hielt sich an der Küchenzeile fest. Er sah umwerfend aus. Wieso musste sie ausgerechnet jetzt daran denken? Es gab so vieles, das sie besprechen mussten, und sie konnte nur daran denken, wie sich seine Lippen anfühlten.
„Ich glaube, ich muss dir einiges erklären.“ Javiers Stimme klang nicht so liebevoll, wie Faye sie in Erinnerung hatte. Dennoch jagte sie ihren Puls in die Höhe.
Obwohl sie ihm am liebsten um den Hals gefallen wäre, drehte sie sich um und ließ Wasser ins Glas laufen. „Du bist verheiratet.“
„In drei Tagen nicht mehr. Aber das ist nicht wichtig. Ich muss …“
Wütend drehte Faye sich zu ihm um. „Nicht wichtig? Du hast mich glauben lassen, du wärst geschieden.“
„Ich bin so gut wie geschieden und am Donnerstag bin ich es tatsächlich. Dann werden die Papiere unterzeichnet.“ Seine Stimme klang plötzlich weich und nachsichtig, als wolle er sich entschuldigen für seine Lüge. Er trat einen Schritt auf sie zu, doch Faye verspannte sich. Sie wollte jetzt die Wahrheit hören.
„Ach ja. Und wieso weiß das niemand hier im Büro? Deine Frau spricht ständig von Mein Mann will und Mein Mann hat .“ Ihre grünen Augen funkelten ihn wütend an.
„Lass es mich erklären. Es ist wegen der Firma. Die Mitarbeiter sind zutiefst verunsichert durch die Krise. Die Auftragslage ist …“ Er drehte sich um und schaute in den Flur, um sich zu vergewissern, dass dort niemand stand. „Die Auftragslage ist angespannt. Im Moment halten alle ihr Geld zusammen. Auch bei den Luxusimmobilien. Ich denke, es wird sich zum Frühjahr hin entspannen. Trotzdem müssen wir unser Geschäftsfeld erweitern. Deswegen war ich auch in London, um dort Kontakte zu knüpfen.“
Faye schüttelte nur den Kopf. „Und was bitte soll mir das erklären? Die Branchennachrichten kenne ich so gut wie du.“
„Unser bester Mann ist schon gegangen. Ruben hat selbst eine Agentur gegründet und sie scheint gut zu laufen.“ Er atmete tief durch. „Wenn wir bekannt gegeben hätten, dass wir getrennt leben und die Scheidung läuft, dann hätten alle fluchtartig das Schiff verlassen. Wir können uns nicht noch mehr Ausfälle leisten.“ Javiers Stimme stockte. Fühlte sie denn nicht, wie schwer es ihm fiel, über seine Frau zu sprechen. Wie schwer es war, hier mit ihr zu stehen und sie nicht in die Arme zu ziehen?
Faye drehte sich von ihm weg. „Du hast gelogen. Du bist verheiratet! Ich habe mich mit einem verheirateten Mann eingelassen.“ Mit hastigen Schlucken trank sie das Glas in einem Zug und ließ sich gleich wieder Wasser ein.
Javier überlegte, was er tun sollte. Langsam wurde er wütend. Er hatte nichts von der anstehenden Scheidung erwähnt, aber er hatte auch nichts gesagt, was nicht stimmte. Er war nicht derjenige, der log. „Mach nicht mehr daraus, als es ist. Isabella und ich leben bereits seit über zwei Jahren getrennt. Alles ist geregelt. Auf dem Papier bin ich noch drei Tage verheiratet. Jetzt ist es nur noch eine Formalie.“
„Trotzdem. Du hast gesagt, keine Lügen.“
Das war nun wirklich
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