Romana Extra Band 4 (German Edition)
draußen auf ihr Taxi wartete, fasste Faye wieder einen klaren Gedanken. Sie steckte in einem Dilemma. Sie hatte sich mit ihrer Chefin gegen ihren Chef verbündet. Gegen den Mann, den sie liebte.
Auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte, es war kaum zu leugnen. Sie liebte Javier. Bei jedem Wort, das Isabella über Javier gesagt hatte, schnürte es ihr das Herz ab. Es konnte nicht sein, dass sie sich so sehr in ihm getäuscht hatte. Sollte sie wirklich glauben, dass alles in London nur gelogen war, die Blicke, die Küsse?
Vorhin war Faye überrumpelt worden von Isabellas Erzählungen, doch hier draußen konnte sie endlich ihre Gedanken ordnen. Wenn sie Isabella Glauben schenkte, dann war klar, dass Javier log. Aber hatte er ihr nicht ganz ähnliche Dinge erzählt? Wer von den beiden war denn nun der Betrüger?
Sie blickte die Straße entlang, ihr Taxi war unpünktlich. Aber es war eine herrliche sternenklare Nacht und sie genoss die frische Luft.
Gerade als Faye beschloss, zu Fuß zu gehen, hielt ein Wagen in einigen Metern Entfernung. Isabella kam aus dem Restaurant und ein Mann stieg aus. Sie küssten sich, er hielt ihr die Tür auf und Isabella setzte sich auf den Beifahrersitz. Der Mann lief um den Wagen herum und stieg wieder ein. Schon fuhren sie um die nächste Ecke. Interessant, dachte Faye. Interessant, dass Isabella sich nach Javier einen so ganz anderen Typ Mann gesucht hatte.
Javier senkte seine Stirn auf das Lenkrad. Also doch! Alles Lüge. Es war genau so, wie er vermutet hatte: Faye machte gemeinsame Sache mit Isabella.
Er war zu dem Besichtigungstermin gefahren und hatte sich wortreich bei den Kunden entschuldigt. Schon auf der Fahrt in die Außenbezirke von Barcelona hatte er sich über sich selbst gewundert. Wie konnte er sich so gehen lassen? Heute Mittag wollte er sich wirklich nur für sein Verhalten entschuldigen.
Die Tatsache, dass sie mit der fehlerhaften Berechnung zu ihm gekommen war, hatte ihn von seinen Verdächtigungen etwas abrücken lassen. Noch konnte er Isabella kein betrügerisches Verhalten nachweisen: Wie durfte er Faye da beschuldigen? Er wollte Frieden schließen mit ihr, und versuchen, ihre Beziehung wenigstens auf eine normale berufliche Basis zu bringen. Und wer weiß, was alles sein konnte, in wenigen Monaten, wenn Isabella die Agentur verlassen hatte und sich alles wieder normalisierte?
Noch als er den Flur entlanggegangen war, hatte er nach den richtigen Worten gesucht. Und als er allein mit ihr in der Küche gestanden hatte, wusste er nicht einmal mehr, wie er überhaupt anfangen sollte.
Und dann hätte er um ein Haar die Kontrolle verloren. Er hatte in ihre grünen Augen geschaut, die ihn so liebevoll anblickten, und fast hätte er sie geküsst, einfach so, ohne zu wissen, was danach geschehen würde. Dass er darüber diesen wichtigen Kundentermin vergessen hatte! So etwas war ihm noch nie passiert. Auch ein Indiz für sein Gefühlschaos.
Der Termin in einem Villenvorort von Barcelona verlief leider nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Er konnte das Pärchen ein wenig beruhigen, das etwas ungehalten über seine Verspätung war. Doch so richtig gute Stimmung wollte während der Führung nicht aufkommen.
Und dann passierte es. Der Mann, nur wenige Jahre älter als Javier, wurde plötzlich leichenblass und griff sich an die Brust. Der Notarzt war in zehn Minuten vor Ort, aber für Javier waren es die längsten zehn Minuten seines Lebens. Die Ehefrau blieb gefasst, bis ihr Mann in den Krankenwagen gebracht wurde, dann klappte sie in Javiers Armen zusammen.
Er fing sie auf, trug sie zum Sofa und gab ihr ein Glas kaltes Wasser. Als es ihr ein paar Minuten später etwas besser ging, bestand sie darauf, sofort ihrem Mann zu folgen. Da er sie in diesem Zustand nicht allein fahren lassen konnte, hatte er sie begleitet. Ihre beiden Söhne lebten in Madrid und Valencia. Javier brachte es nicht übers Herz, sie in dem Krankenhaus allein zu lassen, während ihr Mann operiert wurde. Erst als der erste Sohn nach etlichen Stunden endlich eintraf, konnte er gehen.
Er überlegte, ob er noch mal zur Villa zurückfahren sollte, die er so überstürzt verlassen hatte. Und er wollte sich gerne duschen und umziehen nach der Aufregung und den Stunden im Krankenhaus. Aber am dringendsten wollte er Faye sehen. Jetzt brauchte er auch nicht mehr anrufen, er fuhr direkt zu ihr nach Hause.
Javier war fast vor ihrem Haus, als sie auf die Straße trat und in entgegengesetzter Richtung
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