Romana Extra Band 4 (German Edition)
wäre sie ihm am liebsten um den Hals gefallen und hätte ihn geküsst … oder geschlagen. Faye wusste es nicht.
Nur mühsam bekam sie die Blutung gestillt. Das Pflaster wollte einfach nicht halten. Die Tränen rannen einfach immer weiter über ihr Gesicht. Was für eine Katastrophe. Der erste Tag in ihrem neuen Job war ganz anders verlaufen, als sie gehofft hatte. Sie musste feststellen, dass sie mit ihrem neuen Chef den wundervollsten Abend ihres Lebens verbracht hatte. Sie hatte die halbe Kaffeeküche mit ihrem Blut besudelt. Und der Tag endete damit, dass der Mann, für den sie so intensiv empfand, ihr das Herz herausriss. Wie sollte sie nur morgen zur Arbeit gehen?
4. KAPITEL
Javier war früh in die Agentur gefahren. Er stand gerade am Empfangspult und sprach mit Eva Caballero, als Faye aus dem Fahrstuhl kam und durch die Glastür ging. Er schaute zu ihr hinüber. Ihr Gesicht wirkte fahl und er sah ihr an, dass sie schlecht geschlafen hatte. Trotzdem war sie wunderschön. Jetzt erst bemerkte sie die beiden und blickte erschrocken von ihm zu Eva und zurück. Ein leises Buenos días kam aus ihrem Mund und es schien, als wolle sie sich davonstehlen.
„Sie sehen aber mitgenommen aus, Miss Sinclair.“ Eva war nett, nur trug sie ihr Herz auf der Zunge.
Ein tapferes Lächeln erschien auf Fayes Gesicht. „Nur eine kleine Magenverstimmung. Ist bestimmt morgen wieder vorbei.“ Mit diesen Worten flüchtete sie in ihr Büro.
„Wenn Sie mich fragen, sollte sie ein paar Kilo zunehmen. Die ist ja klapperdürr.“
Ein typischer Eva-Satz, schoss es Javier durch den Kopf, doch er passte. Wenn man ihn fragte, war er der gleichen Meinung, aber natürlich sprach er es nicht aus. Er sah Faye nach, bis sie in ihrem Büro verschwunden war. „Das ist die ganze Liste für diese Woche. Sollte kein Problem sein, oder?“
Eva schüttelte den Kopf. „Ich gebe Ihnen die Liste zurück, sobald ich durch bin.“
„Haben sich eigentlich die Verkäufer aus Girona endlich entschieden? Die mit der Hacienda. Haben wir den Auftrag?“
Eva Caballero verzog das Gesicht. „Sie haben abgesagt. Ihre Frau hat wohl gestern mit ihnen gesprochen.“
„ Maldita sea . Wissen wir, wer den Auftrag bekommen hat?“
Eva zuckte mit den Achseln. „Ihre Frau hat nichts dazu gesagt.“
„Gracias.“ Javier drehte sich weg, damit Eva sein Gesicht nicht sehen konnte. Ihre Frau, Ihre Frau … Keine drei Tage mehr und Isabella war endlich nicht mehr seine Frau. Aber etwas anderes beunruhigte ihn. Schon wieder war ihnen ein guter Auftrag entgangen. Das wurde allmählich zur schlechten Gewohnheit.
Javier ging langsam in sein Büro zurück. Nachdenklich stand er vor der Zwischentür zu Isabellas Büro. Soweit er wusste, hatte sie heute mehrere Besichtigungstermine an der Küste. Wenn er die Tür öffnete, konnte er durch die zweite Tür genau auf den Schreibtisch von Faye blicken.
In den letzten Monaten wurde die Zwischentür zu Isabellas Büro nur in Notfällen geöffnet. Isabella und er taten alles, um sich möglichst aus dem Weg zu gehen. Doch jetzt war ihre Scheidung bald durch. Endlich. War es nicht an der Zeit, wieder wie vernünftige Erwachsene zusammenzuarbeiten?
Javier öffnete die Tür. Wenige Meter entfernt sah er, wie Faye sich schnäuzte. Weinte sie etwa? Konnte es sein, dass er mit seinem Verdacht falsch lag? Dass sie gemeinsame Sache mit Isabella machte, schien ihm die einzig logische Schlussfolgerung. Zu behaupten, sie hätte sein Foto auf der Internetseite der Agentur nicht gesehen, war lächerlich.
Sie musste es gesehen haben, und deshalb gab es nur eine Erklärung für ihr Verhalten in London. Faye hatte denselben Flug gebucht und deshalb natürlich auch dasselbe Hotel bekommen. Wenn Faye auf ihn angesetzt war, dann hatte sie ihn auch nicht zufällig angerempelt. Sie hatte ihm vorgespielt, nicht zu wissen, wer er war, und hatte von Schicksal gesprochen. Das alles passte einfach zu perfekt zusammen, als dass es Zufall sein konnte.
Jetzt schaute Faye hoch und bemerkte, dass Javier sie beobachtete. Schnell steckte sie ihr Taschentuch weg, stand auf und verschwand aus seinem Blickfeld. In diesem kurzen Moment sah sie so verletzlich aus, dass er es gar nicht glauben konnte, dass sie falsches Spiel mit ihm trieb. Aber zum Wohle der Agentur und all seiner Mitarbeiter durfte er seinen Gefühlen nicht leichtfertig nachgeben.
Er wollte gerade die Tür schließen, aber dann riss er sie weit auf. Er war hier der Chef. Wenn er seine neue
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