Romana Extra Band 4 (German Edition)
Sapphy stieg aus dem Flugzeug und blieb für einen Augenblick auf der obersten Stufe der Gangway stehen. Alles sah so anders aus als bei ihrem Abflug in Mailand. Es gab keine Berge, sondern nur flaches Land, das sich in alle Richtungen erstreckte, eine endlose goldene Sanddüne, die nur an einer Stelle von einem schmalen Asphaltstreifen unterbrochen wurde, der Schnellstraße nach Hebra.
Sapphy hatte sich niemals in ihrem Leben so verlassen gefühlt.
Als ob er ihre Beklemmung bemerkt habe, drückte Khaled ihr aufmunternd die Schulter. „Willkommen in Ihrer neuen Heimat.“
Erst als sie den Fuß der Treppe erreicht hatte, wurde ihr die Bedeutung seiner Worte bewusst.
Eine Limousine, die bereits vor dem Flughafen gewartet hatte, nahm sie in Empfang. Während der Fahrt, die eine knappe halbe Stunde dauerte, begann es bereits zu dämmern. Die Hitze nahm ab, und die trockene, warme Luft stand unter einem Himmel, der unendlich zu sein schien.
Minutenlang herrschte Schweigen. Sapphy war vollkommen damit beschäftigt, aus dem Fenster zu schauen und die neuen Eindrücke aufzunehmen. Sanddünen und Felsformationen zogen an ihr vorbei, und sie konnte ihre Begeisterung über die raue Schönheit der Natur kaum im Zaum halten. Schon jetzt erschienen vor ihrem inneren Auge alle möglichen Farben, Muster und Strukturen. Die Landschaft war wie ein frischer Windstoß in ihrem Kopf.
„Wie gefällt Ihnen mein Land?“, wollte Khaled wissen.
„Es ist wunderschön, einfach wunderschön.“
„Lassen Sie sich von der Schönheit nicht täuschen“, riet er. „Die Wüste ist gefährlich und unbarmherzig.“
Sie sah ihn überrascht an. „Ja, aber ist das nicht gerade das Faszinierende daran?“ Ihr Blick wanderte wieder nach draußen. „Im Gegensatz zu einer grünen Wiese, die weich und fruchtbar wirkt, verfügt diese Landschaft über etwas Dramatisches, Abgründiges …“
Den Rest ihres Satzes konnte sie nicht vervollständigen, denn ein erneuter Blick auf ihren Begleiter ließ sie alles um sich herum vergessen. Wie ein glühender Pfeil bohrten sich seine Augen in sie, und sie konnte die Hitze spüren, die von seinem Körper ausging.
Langsam rückte er näher und streckte die Hand aus, um sie auf ihre Wange zu legen. Sapphy hatte das Gefühl, als habe die Berührung seiner Finger ihre Haut verbrannt.
„Ihre Augen leuchten geradezu, wenn Sie sich für etwas begeistern“, stellte er fest. „Sie sind wie die Facetten eines geschliffenen Edelsteins. Wie der Saphir, nach dem Sie so zutreffend benannt worden sind.“
Sie schluckte.
„So wunderschöne Augen. Sagen Sie, ist Ihre Schönheit mit der grünen Wiese vergleichbar, die sanft und freundlich aussieht, oder mit der Schönheit einer rauen Wüstenlandschaft, unter deren Oberfläche Geheimnisse und Gefahren lauern?“
Sie schüttelte den Kopf, unfähig zu mehr als dieser minimalen Bewegung. „Ich weiß nicht. Ich habe noch nie darüber nachgedacht.“
Er grinste. „Und doch zeigen Ihre Worte, dass Sie eine sehr gute Beobachterin sind. Sie nehmen Dinge wahr, die andere Menschen überhaupt nicht bemerken. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie diese Fähigkeit nicht nur bei der Betrachtung von Landschaften, sondern auch im Umgang mit Menschen haben.“
„Das kann ich Ihnen nicht sagen“, erwiderte sie leise. „Aber ich möchte Sie bitten, mich nicht zu berühren.“
Er hob die Augenbrauen, als ob er ihr nicht glaube, und zuckte mit den Schultern. „Wie Sie wünschen.“
Erleichtert atmete sie auf, doch sie hatte sich zu früh gefreut. Denn als seine Hand von ihrer Wange glitt, streiften seine Finger leicht ihren Hals und den Ansatz ihrer Schulter.
Sapphy hielt den Atem an und wandte sich schnell wieder dem Fenster zu, um ihn nicht merken zu lassen, wie sehr seine Berührung sie aus der Fassung gebracht hatte. Sie war fest entschlossen, ihn erst wieder anzusehen, wenn sich ihr Puls beruhigt hatte. Und wenn sie im Palast angekommen waren, würde sie sich von Scheich Khaled fernhalten. Er war einfach zu unberechenbar, zu verlockend.
Zu gefährlich.
Und doch ging diese Gefahr nicht nur von ihm aus, sondern auch von ihr selbst. Sapphy konnte nicht leugnen, dass sie sich körperlich zu ihm hingezogen fühlte. Seine bloße Anwesenheit reichte aus, um ihre Welt in ihren Grundfesten zu erschüttern.
Seine Berührung brachte sie beinahe um den Verstand.
Sie musste sich um jeden Preis von ihm fernhalten.
Am Horizont erschienen nun die ersten Silhouetten von Gebäuden,
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