Romana Extra Band 4 (German Edition)
Rücken lief. „Willkommen in Jebbai“, sagte er mit einem gekünstelten Lächeln.
Obwohl sie erstaunt war über die unerwartet kühle Begrüßung, gelang es ihr, ein Lächeln aufzusetzen und sich höflich zu bedanken, bevor ihr die anderen Menschen vorgestellt wurden. Als Letztes kam eine schüchtern wirkende junge Frau an die Reihe.
„Das ist Azizah“, erklärte Khaled, während das Mädchen eine tiefe Verbeugung machte. „Sie wird Ihr Dienstmädchen sein.“
Sapphy nahm lächelnd die Hand des Mädchens. „Sie werden mir also bei der Schneiderarbeit helfen?“
„Nein, nein“, erwiderte Khaled, „in Ihrem Atelier wird es ein Team von zehn Frauen geben, die Sie bei Ihrer Arbeit unterstützen. Sie werden gleich morgen früh erscheinen, um auf Ihre Anweisungen zu warten. Azizah ist Ihr persönliches Dienstmädchen. Sie wird alles tun, worum Sie sie bitten.“
„Das wird wohl kaum notwendig sein“, wehrte Sapphy ab. „Ich brauche kein ganzes Team, um ein Kleid zu nähen.“
„Sie haben nur vier Wochen, und ich erinnere mich, dass Sie mir mehr als einmal gesagt haben, dass die Zeit äußerst knapp sei. Also habe ich Ihnen ein Team zur Seite gestellt. Und jetzt zeige ich Ihnen Ihre Unterkunft.“ Damit führte er sie die Treppe hinauf und durch das gewaltige Eingangsportal.
Im Inneren des Palastes ließen sie eine Reihe von Gängen hinter sich, bis Khaled sie schließlich in ein großes Zimmer mit einer eleganten Sitzgruppe und einem schweren Schreibtisch führte, auf dem Papiere und Stifte fein säuberlich angeordnet waren. „Das ist Ihr Arbeitszimmer. Und hier“, und damit öffnete er die Tür zu einem Nebenraum, „ist Ihr Atelier.“
Sapphy riss vor Verwunderung die Augen auf, als sie den Raum betrat. Er war riesig, mindestens doppelt so groß wie ihre gesamte Wohnung in Mailand. Arbeitstische waren in zwei Reihen aufgestellt, einige davon mit professionellen Nähmaschinen ausgestattet. An den Wänden waren Regale angebracht, in denen zahllose Stoffballen lagerten, Seide, Satin, Brokatstoffe und Spitze in allen erdenklichen Weißschattierungen. Behältnisse mit Perlen, Pailletten und Knöpfen waren auf einer Werkbank aufgereiht. Sapphy hatte schon professionelle Werkstätten mit weniger Material gesehen.
„Das ist ja unglaublich! Woher wussten Sie …“
Khaled unterbrach sie: „Gianfranco hat mir eine Liste von Dingen genannt, die Sie benötigen würden.“
„Nein“, sagte sie, „woher wussten Sie, dass ich kommen würde? Sie konnten sich doch gar nicht sicher sein, ob ich Sie nicht versetze.“
Auf einmal stand Khaled ganz nah bei ihr und strich sanft mit den Fingerspitzen über ihre Wange. „Ich wusste, dass Sie kommen würden.“
Seine Stimme war tief und rau. Sapphy spürte, wie ein Zittern durch ihren ganzen Körper lief. Sie atmete tief ein, doch anstelle der dringend benötigten Dosis Sauerstoff sog sie nur seinen männlich-herben Geruch ein.
Khaleds Hand lag unter ihrem Kinn und hob es leicht an, sodass es ihr unmöglich war, ihn nicht anzusehen. Seine Lippen waren leicht geöffnet, und Sapphy konnte nicht anders, als sich vorzustellen, wie sie sich wohl anfühlen würden.
„Was ich nicht wusste“, fuhr er leise fort, „war, wie perfekt Sie sein würden.“
Bei diesen Worten senkte er seine Lippen auf die ihren. Sein Kuss war sanft und zärtlich, und Sapphy war überrascht, dass der Mann, der bisher so stark und autoritär auf sie gewirkt hatte, noch über ganz andere Seiten zu verfügen schien.
Sie fühlte, wie er mit seinen Händen von ihren Schultern und über ihren Rücken glitt. Willig folgte sie der Einladung, sich näher an ihn zu schmiegen, und erschauerte, als ihre Brüste seinen harten Oberkörper berührten.
Und dann war er plötzlich fort, und sie musste sich schwankend an einer Tischkante festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Bestürzt und zugleich beschämt wurde ihr bewusst, wie einfach sie es ihm gemacht hatte, sie zu küssen. Wie hatte das geschehen können?
„Das war ein Fehler“, sagte sie leise.
„Wir mussten aufhören“, antwortete er lächelnd, „Saleem wartet auf mich.“
„Nein!“ Sie hatte die Arme um sich geschlagen. „Es war falsch von Ihnen, mich zu küssen. Sie werden bald heiraten. Und ich habe einen … Freund.“
„So? Diese klitzekleine Tatsache scheint Ihnen kurzzeitig entfallen zu sein.“
„Keineswegs. Aber Sie scheinen vollkommen vergessen zu haben, dass Sie bald eine Frau haben werden!“, entgegnete
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