Romana Extra Band 4 (German Edition)
Grab.“ Faye bemühte sich um ein verschwörerisches Lächeln und griff nach den Exposés.
Nach dem Desaster im Penthouse war Faye wieder ins Büro gefahren, aber Javier tauchte an diesem Tag nicht mehr dort auf. Und als er am nächsten Morgen erschien, war es, als habe es keinen Streit gegeben. Immerhin war die Stimmung in den nächsten Tagen sehr geschäftsmäßig zwischen ihnen. Javier musste ein paarmal etwas mit ihr besprechen, war aber immer sehr darauf bedacht, dass dann auch andere Personen im Raum waren.
Auch wenn Faye zunächst erleichtert war, dass sie nicht direkt die Kündigung auf dem Tisch hatte, war sie deswegen nicht entspannter. So konnte es schließlich nicht ewig weitergehen.
Obwohl sie sich aus dem Weg gingen, loderte jedes Mal etwas in Faye auf, wenn sie Javier sah. War es Zorn oder Leidenschaft? Sie wusste es selbst nicht.
Schließlich durfte sie nicht vor Isabella oder den anderen Angestellten zu brüsk mit ihrem neuen Chef umgehen, obwohl schon fast allen im Büro aufgefallen war, dass Faye nicht besonders gut mit Javier auskam.
Die Tür zu Javiers Büro flog auf und Isabella kam heraus. Diabolisch grinsend schloss Javier die Tür wieder. Auch Isabella lächelte, aber Faye konnte erkennen, dass es ein verkniffenes Lächeln war.
Nur wenige Minuten später kam Isabella in Fayes Büro und schloss alle Türen. Sie setzte sich und atmete tief durch.
Oje, jetzt kommt’s. Die schlechte Nachricht. Hatten die beiden Chefs gerade über ihren Rauswurf verhandelt? Hat Javier deswegen so unangenehm gegrinst? Musste Isabella die Botin sein, weil er fürchtete, Faye würde aus lauter Wut gegen ihn die Wahrheit auf den Tisch bringen?
„Miss Sinclair, Sie haben sich ja schon richtig gut eingelebt. Wir müssen Ihre Perspektiven besprechen und auch, wohin die Agentur in der schwierigen Zeit steuert. Das können wir hier im hektischen Arbeitsalltag nicht. Wie wäre es mit einem gemeinsamen Abendessen? Nur wir zwei.“
Das hatte sie nicht erwartet. Es dauerte einen Moment, bis Faye erfreut antwortete: „Wann immer es Ihnen passt.“
„Super. Sagen wir morgen Abend? Ich sag Ihnen noch Bescheid, wo wir uns treffen.“ Schon stand Isabella wieder und eine Sekunde später warf sie die Tür zu ihrem Büro hinter sich zu.
Was war das denn für ein Auftritt? Faye saß mit offenem Mund am Schreibtisch. Gerade hatte Isabella offensichtlich ein eher unangenehmes Gespräch mit Javier gehabt, und sofort danach wollte sie mit Faye über ihre Perspektiven sprechen. Und das auch noch bei einem geheimen Abendessen, denn wieso sonst sollte sie alle Türen schließen?
Am nächsten Tag machte sich Faye in der Kaffeeküche eine Suppe zum Mittagessen warm. Alle anderen waren zu Tisch, und Isabella hatte sich heute den ganzen Tag noch nicht blicken lassen. Aber heute Abend würde sie ihre Chefin sehen. Sie hatte ihr per Mail mitgeteilt, in welchem Restaurant sie sich treffen würden.
Plötzlich stand Javier im Türrahmen. Faye merkte, wie sich ihr Nacken automatisch verspannte. Während sie eine Tasse in die Spülmaschine räumte, versuchte sie, möglichst gelassen zu ihm zu blicken. „Haben Sie auch noch schmutziges Geschirr?“ Sie hatte sich angewöhnt, ihn in der Agentur zu siezen.
Er trat in die Küche. „Wir können uns gerne weiter duzen, wenn wir allein sind.“ Javier ließ seinen Blick über sie gleiten. Sie trug heute einen hellen Anzug mit einer weißen Bluse, die ihre rotblonden Haare betonte. Eine schöne Frau, genau wie Isabella. Aber Isabella mit ihren dunklen Haaren und den braunen Augen wäre in einem Märchen der Gegenpart zur guten Fee – die verführerisch schöne, aber böse Hexe.
Faye richtete sich auf. Sie wurde einfach nicht schlau aus Javier. Sie wusste nie, woran sie bei ihm war. „Vielleicht ist das keine gute Idee. Mir wäre es lieber, wenn wir beim Sie bleiben.“
Javiers Miene verfinsterte sich. Jetzt fühlte er sich wieder zurückgestoßen. Himmel, nein. Das hatte sie doch gar nicht beabsichtigt. „Ich meine ja nur, weil ich … Ich finde es angebrachter … Es ist nur so: Ich würde mich sicher irgendwann verplappern. Ich kann so was nicht gut, mal so und mal so.“
„Wie du meinst.“ Er lehnte sich an die Küchenzeile und blickte auf seine Schuhe. „Ich meine natürlich: Wie Sie meinen. Entschuldigen Sie bitte, Miss Sinclair.“ Sein Ton war bitter.
Faye schloss die Spülmaschine und stand etwas verloren im Raum. Ihre Suppe war fertig. Sie stellte die Schüssel auf ein
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