Romana Extra Band 4 (German Edition)
als jeder andere Kuss, den sie in ihrem Leben bekommen hatte. Er dauerte eine Ewigkeit, und doch war er zu kurz.
Atemlos ließ er von ihr ab. „Ich weiß nicht, ob du mir das glaubst, aber das tue ich sonst nie. Einfach fremde Frauen küssen. Das ist gar nicht meine Art. Ich bin nur … Du bist so …“ Statt einer Begründung küsste er sie wieder und drückte sie an sich.
Mit einem bedauernden Seufzer ließ er plötzlich von ihr ab. Sein heißer Atem streifte ihren Hals. „Ich kann nicht weitermachen. … Wir sollten nicht … Ich kann nicht.“
Eigentlich hätte Faye froh sein sollen über seinen Rückzieher, denn sie selbst war auch noch nicht bereit, sich wieder mit einem Mann einzulassen. Und dazu auch noch mit einem völlig Fremden, den sie erst vor wenigen Stunden getroffen hatte. Aber tatsächlich klang in ihren Worten Enttäuschung durch. „Ich verstehe dich. Ich brauche auch noch Zeit.“
„Dann lass uns einfach einen wundervollen Abend erleben.“ Javiers Stimme klang, als hätte er liebend gerne etwas anderes gesagt.
„Ja.“
Ihre Körper setzten sich langsam zur Musik in Bewegung. Javier zog Faye nah zu sich heran und schmiegte seine Wange an ihre Haare. „Ich wünschte, ich wäre dir in ein paar Tagen begegnet.“
„Ich wünschte, du wärst mir vor vier Jahren begegnet. Dann hätte ich einen wirklich blödsinnigen Fehler vermeiden können“, antwortete Faye und endlich konnten beide wieder lachen.
Vier Stunden später blickte Javier Faye nach, als sie in den Fahrstuhl trat. Er spürte noch ihre Lippen auf seinem Mund, hatte noch ihren dezenten Duft in der Nase. Sie war perfekt. Sie sah nicht nur umwerfend aus, sondern sie war innerlich wie äußerlich das absolute Gegenteil seiner Frau – unschuldig, ehrlich und warmherzig. Kein Wunder, dachte er verbittert, dass ihm jetzt solche Frauen auffielen. Nie wieder wollte er auf eine rassige dunkle Schönheit reinfallen. Nie wieder wollte er sich manipulieren lassen. Und bestimmt nie wieder würde er etwas mit einer Eisprinzessin anfangen. Dann doch lieber mit einer schottischen Märchenfee.
Dass er sich vor wenigen Sekunden hier in der Lobby von ihr verabschiedet hatte, war ihm so schwer gefallen wie nichts anderes in der letzten Zeit. Oben an ihrer Zimmertür hätte er sich nicht mehr abweisen lassen. Merkwürdigerweise hatte er das Gefühl, Faye beschützen zu müssen, und wenn es nur vor ihm und seiner stürmischen Begierde war. Sie wirkte so zart und offensichtlich hatte sie gerade eine herbe Enttäuschung mit einem Mann hinter sich. Er wollte ihr keine neue Verletzung zufügen.
Doch seine Rücksichtnahme wunderte ihn selbst. Warum sollte er behutsam mit ihr umgehen? Schließlich waren es doch die Frauen, die sich nicht um die Gefühle anderer kümmerten. Hatte er nicht die schmerzliche Erfahrung gemacht, wie gut sie darin waren, mit anderen zu spielen, sie zu manipulieren und fallen zu lassen, wenn es nicht nach ihren Wünschen lief?
Doch Faye war anders, das sagte ihm sein Herz. Faye hatte in ihm etwas wachgerufen, was er vorher in seinem Leben so noch nie gefühlt hatte. Es ging weit über eine bloße körperliche Anziehung hinaus. Es war, als seien sie sich schon einmal begegnet.
Barsch wischte Javier diesen Gedanken beiseite. Eine Beziehung war ungefähr das Letzte, was er im Moment wollte. Deswegen hatte er aufgehört, sie zu küssen. Er wollte sie nicht benutzen. Sie hatte etwas Besseres verdient.
Und trotzdem: Sie waren sich in den letzten Stunden so nahe gekommen, dass er ihr gegenseitiges Versprechen wirklich bedauerte. Keine Namen, keine Adressen, keine Reue. Den letzten Teil des Versprechens brach er bereits. Er bedauerte zutiefst, dass er sie nicht wiedersehen würde.
Ob er ihr vielleicht doch seine Telefonnummer hinterlassen sollte? Und was dann? Was, wenn sie nicht anrufen würde? Er fühlte sich schon jetzt nach zwei Minuten ohne sie einsam. Was, wenn es ihr nicht so ginge wie ihm? Konnte er diese Wahrheit ertragen? Beim Tanzen hatte er sie im Arm gehalten wie eine Ertrinkende. Und sie hatte sich in seine Arme sinken lassen, wie eine Frau, die gerettet werden wollte. Als er sie zum Abschied geküsst hatte, waren ihre letzten Worte an ihn, dass sie diesen Kuss für den Rest ihres Lebens nicht vergessen würde. Und ihr flehender Blick sprach dabei deutlich von ihrem Wunsch nach mehr. Entschlossen trat Javier an den Empfang und fragte nach Stift und Papier.
2. KAPITEL
Faye kontrollierte vor dem Spiegel den Sitz
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