Romana Extra Band 4 (German Edition)
Angestellte bei der Arbeit kontrollieren wollte, dann durfte er das auch. Dass seine Beobachtungen auch noch einen anderen Grund hatten, wischte er verärgert beiseite. Nach der Trennung von Isabella kannte er nur noch seine Arbeit. Faye war die erste Frau, die ihn aus seiner selbst auferlegten Enthaltsamkeit gerissen hatte. Doch so durfte er das hier nicht sehen. Er war zwar ein Mann, vor allem aber war er ihr Chef.
Faye saß jetzt an ihrem Schreibtisch und blickte auf den Bildschirm. Er wusste, dass sie gut war in ihrem Job. Die Liste der Immobilien, die sie in den letzten Jahren verkauft hatte, war beeindruckend. Wenn er ihr nur glauben könnte.
Gestern hatte er den ganzen Tag an nichts anderes denken können als an den Abend mit ihr. Nichts wünschte er sich sehnlicher, als mit seinem Verdacht falsch zu liegen. Aber in den zwei Wochen, in denen er fort gewesen war, hatte es schon wieder Ungereimtheiten bei mehreren Abrechnungen gegeben. Und Vermittlungsaufträge für einige Villen und Fincas, die er so gut wie in der Tasche hatte, waren plötzlich zur Konkurrenz übergegangen.
Vier Objekte hatte er auf der Internetseite von Ruben Gonzales wiedergefunden. Das wunderte ihn nicht allzu sehr, denn Gonzales war gut. Und sicher hatte er einige persönliche Kontakte mitgenommen. In dieser Größenordnung war es zu verschmerzen. Allerdings waren es nicht nur diese vier Objekte, die seiner Agentur fehlten.
Javier war auf der Hut – vor Isabella und ihren Machenschaften. Sie war gerissen, überzeugend und sie konnte Leute gut für sich einnehmen. Sie hatte es bei ihm geschafft, bei fast allen Mitarbeitern und jetzt haftete sie an Faye wie eine Zecke. Beinahe hatte er das Gefühl, sie vor seiner Exfrau schützen zu müssen.
Javier setzte sich. Nur mühsam schaffte er es, seine Konzentration auf das vor ihm liegende Immobilienexposé zu lenken. Er hörte Schritte, und als Faye plötzlich sein Büro betrat, zog ein ungewohntes Kribbeln seinen Rücken hoch. Ihre Nähe löste Gefühle aus, die er längst begraben glaubte. War dieses heftige Ziehen in seinem Körper Wut – oder Begierde?
Ohne ihn direkt anzusehen, fragte Faye mit belegter Stimme: „Señor de Torres, ich habe eine Frage zu diesem Objekt. Ich wollte Ihre Frau fragen, doch anscheinend kommt sie heute Vormittag nicht ins Büro.“
Señor de Torres. Es schmerzte ihn, dass sie ihn nicht bei dem Namen nannte, den sie ihm ins Ohr geflüstert hatte, während sie … Er wischte den Gedanken beiseite. Señor de Torres. Ihre Frau. Die Türen standen alle auf. Eva und alle Mitarbeiter, die zufällig auf dem Flur waren, hätten etwas hören können. Faye tat genau das Richtige.
„Sicher.“ Er stand auf und kam um seinen Schreibtisch herum. Als er sich über die Akte in Fayes Händen beugte, streifte sein Oberarm ihre Schulter und Faye zuckte zurück, als habe sie sich verbrannt. Auch er spürte überdeutlich die Stelle, mit der er sie berührt hatte. Schnell legte sie die Unterlagen auf den Besprechungstisch und deutete mit ihren schlanken Fingern auf eine Berechnung.
„Ich verstehe nicht, wie dieser Preis zustande kommt. Ich kenne ja die hiesigen Verhältnisse noch nicht so gut, doch es scheint mir ein sehr günstiges Angebot zu sein. Zu günstig.“
Javier schaute ihr ins Gesicht, Faye jedoch richtete ihren Blick starr auf die Unterlagen. Er konnte sehen, wie ihre Hände zitterten. Sie merkte es wohl auch, denn in diesem Moment verschränkte sie die Arme vor der Brust und fixierte dabei weiter die Papiere. Himmel, er sollte sich besser auf die Arbeit konzentrieren und sie nicht ständig anstarren wie ein verliebter Jüngling.
Er überflog die Zahlen. Sie hatte recht. Es war sehr günstig ausgeschrieben. Das Objekt war zwar noch nicht öffentlich zum Kauf angeboten, aber die notwendigen Unterlagen waren bereits alle erstellt worden. Er blätterte in den Papieren, bis er das Exposé fand, und überflog die Informationen. Es ging um eine luxuriöse Finca am Rande von Cadaqués, einem idyllischen Fischerdorf, in dem Salvador Dalí seine Kindheit verbrachte hatte. Den Vermittlungsauftrag für dieses reizvolle Objekt hatte er selbst vor drei Wochen ausgehandelt, aber wegen seiner Geschäftsreise fiel es Isabella zu, die Finca zu betreuen.
„Sie haben recht, Miss Sinclair. Da scheint etwas nicht in Ordnung zu sein.“ Jetzt schaute sie auf und er konnte den Schmerz in ihren Augen sehen, als er sie Miss Sinclair nannte. Ihr ging es wie ihm. Oder war sie bloß
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