Romana Extra Band 4 (German Edition)
davonging. Javier wollte ihr zurufen, aber der Gegenverkehr war zu laut, und hinter ihm hupte jemand, der vorbei wollte. Er fuhr bis zum Ende der Straße und wendete. Als er sie eingeholt hatte, stieg sie gerade in ein Taxi und fuhr davon. Ihm blieb nichts anders übrig, als dem Wagen zu folgen.
Doch nach zehn Minuten wurde ihm das Herz schwer. Er kannte das Stadtviertel. Und als das Taxi vor ihm in die bekannte Gasse einbog, verlor er den Mut. Denn an deren Ende lag Isabellas Lieblingsrestaurant. Faye traf sich also privat mit ihr. Und das konnte wirklich nur eins bedeuten: Sie machten gemeinsame Sache.
8. KAPITEL
Faye war früh in die Agentur gefahren in der Hoffnung, dass auch Javier kommen würde, bevor die anderen eintrafen. Doch sie wurde enttäuscht. Alle anderen waren schon da, als sie endlich seine Stimme auf dem Flur hörte. Er besprach etwas mit Eva und ging weiter in sein Büro. Wie immer schloss er alle Türen.
Vor lauter Aufregung konnte sie kaum arbeiten. Endlich, nach zwei Stunden, sah sie ihn auf dem Flur vorbeilaufen in Richtung Kaffeeküche. Sofort sprang sie auf und lief hinterher. Er stand vor der Kaffeemaschine, als sie den Raum betrat.
Faye räusperte sich. „Ich habe dir gestern eine Nachricht auf dem Handy hinterlassen.“
Jetzt blickte er doch zu ihr hoch. Sein Blick war eiskalt. „Ach ja?“ Er wendete sich wieder der Maschine zu.
„Ich dachte, du rufst mich zurück.“
Ohne sich umzudrehen, wartete er darauf, dass der Kaffee in die Tasse lief. Er stellte die volle Tasse auf den Unterteller und drehte sich seelenruhig zu ihr um. „Tut mir leid. Ich musste gestern mein Handy ausmachen, als ich im Krankenhaus war. Ich habe es noch nicht abgehört, Miss Sinclair.“
Faye schnappte nach Luft. So stand es also wieder zwischen ihnen. Sie öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch kein Wort kam ihr über die Lippen. Javier schaute sie mit einem kalten Blick, aber durchdringend an.
In diesem Moment kam Sandro hinein. „Señor de Torres, haben Sie mal eine Minute? Ich würde gerne mit Ihnen ein Exposé durchgehen.“
„Sicher.“ Er lächelte Sandro an und klopfte ihm kollegial auf die Schulter. „Kommen Sie mit in mein Büro.“
Faye wusste weder ein noch aus. Aber was hatte sie denn erwartet? So war es doch seit ihrem ersten Arbeitstag. Heiß und kalt. Aufmerksam und abweisend.
Als Sandro sein Büro verließ, war Javiers erster Gedanke, sein Handy abzuhören. Tatsächlich hatte er gestern ganz vergessen, das Gerät wieder anzuschalten. Aber Fayes Nachricht war nichtssagend. Sie bat lediglich um seinen Rückruf.
Gestern vor dem Lokal war er extra ausgestiegen und hatte durch die Fenster gesehen. Er wollte sichergehen, dass er Faye nicht unschuldig verdächtigte. Aber da saß sie, mit Isabella, und anscheinend unterhielten sie sich prächtig. Mehr musste er nicht wissen.
Noch auf dem Heimweg hatte er einen Entschluss gefasst. Das Wichtigste war, dahinterzukommen, was Isabella tat. Je eher er ihren Betrug beweisen konnte, desto besser. Und da Faye mit ihr unter einer Decke steckte, würde sie zum gleichen Zeitpunkt aus seinem Leben verschwinden wie Isabella.
Entschlossen betrat Javier Isabellas Büro. Ohne besondere Hektik zu zeigen, schloss er die Türen zum Flur und zu Fayes Raum. Zwar war ihr Schreibtisch gerade leer, aber was er jetzt mit Isabella besprechen würde, ging keinen seiner Angestellten an.
Isabella beobachtete ihn, während sie die Tastatur von sich schob. Javier stellte sich direkt vor ihren Schreibtisch und sah auf sie hinunter. Sie versuchte, betont entspannt auszusehen, aber er kannte sie gut genug, um zu erkennen, dass das gespielt war.
Schon letzte Woche, als sie über die falsche Wertberechnung der Finca in Cadaqués gestritten hatten, war sie ungehalten gewesen. Nach mehreren Versuchen hatte er endlich die Besitzer des märchenhaften Anwesens erreicht. Aus dem Gespräch wurde klar, dass Isabella sich nicht einfach nur versehentlich verrechnet hatte.
Nachdem sie den Besitzern der Finca die Unterlagen zugeschickt hatte, bekam sie natürlich prompt einen Rückruf von ihnen. In diesem Telefonat hatte sie ihre niedrige Bewertung des Anwesens verteidigt. Die Klienten waren so verärgert, dass sie der Torres-Agentur den Auftrag entzogen.
Javier hatte gerade alles versucht, sie davon zu überzeugen, dass etwas furchtbar schiefgelaufen sei. Wortreich hatte er sich für den dummen Fehler seiner Frau entschuldigt und konnte den Unmut der Immobilienbesitzer
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