Romana Extra Band 4 (German Edition)
genauso geschickt wie Isabella? Wusste sie einfach nur zu gut, wie sie die Männer einwickeln konnte? Eilig richtete er sich auf und sagte brüsk: „Das wurde fehlerhaft berechnet. Ich werde es prüfen. Gracias .“
Faye nickte stumm und starrte wieder auf den Boden. Ohne ein weiteres Wort verließ sie das Büro. Javier atmete auf. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er den Atem angehalten hatte. So konnte es doch nicht weitergehen.
Er musste sich zwingen, sich mit der Akte zu beschäftigen. Diese Finca hatte er selbst besichtigt. Ein einsamer Weg führte durch einen Orangenhain mit einigen alten knorrigen Steineichen bis an ein großes schmiedeeisernes Tor, hinter dem ein weitläufiges Grundstück wartete. Mittendrin lag das luxuriöse Anwesen, eingerahmt von Zypressen und Oleander. Vom großzügigen Pool aus blickte man über die Hügel der Costa Brava aufs Meer. Bei guter Sicht waren sogar die Inseln der Balearen mit bloßem Auge zu erkennen. Dieses Objekt war ein Traum.
Isabella hatte den Preis tatsächlich viel zu niedrig angesetzt, ganz entgegen ihrer Absprache, die sie kurz vor seiner Abreise getroffen hatten. Das Objekt mit einem so niedrigen Verkaufspreis auf dem Markt anzubieten, würde den Verkäufer nur verärgern. Man musste nicht einmal Immobilienmakler sein, um zu ahnen, dass hier etwas nicht stimmte. Wieso war es Isabella nicht aufgefallen, dass sie sich so offensichtlich verrechnet hatte?
Plötzlich kam Javier eine unheilvoller Gedanke. Was, wenn Isabella sich gar nicht verrechnet hatte? Wenn das ihre Masche war, um Kunden zu vergraulen? Steckte sie etwa dahinter, dass in letzter Zeit so wenig Aufträge kamen? Wollte sie die Agentur kaputtmachen? Nein, das ergab keinen Sinn, denn dann wäre sie selbst arbeitslos. Wieder neue Fragen, neue Verdächtigungen. Seine Skepsis wuchs von Tag zu Tag.
Aber eine andere Frage beschäftigte ihn noch mehr: Warum hatte ausgerechnet Faye ihn auf diese fehlerhafte Berechnung hingewiesen? Er blickte von den Unterlagen auf und schaute ins übernächste Zimmer. Faye arbeitete an ihrem Computer. Einige Sonnenstrahlen fielen auf ihre rötlichen Haare. Mit ihrem hellen Teint wirkte sie wie ein Engel. War sie so unschuldig, wie sie aussah? Nichts wünschte er sich mehr. Er musste in Erfahrung bringen, ob Isabella ihr ein Angebot gemacht hatte, das sie nicht ausschlagen konnte.
5. KAPITEL
Javier schritt durch Isabellas Büro, direkt auf ihren Schreibtisch zu. Faye glaubte fast, ein Lächeln auf seinem Gesicht zu entdecken, aber dann blieb er plötzlich stehen und schloss die Zwischentür zu Isabella Büro. Wie unhöflich. War das ihre Zukunft, die sie in der Agentur erwartete?
Konnte Javier nicht einfach vergessen, was in London vorgefallen war? Konnte sie nicht einfach seine Anschuldigungen vergessen? Faye kannte die Antwort. Das Eine war so ausgeschlossen wie das Andere. Wie sollte sie ihm jemals in die Augen sehen können, ohne daran zu denken, wie er sie geküsste hatte? Oder wie er ihr diese absurden Vorwürfe entgegengeschleudert hatte?
Er hatte sie mit seinen Anschuldigungen so tief verletzt, dass Faye nicht wusste, wie sie unter diesen Umständen in der Agentur weiterarbeiten sollte. Zu Hause hatte sie lange überlegt, welche Möglichkeiten ihr blieben. Sie brauchte diesen Job. In der naiven Hoffnung, als Partnerin des Agenturinhabers und eines Tages als Davids Frau eine feste Stellung zu haben, hatte sie sich früher keine Sorgen um ihre finanzielle Zukunft gemacht.
Mit ihrem normalen Gehalt war es schwierig gewesen, mit seinem Lebensstil mitzuhalten. Sie hatte zwar nicht über ihre Verhältnisse gelebt, aber London war kein günstiges Pflaster. Es gab kein dickes Sparbuch, auf das sie zurückgreifen konnte, und außerdem: Sie konnte nicht zurück nach London und sie wollte nicht zurück ins kalte regnerische England. Sie hatte sich so sehr auf Spanien, den Frühling und auf ihr neues Leben gefreut.
Sie würde bleiben, bis man ihr kündigte oder sie etwas Besseres gefunden hätte. Schließlich leistete sie gute Arbeit und hatte sich nichts zuschulden kommen lassen.
Aber wie sollte sie das schaffen? Javiers Anwesenheit und sein Verhalten würde sie nicht monatelang ertragen können.
Plötzlich hörte sie wieder Stimmen hinter der geschlossenen Tür. Javier und Isabella stritten sich. Ging es wieder um ihre Anstellung? Sie wusste nicht, was sie sich wünschen sollte. Würde sie gekündigt, müsste sie seine Verletzungen nicht mehr zu ertragen. Aber dann
Weitere Kostenlose Bücher