Romana Extra Band 4 (German Edition)
zu Hause war? Nein, seinen Chef abends um elf oder um zwölf anzurufen, war nun wirklich zu intim.
Sie verließ die Wohnung und winkte auf der Straße ein Taxi heran. Auf dem Weg zum Restaurant schaltete sie ihr Handy aus. Das könnte eine wirklich peinliche Situation werden, wenn Javier ausgerechnet dann anrief, während seine Exfrau gerade neben ihr saß.
Als Faye vor dem noblen Restaurant stand, hatte sie ein mulmiges Gefühl. War es richtig, was sie tat? Isabella war ihre Chefin, von daher gab es gar keine Frage, dass sie zu dem Termin gehen würde, aber es kam ihr komisch vor. Nach kaum mehr als zwei Wochen Arbeitszeit besprach man mit den Angestellten für gewöhnlich nicht ihre Perspektiven. Da es eine Arbeitsbesprechung war, tat man das für gewöhnlich auch nicht in einem so teuren Restaurant. Die ganze Sache kam ihr undurchsichtig vor. Sie trat ein und ein Kellner in Livree geleitete sie zu einem Tisch. Isabella wartete bereits auf sie.
Ihre Chefin begrüßte sie herzlich, eher wie eine Freundin und nicht wie eine Angestellte. Faye konnte sich endlich entspannen, die Frauen unterhielten sich ungezwungen und bestellten ihr Essen. Dann wechselte Isabella plötzlich das Thema.
„Haben Sie eigentlich einen Freund?“
Faye war überrascht. Wusste Isabella, was in London passiert war? Aber vielleicht wollte sie nur wissen, ob Faye diesen Job lediglich als Übergang betrachtete, um nach einiger Zeit wieder nach Hause zu ihrem Liebsten zurückzukehren. Sie musste sich schnell aus dieser Ungewissheit retten. „Nein, ich bin absolut ungebunden und sehr froh, in Spanien leben zu können.“ Faye griff nach ihrem Vino Tinto , den Isabella empfohlen hatte.
„Das freut mich. Dann können Sie sich also eine längere Verpflichtung hier in Spanien vorstellen?“
„Auf jeden Fall.“ Faye war erleichtert. Also ging es tatsächlich um ihre Perspektiven.
Isabella nahm auch ihr Glas und nippte am Wein. Doch statt es wieder zurückzustellen, krallte sie sich daran fest. „Haben Sie schon mal eine sehr unglückliche Liebe gehabt und dann gemerkt, dass sie so abhängig von dem Mann sind, dass sie keine Chance haben, ihn zu verlassen?“
Faye meinte, den Schmerz in Isabellas Augen sehen zu können. Mit einer solchen Frage hatte sie nicht gerechnet. Sie brachte kein Wort heraus.
„Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten, und wenn Sie nicht wollen, müssen Sie nicht antworten. Ich frage nur, weil ich bemerkt habe, dass Sie mit meinem Mann nicht sonderlich gut auskommen.“
Faye schoss das Blut in die Wangen, als sie verlegen den Blick senkte. „Ja, irgendwie habe ich so meine Schwierigkeiten, zu wissen, woran ich bei ihm bin.“
Isabella lachte hohl auf. „Ja, mir geht es ähnlich. Javier und ich … Wir haben uns getrennt. Wir sind sogar schon geschieden.“
„Oh.“ Wenn Faye mehr sagte, dann würde sie sich sicher verraten. Sie wollte nicht, dass Isabella erfuhr, dass das ganze Büro Bescheid wusste. „Das tut mir leid.“
Für einen Moment war es ganz still, und als plötzlich der Kellner mit zwei Tellern neben ihrem Tisch stand, atmeten beide erleichtert auf. Sie aßen ein paar Bisse, bis Isabella das Gespräch erneut aufnahm.
„Javier ist … Ich sollte eigentlich nicht schlecht über ihn reden, immerhin ist er Ihr Chef, aber er macht mir das Leben zur Hölle.“
Dieses Gefühl konnte Faye allerdings sehr gut nachvollziehen.
„Er ist nicht gerade jemand, der sich auf … eine Frau beschränken kann. Er flirtet gerne, geht gerne aus und in all den Jahren habe ich ihm immer wieder verziehen.“ Isabella versuchte verdeckt, eine kleine Träne wegzuwischen. Dann lachte sie bitter. „Sie halten mich vielleicht für naiv, aber ich habe ihn wirklich geliebt.“
Faye merkte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Das passte alles nur zu gut. Das war Javier, wie sie ihn kennengelernt hatte. So forsch, wie Javier im Hotelrestaurant mit ihr geflirtet hatte. Dann die Abweisung bei ihrem ersten Wiedersehen. Heute diese merkwürdige Szene in der Kaffeeküche. Außerdem hatte sie ihm eine Nachricht hinterlassen, dass er sie zurückrufen sollte. Was sollte ihn denn daran hindern, kurz anzurufen, und wenn es nur war, dass er sagte, er habe keine Zeit, ausführlich zu reden. Isabella riss sie aus ihren Gedanken.
„Ich sollte Ihnen das alles gar nicht erzählen, weil es ja meine Privatsache ist, aber leider erstreckt sich diese Betrügerei seit einiger Zeit auch auf die berufliche Ebene. Deswegen wollte ich Sie treffen.“
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