Romana Extra Band 4 (German Edition)
das sein? Eine Nachbarin vielleicht.
Als sie die Tür öffnete, schnappte sie nach Luft. Vor ihr stand Javier. „Darf ich reinkommen?“
Unbewusst schüttelte sie den Kopf, bis sie leise etwas herausbrachte. „Señor de Torres, worum geht es denn?“ Solange er draußen stand, war sie ein wenig sicherer.
Javier räusperte sich. „Ich möchte dir etwas erklären.“
Jetzt sind wir also wieder beim Du. Faye straffte die Schultern. Sie musste ihm etwas entgegensetzen, sonst würde sie wieder dahinschmelzen, wie schon in der Kaffeeküche. Sie verschränkte die Arme vor dem Körper. „Was denn erklären? Können wir das nicht morgen im Büro besprechen?“
Javier atmete tief durch. Was immer er wollte, leicht fiel es ihm nicht. Vor ihr stand der Mann, den sie in London kennengelernt hatte, der einfühlsame Javier. Der Mann, der ihr Herz erobert hatte. Lass dich nicht davon beeindrucken. Nicht schwach werden, nur nicht schwach werden. Er hatte es jetzt einmal zu oft geschafft, sie zum Narren zu halten. Das musste aufhören.
„Ich wollte … Der Kuss … Ich … Können wir nicht reingehen?“ Er sah sich auf dem Flur um. Im Treppenhaus war von den anderen Mietern nichts zu hören, aber als sich jetzt das Licht automatisch ausschaltete, trat Faye stumm zur Seite und ließ ihn rein.
„Eine schöne Wohnung. Du hast es dir sehr gemütlich gemacht.“
„Sicher nicht so schön wie Ihr luxuriöses Apartment in der noblen Wohngegend.“ Verdammt noch mal, wieso sagte sie so etwas? Das war die Angst, dass sie wieder nett zu ihm sein könnte, zu nett. Es war sicherer, wenn sie ihn auf Abstand hielt.
Javier sah ihr unverwandt in die Augen. „Du hattest recht. Ich hätte vor unseren Kunden nicht mit meinem Vermögen prahlen sollen. Aber deshalb bin ich nicht hier.“
Faye bemerkte, dass er sich umgezogen hatte. Im Büro trug er immer Anzug und Krawatte, doch jetzt war er in Jeans und Hemd. Sein Hemd war unter dem Mantel aufgeknöpft und er wirkte so lässig-elegant wie ein Männermodell. Und da war sie, in Schlabberhose und einem abgetragenen alten Sweatshirt.
Doch er nahm offenbar keine Notiz von ihrer Aufmachung. Stattdessen kratzte er sich verlegen an der Schläfe. „Ich wollte dir erklären, was da vorhin in Isabellas Büro passiert ist.“
Sie setzte sich in den Sessel. Was würde jetzt kommen? Neue Lügen oder doch das Eingeständnis, dass er seine Exfrau noch immer liebt? Und wieso musste er ihr das unbedingt hier mitteilen? Wahrscheinlich wollte er sie nur bitten, dass sie im Büro den Mund hielt. Warum sonst sollte er plötzlich wieder so nett sein?
Sie konnte es nicht ertragen, ihn anzuschauen. Immer wenn sie ihn ansah, sah sie nur seine Hände, die so zärtlich sein konnten, seinen Mund, der so gut küssen konnte und seinen athletischen Körper, der eine Verheißung war.
Javier hatte wohl erwartet, dass sie noch etwas sagen würde, denn er schwieg. Als er endlich den Mut fasste, zu sprechen, klang seine Stimme ungewöhnlich rau.
„Es war nicht so, wie du denkst. Isabella hat mich überrumpelt. Wir haben uns gestritten und sie hat mich angegriffen, ich meine, körperlich angegriffen. Deshalb habe ich sie festgehalten. Als du mit Eva reingekommen bist, hat sie nur deshalb so reagiert und mich geküsst, um unseren Streit zu vertuschen.“
Faye schnaufte ungläubig und schaute hinaus aufs Meer.
Seine Stimme klang verbittert, als er weitersprach. „Wie immer hat sie nur versucht, alle zu täuschen. Sie glaubt, wenn sie den Angestellten lange genug nichts sagt von unserer Scheidung, dann wäre das für sie von Vorteil.“
Er holte tief Luft. „Weißt du, ich habe diese Agentur allein gegründet. Ich war damals gerade dreiundzwanzig und habe noch studiert. Die ersten Jahre habe ich unglaublich hart gearbeitet. Ich hatte kein Wochenende, keinen Urlaub. Dann habe ich Isabella eingestellt. Wir haben beide viel gearbeitet und außer den Kunden gab es kaum andere Menschen in unserem Leben. Vielleicht musste es deswegen so kommen, dass wir ein Paar wurden.“
Javier schluckte. „Ein Jahr später haben wir geheiratet, doch das ging nicht lange gut. Nach vier Ehejahren haben wir uns getrennt. Das ist jetzt etwas über zwei Jahre her. Seitdem läuft die Scheidung.“ Seine nächsten Worte klangen nach einer Entschuldigung. „Ich habe ihr versprochen, bis Mai nichts zu sagen. Aber so etwas wie heute Mittag geht auch mir zu weit.“
„Und wieso kommst du zu mir nach Hause und erzählst mir das?“ Verdammt,
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