Romana Extra Band 4 (German Edition)
Grund abgesprungen. Bei meinem letzten Telefonat war ihre Zusage so gut wie sicher.“
„Als ich mit ihnen telefoniert habe, hatten sie sich bereits gegen uns entschieden. Wahrscheinlich hast du ihnen kein lukratives Angebot gemacht. Vielleicht mochten sie auch einfach deine herablassende Art nicht.“ Trotzig schob sie ihr Kinn vor, aber sie hielt Javiers Blick nicht stand.
„Ich geh jetzt in mein Büro und versuche, sie zu erreichen. Dann werden sie mir schon sagen, woran es lag.“ Javier durchbohrte sie mit seinen Blicken.
„Du bezichtigst mich, dich zu betrügen?“
„Es wäre wahrlich nicht das erste Mal!“
Mit einem gedämpften Schrei stürzte Isabella sich auf ihn. Sie erwischte ihn mit ihren spitzen Fingernägeln gerade noch am Hals, als er ihre Handgelenke zu fassen bekam. Endlich hatte sie die Fassung verloren und zeigte ihr wahres Ich. Javier hatte mehr als einmal erlebt, wie Isabella ausflippte. Wenn man sie in die Enge trieb, hatte sie sich nicht mehr unter Kontrolle. Da er ihr körperlich überlegen war, konnte Javier nur lachen.
In diesem Moment flog die Tür auf und Eva stürmte herein. Faye direkt hinter ihr.
„Wir wollten nur fragen …“ Eva blieb so abrupt stehen, dass Faye fast in sie hineinrannte.
Isabella lächelte zuckersüß und schlang ihre Arme um Javiers Hals. „Erwischt! Javier, mein Schatz, jetzt haben sie es doch geschafft, uns in flagranti zu ertappen.“ Sie gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss.
Javier war so überrumpelt, dass er sich gar nicht wehren konnte. Seine Arme hingen schlaff an seinem Körper herunter. Er hatte nur Augen für Faye, die in Schockstarre hinter Eva stand und die Szene mit weit aufgerissenen Augen beobachtete.
Eva wirkte ebenfalls völlig überrascht und ließ die Unterlagen, die sie in der Hand hielt, sinken. „Ich wusste nicht … Wir wollten nicht stören, aber wir müssten schnell etwas zu diesem Exposé wissen. Der Interessent wartet am Telefon.“
„Ja, sicher. Um welches Objekt geht es denn?“ Isabella strich ihm noch einmal liebevoll über die Wange, zog sich ihre Kostümjacke gerade und setzte sich an den Schreibtisch.
Weder Isabella noch Eva bemerkten den schmerzverzerrten Blick, den Faye ihm zuwarf. Endlich löste sie sich aus ihrer Betäubung und drehte sich schnell weg. Heimlich wischte sie sich eine Träne weg. „Eva, können Sie das bitte mit dem Herrn klären. Ich habe noch viel zu tun.“
Fayes Stimme klang brüchig. Sie riss die Tür zu ihrem Büro auf. Geräuschvoll fiel die Tür ins Schloss und Javier stand etwas verloren neben Isabellas Schreibtisch. Es tat ihm weh, Faye so leiden zu sehen.
Faye brauchte dringend frische Luft. Sie spazierte die Rambla hinunter, bis sie am südlichen Ende der Straße zur Statue von Christoph Kolumbus kam. Ganz in der Nähe war der Port Vell , der Alte Hafen, mit seinen Drassanes , den mittelalterlichen Schiffswerften.
Fischer legten hier heute nicht mehr an, aber auf einer Mole saß ein alter Mann mit wettergegerbtem Gesicht, der eine Angel ausgeworfen hatte. Er sah zufrieden aus und blickte ruhig aufs Meer.
Faye fragte sich, wann sie selbst das letzte Mal so mit sich im Reinen gewesen war. Sie fand ein kleines Café direkt am Wasser, und als sie zur Stadt blickte, konnte sie über den Hügeln der Serra de Collserola , dem Küstengebirge, den Sonnenuntergang beobachten. Die warme Abendsonne spiegelte sich auf dem Wasser und es herrschte eine friedliche Atmosphäre.
Log Javier? Oder log Isabella, wenn sie sagte, Javier würde sie schlecht behandeln? Gestern hatte sie gedacht, Javier würde sie küssen. Und nur einen Tag später küsste er Isabella. Oder sie ihn. Spielt das überhaupt eine Rolle? Wenn er derjenige war, für den er sich ausgab, dann hätte er sie abwehren müssen. Aber wenn es stimmte, was Isabella ihr im Restaurant erzählt hatte, dann hätte auch sie ihn niemals geküsst.
Auf dem Weg vom Hafen zu ihrer Wohnung lief Faye durch die Gassen der Altstadt Barcelonas, kaufte sich an einem Stand Obst und an einem anderen einige Tapas, obwohl sie vermutete, dass sie keinen Bissen hinunterbekommen würde. Trotzdem richtete sie zu Hause alles auf einem Teller an. Dann schlüpfte sie in bequeme Klamotten, zog den Sessel ans Fenster.
Die Dunkelheit hatte sich schon über die Stadt gesenkt und überall glitzerten Lichter. Der Torre Agbar mit seiner alles überragenden Silhouette schillerte in bunten Farben.
Die Türklingel riss Faye aus ihren trüben Gedanken. Wer konnte
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