Romana Extra Band 4 (German Edition)
zu viel. Er hatte ihr eine Chance gegeben, bis hierher. Sie hätte den Augenblick nutzen können, ihm zu sagen, was wirklich vorgefallen war. Sie hätte ihm sagen sollen, dass Isabella sie angeheuert hatte, aber dass sie, seit sie ihn getroffen hatte, diesen Plan nicht ausführen konnte. Dass all ihre Gefühle echt waren, und nicht Teil von Isabellas Plan, ihm die Agentur abspenstig zu machen. Stattdessen spielte sie immer noch die Unschuldige. „Keine Lügen, und das sagst ausgerechnet du?“
Faye fuhr herum. „Was soll das denn bitte bedeuten?“
In Javiers Gesicht blitzte Wut auf. „Das weißt du ganz genau!“
„Nichts weiß ich.“ Ihre Finger krallten sich um das Glas.
Bedrohlich ging er auf sie zu. „Wie ist denn meine Exfrau auf dich gekommen? Ihr versteht euch ja offensichtlich außergewöhnlich gut.“
„Fastexfrau!“
Javier zog die Augenbrauen zusammen und fixierte Faye mit einem düsteren Blick. „Isabella arbeitet gegen mich, in jeder Hinsicht. Die Scheidung hat sich immer wieder hinausgezögert, weil sie alles Mögliche versucht hat, um den Löwenanteil an der Agentur zu bekommen. Nur damit ich weniger kriege, riskiert sie sogar, die Firma kaputtzumachen. Manchmal glaube ich, es ist ihr egal, was mit der Agentur und den Mitarbeitern passiert, wenn sie mir nur irgendwie schaden kann. Und jetzt, da alles amtlich geregelt ist und sie nicht zufrieden ist mit ihrem Anteil, da stellt sie dich ein.“
Faye brauchte einen Moment, um zu begreifen, was diese Vorwürfe bedeuten sollten. „Ich soll ein Teil von Isabellas Plan sein, dir zu schaden?“ Er stand jetzt so nah vor ihr, dass sie nur die Hand austrecken brauchte, um ihm über diesen sinnlichen Mund zu streichen, der so gut küssen konnte. Ihre Finger zuckten, aber sie konnte sich gerade noch beherrschen. Sein starrer Gesichtsausdruck war Antwort genug. „Das ist ja absurd! Dann glaubst du, ich hätte dich in London absichtlich angerempelt? Wahrscheinlich sind auch der Schneesturm und die ausgefallenen Flüge meine Schuld? Du bist ja verrückt.“
„Mein Foto steht groß auf unserer Internetseite. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du es nicht gesehen hast.“
Faye schnappte laut nach Luft. „Habe ich nicht. Ich habe mir nur Isabellas Lebenslauf angeschaut und dann bin ich die Immobilienangebote durchgegangen, um zu wissen, in welchen Kreisen sie … ihr arbeitet.“
In ihrem Blick lag der Schmerz über seinen Vorwurf. War er zu weit gegangen? Beschuldigte er sie zu Unrecht? Für einen Moment war Javier verunsichert, aber dann fasste er sich wieder. Er musste die Agentur schützen. Er durfte nicht alles aufs Spiel setzen. „Das ist ja lächerlich. Heutzutage tritt keiner mehr eine Stelle an, ohne vorher im Internet alles zu recherchieren. Mir glaubst du kein Wort. Aber ausgerechnet das soll ich dir glauben?“
„Weil es die Wahrheit ist.“ Faye war so empört, dass sie zitterte. „Du verdächtigst mich, mit deiner Frau gemeinsame Sache zu machen. Du glaubst, ich hätte … Unser Abend in London … Dann waren die Küsse …“ Das konnte nicht wahr sein! Javier glaubte tatsächlich, sie hätte ihn nur aus Berechnung so leidenschaftlich geküsst. Sie knallte das Wasserglas auf die Spüle. Es zersplitterte in große Scherben. Blut rann aus ihrer Hand.
Sofort stand Javier neben ihr und nahm ihre Hand. „Du hast dich geschnitten. Lass mich …“
„Nimm deine Hände weg“, zischte sie ihn an.
Brüskiert ließ er los. Sie standen sich so nahe, dass er ihre Wärme spüren konnte. Javier zögerte. Wenn sie jetzt ihr Gesicht zu ihm drehte, dann würde er sie einfach küssen. Unbewusst hielt er den Atem an und wartete. Doch Faye starrte weiter auf das Blut, das von ihrer Hand tropfte.
Er verließ den Raum, um kurz darauf mit einem Erste-Hilfe-Kasten zurückzukehren, den er wortlos auf die Küchentheke warf. Dann ging er energischen Schrittes den langen Flur entlang. Noch während Faye in dem Verbandskasten nach Pflastern suchte, hörte sie, wie er das Büro verließ.
Erst jetzt fiel die Starre von ihr ab. Sie hielt die blutende Hand über das Spülbecken, während ihr Tränen aus den Augen schossen. Was er ihr vorwarf, war ganz und gar unglaublich. Wie konnte er nur so etwas von ihr denken? Sie hätte ihn nur aus purer Berechnung geküsst! Sie würde Isabella gegen ihn unterstützen! Das war absurd. Es machte mit einem Schlag all ihre schönen Erinnerungen an den Abend in London kaputt. Als er vorhin neben ihr gestanden hatte,
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