Romana Extra Band 4 (German Edition)
gleich nebenan wohnst?“
Jetzt war sie es, die noch einen Schritt näher an ihn herantrat. Sie waren sich fast so nah, wie sie sich auf der Tanzfläche gewesen waren. Ihre Augen sprühten vor Wut, als sie zu ihm hochschaute. „Diese wohlhabenden Menschen wollten etwas Außergewöhnliches. Wenn sich sogar ihr Makler eine Wohnung in der Gegend leisten kann, wie exklusiv kann das Objekt dann schon sein? Das war ja wohl kaum verkaufsfördernd.“
Endlich hatte sie es ihm gezeigt. Sie drehte sich abrupt um und ging rein.
Während sie ihre Sachen zusammensammelte, rauschte Javier ins Zimmer. Auch er war jetzt aufgebracht. „Ich lass mich doch nicht von meiner eigenen Angestellten abkanzeln.“
„Und ich lass mir nicht unterstellen, ich wäre nicht erfahren genug.“
„Das habe ich gar nicht gesagt.“
„Du brauchtest es nicht extra auszusprechen. Dein Verhalten war deutlich genug.“
„Du bist überempfindlich.“ Javier verschränkte die Arme vor der Brust. Er wusste, dass Faye recht hatte. „Ich wollte dich nur nicht allein lassen bei deinem ersten Termin.“
Faye schnaubte laut. „Das soll ja wohl ein Witz sein! Und übrigens: Ich weiß genug über das spanische Immobilienrecht, um diesen Auftrag alleine durchzuziehen.“ Sie drehte sich um und warf die Wohnungstür geräuschvoll hinter sich zu.
Erst im Fahrstuhl erlaubte sie sich zu weinen. Bloß schnell weg hier! Sie hastete ein paar Straßen weiter und ließ sich auf eine Parkbank fallen. Das konnte sie doch nicht ernsthaft getan haben. Dem Chef die Tür vor der Nase zuzuknallen, ihn allein aufräumen zu lassen, ihn anzuschreien. Nein, das hatte sie glücklicherweise gar nicht getan, sie hatte es irgendwie geschafft, die Fassung zu wahren. Trotzdem bereute sie ihr Verhalten. Aber was blieb ihr denn übrig?
Noch vor wenigen Tagen war sie froh, dass sie so prompt einen neuen Job gefunden hatte. Diesen schnellen Wechsel verdankte sie ihrem guten Ruf. Von ihrer heilen Welt waren nur noch ihre Kompetenz und ihre Erfahrung übrig geblieben. Das durfte sie sich nicht auch noch nehmen lassen.
Vor fast fünf Jahren hatte sie in der Agentur für Luxusimmobilien von David Fairfax angefangen. Er flirtete schon am ersten Tag mit ihr, was ihr sehr schmeichelte. Sie wollte ihrem Chef unbedingt gefallen und hatte gearbeitet wie ein Tier. In den nächsten Jahren hatte sie sich von einer einfachen Sekretärin zur besten Immobilienmaklerin hochgearbeitet.
Sie war das Zugpferd der Agentur und Davids rechte Hand. Doch vor ein paar Monaten hatte sie ihn in seinem Büro erwischt, mit der Praktikantin auf dem Schoß. Als Faye in diese peinliche Szene platzte, gab er sich geläutert. In den nächsten Wochen beschwichtigte er sie immer wieder. Wegen dieser unbedeutenden Geschichte würde sie doch nicht vier Jahre Beziehung wegwerfen wollen. Doch auf der Weihnachtsfeier war er mit einer anderen Praktikantin auf dem Balkon verschwunden, und schob später alles auf den Alkohol.
Das reichte. Faye war so wütend auf ihn gewesen, aber noch viel wütender war sie auf sich selbst. Wie konnte sie nur so blind sein? David hatte sie nur hingehalten, weil sie eine erfolgreiche Mitarbeiterin war. Sonst hätte er sie wahrscheinlich schon längst abserviert, aber er wollte nicht auf ihre Verhandlungskünste verzichten.
Doch Faye konnte sich endlich eingestehen, dass der einzige Unterschied zwischen ihr und den Praktikantinnen darin bestand, dass er sich mit Faye in der Öffentlichkeit zeigte. Nie hatte er von Heirat oder Kindern gesprochen, und auch zu Hause stand immer nur die Agentur im Vordergrund. Das hatte nun endlich ein Ende gefunden.
Sie wollte nur weit weg, sehr weit weg. Das Angebot in Barcelona war ihr wie die Erfüllung ihrer Gebete vorgekommen. Und was machte sie? Statt ihre wahren Qualitäten zu zeigen, brüskierte sie ihren neuen Chef, sprach ihm seine Qualitäten als Makler ab und schmiss ihm zu allem Überfluss auch noch die Tür vor der Nase zu. Dümmer hätte sie sich kaum verhalten können. Sie stand auf und packte ihre Mappe. Würde sie noch einen Job haben, wenn sie ins Büro zurückkehrte?
6. KAPITEL
Javier starrte auf die geschlossene Tür. War das gerade wirklich passiert? Faye hatte ihn abgekanzelt. Ihren Chef! Sie besaß offensichtlich mehr Temperament, als er ihr zugetraut hatte. Etwas davon hatte sie ja schon in London gezeigt, doch er wollte mehr.
Wenn er sie schon nicht in die Arme nehmen konnte, wollte er ihr feuriges Temperament wenigstens auf eine
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