Romana Extra Band 4 (German Edition)
und endlich die Hand von ihrer Schulter nahm.
„Darauf müssen wir anstoßen“, verkündete er und machte dem Stewart ein Zeichen. Dann ließ er sich auf dem Stuhl neben ihr nieder, während der Stewart zwei Gläser und einen Sektkühler brachte. Sapphy erkannte das Etikett auf der Flasche auf Anhieb.
„Australischer Wein?“
Er nickte knapp. „Zu Ihren Ehren. Ich dachte, Sie würden sich freuen, etwas aus Ihrem Heimatland zu trinken.“
Sie musste zugeben, dass das eine sehr aufmerksame Geste war.
Der moussierende Wein wurde eingegossen, und Khaled reichte ihr ein Glas. „Auf ein Kleid, das ebenso bemerkenswert sein wird wie die Frau, die es entwirft!“ Er hob sein Glas und lächelte sie an, bevor er es an seine Lippen führte. Dabei ließ er Sapphy nicht aus den Augen.
Sie zögerte. Vielleicht war es an der Zeit, ihn daran zu erinnern, dass noch eine andere Frau eine entscheidende Rolle bei dieser Hochzeit spielte, eine Frau, so kam es ihr vor, über die er bisher kaum ein Wort verloren hatte.
„Danke.“ Sapphy hob ebenfalls ihr Glas. „Auf die Frau, die das Kleid tragen wird, denn ohne sie ist auch der beste Entwurf nichts wert. Auf Ihre Braut!“
Sie nippte an ihrem Glas, zufrieden, dass sie die Situation wieder auf eine professionelle Ebene gebracht hatte. Ob er nun vorgehabt hatte, sie zu küssen, oder nicht, in jedem Fall hatte sie ihn wissen lassen, dass sie nicht vergessen hatte, dass er mit einer anderen Frau verlobt war.
Aber als sie ihn über den Rand ihres Glases hinweg ansah, konnte sie erkennen, dass ihre Worte nicht im Mindesten die gewünschte Wirkung gehabt hatten. Wenn sich seine Miene überhaupt verändert hatte, so war sein Grinsen noch breiter und der Ausdruck in seine Augen noch stechender geworden.
„Dem kann ich mich nur anschließen“, sagte er. „Lassen Sie uns doch bitte auf die Frau trinken, die ich heiraten werde. Auf meine Braut!“
Er hob sein Glas und stieß mit ihr an. Dabei blieb sein Blick die ganze Zeit auf sie gerichtet, und Sapphy hatte das Gefühl, als sei ihr etwas Wichtiges entgangen.
Sie trank erneut von ihrem Wein und sagte sich, dass Paolos Worte sie einfach viel zu misstrauisch gemacht hatten. Dass das Verhalten ihres Auftraggebers ihr zuweilen merkwürdig vorkam, war kein Wunder, schließlich hatte sie noch nie zuvor mit einem Scheich zu tun gehabt.
Ein Stewart beugte sich zu Khaled vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dieser stellte augenblicklich sein Glas ab und erhob sich.
„Entschuldigen Sie mich bitte“, wandte er sich an Sapphy. „Ich muss mich um eine dringende Angelegenheit kümmern.“
Sie blickte zu dem Bürobereich hinüber und sah zwei uniformierte Männer, die vor einem Computerbildschirm saßen. „Gibt es ein Problem?“, fragte sie.
„Nur eine Kleinigkeit, nichts, worüber Sie sich beunruhigen müssten.“ Damit nickte er ihr knapp zu und verschwand, um sich zu den beiden Männern zu gesellen. Wo waren die Offiziere wohl hergekommen? Sapphy hatte sie beim Betreten des Flugzeuges gar nicht bemerkt. Aber für ein arabisches Staatsoberhaupt war es wohl unerlässlich, mit eigenem Personenschutz zu reisen.
Worum auch immer es sich bei der „Kleinigkeit“ handelte, in jedem Fall nahm sie die Männer für längere Zeit in Anspruch und sorgte offenbar für einige Aufregung. Ab und zu waren über das Brummen der Motoren hinweg laute Stimmen und erregte Diskussionen zu vernehmen. Offenbar erteilten die Männer jemandem, der sich am anderen Ende einer Satellitenverbindung befand, dringende Anweisungen. Doch Sapphy beschloss, sich ihre Neugier nicht anmerken zu lassen und die Zeit zu nutzen, um weiter an ihren Skizzen zu arbeiten.
Außerdem empfand sie es als angenehm, eine Zeit lang sicher zu sein vor Khaleds durchdringenden Augen und seinem unergründlichen Mienenspiel.
Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihr, dass sie bereits den Landeanflug begonnen hatten. Statt Wolken war nun unter ihr das Blau des Mittelmeers zu erkennen, an das sich ein weißer Streifen Küste und dahinter die Weite des hellbraunen Binnenlandes anschlossen.
Khaled ließ sich auf dem Platz neben ihr nieder. „Wir sind bald da.“
„Ist alles in Ordnung?“, erkundigte sie sich und warf einen Blick über ihre Schulter. Doch die beiden Offiziere waren verschwunden.
„Ja“, war seine knappe Antwort.
Kurz darauf setzte die Maschine auf dem Flughafen von Jebbai auf, der, wie Khaled erklärte, nur eine kurze Strecke von der Hauptstadt Hebra entfernt lag.
Weitere Kostenlose Bücher