Romana Extra Band 4 (German Edition)
erwähnte sie zunächst die Vorzüge, um die beiden dann in Ruhe schauen zu lassen.
Auf Nachfrage erklärte sie einzelne Details, aber immer wieder mischte Javier sich ein, antwortete schneller oder ergänzte ihre Angaben. Als sie in einem der Schlafzimmer die Klimaanlage demonstrieren wollte, drängte er sie taktlos zur Seite. Faye trat zurück, damit die Kunden ihren genervten Gesichtsausdruck nicht zu sehen bekamen. Schließlich ging es hier ums Geschäft.
„In welchem Stadtviertel befinden wir uns eigentlich?“ Der ältere Herr blickte aus dem Fenster hinunter auf die belebte Straße.
„Wir sind in Sarrià – Sant Gervasi , einem der schönsten Viertel. Hier finden Sie exquisite Boutiquen, interessante Geschäfte und viele Galerien. Ganz in der Nähe gibt es ein paar wirklich gute Restaurants. Ich selbst wohne nur zwei Straßen weiter.“ Javier stellte sich zu den beiden ans Fenster. „Viele Einheimische schätzen vor allem die Ausgehmeile Maria Cubi . Wer hier lebt, gehört zu den Wohlhabenden Barcelonas.“
Angeber, dachte Faye. Sie fühlte sich überflüssig. Javier hatte die Kunden übernommen und sie durfte die Mappen mit dem Exposé tragen. Sie war richtig wütend. Doch hier vor den Kunden würde sie keine Szene machen.
Faye folgte ihnen durch die restlichen Räume, bis sie endlich vor der Terrasse standen. Sie hatte die Schiebetür vorhin geschlossen und mit kurz angebundenem Ton wies Javier sie nun an, sie wieder zu öffnen. Sie hätte explodieren können. Er behandelte sie wie eine Assistentin und nicht wie eine erfahrene Maklerin.
Zu viert traten sie hinaus auf die Dachterrasse und Faye hatte das dringende Bedürfnis, einfach zu gehen. Stattdessen beantwortete sie zuvorkommend die restlichen Fragen des Ehepaares. Javier beobachtete sie dabei mit Argusaugen, aber erst als es um den Preis ging, mischte er sich wieder ein.
„Miss Sinclair lebt noch nicht lange in Spanien. Sie kennt das spanische Immobilienrecht nicht. Wir könnten das besser in aller Ruhe bei einem Kaffee oder Wasser besprechen.“ Mit einer Handbewegung lud er die beiden ein, sich an den Tisch zu setzen, der in der wärmenden Mittagssonne stand. Dann blickte er auffordernd in Fayes Richtung. Es war klar, was gemeint war. Mappen tragen und Kaffee kochen, das war ihre Aufgabe.
Faye hätte ihm an den Hals springen können. Natürlich hatte sie sich schon in London eingängig über das hiesige Immobilienrecht informiert. Und was sie nicht wusste, hatte sie in den letzten Tagen bei ihren Kollegen und Isabella erfragt. Zu behaupten, sie hätte keine Ahnung, war eine bodenlose Unverschämtheit. Doch sie würde sich nicht die Blöße geben, hier vor den Kunden die Situation eskalieren zu lassen. Sie würde Javier keinen Grund liefern, sich über sie zu beschweren.
In der Küche stellte sie Tassen auf ein großes Tablett, während sie den Kaffee kochte. Als sie nach zehn Minuten wieder auf der Terrasse erschien, stand das Ehepaar bereits und verabschiedete sich.
„Wirklich eine schöne Wohnung. Wir werden uns bald melden.“ Beide lächelten zufrieden, als sich die Fahrstuhltür hinter ihnen schloss.
Javier drehte sich um, offensichtlich ebenfalls sehr zufrieden. Er ging zurück auf die Terrasse und als wäre alles gesagt, griff er nach einer der Tassen und drehte sich zu Faye. „Das war doch prima. Ich glaube, sie sind ernsthaft interessiert.“
Faye konnte kaum glauben, dass er so einfach über seine Kränkungen hinwegging. „Ach, ist das so? Erzähl mir doch noch mehr Weisheiten, die ich schon kenne.“ Ihre Augen funkelten giftgrün.
Belustigt sah Javier sie an. Es schien so, als habe er sie genau dort, wo er sie haben wollte. Genüsslich schlürfte er seinen Kaffee.
In Faye brodelte es. „Was sollte das? Willst du mich jetzt bei jedem Kundentermin kontrollieren? Traust du etwa meinen Erfahrungen nicht?“
„Deinen Erfahrungen schon.“ Er blickte sie herausfordernd an.
Faye atmete genervt aus. Glaubte er etwa immer noch, dass Isabella und sie sich gegen ihn verschworen hatten? In London hatte sie das Gefühl gehabt, in ihm einen Seelenverwandten getroffen zu haben. Doch jetzt war er ihr fremd.
„Ich wollte nur sicherstellen, dass du dich richtig verhältst.“ Javier baute sich vor ihr auf, aber Faye wich nicht einen Zentimeter zurück.
„Du zweifelst meine Professionalität an? Du glaubst, ich sei diejenige, die sich falsch verhalten hat? Wie professionell war es denn von dir, den Kunden zu sagen, dass du
Weitere Kostenlose Bücher