Romana Extra Band 4 (German Edition)
müssen.“
„Sapphy, hör mir zu. Ich konnte es dir nicht sagen …“
Obwohl sein Schweigen ihr die Wahrheit bereits bestätigt hatte, trafen seine Worte sie dennoch mit unerwarteter Wucht. „Leb wohl, Paolo“, sagte sie leise.
„Sapphy, hör mir doch zu …“
Sie trennte die Verbindung und legte das Telefon zurück auf den Schreibtisch. Dann schlang sie die Arme um den Oberkörper, wie um sich vor der eisigen Kälte zu schützen, die sich um ihr Herz gelegt hatte.
Zwei starke Arme legten sich von hinten um sie. Zuerst wollte sie sich dagegen wehren – was dachte er sich dabei? Wollte er seine Besitzansprüche geltend machen? Doch sie konnte nichts davon in seiner Umarmung wiederfinden. Stattdessen spürte sie Mitgefühl und Wärme, und sie ließ sich dankbar zurücksinken und genoss den Trost, den er ihr bot.
Sein Herz schlug laut in seiner Brust. Es schien ebenso ausdauernd und kräftig zu sein wie der Mann, der sie in seinen Armen hielt.
„Ist ja schon gut“, flüsterte er beruhigend und streichelte ihr langsam über das Haar. Allmählich beruhigte sie sich, und ihr Herzschlag glich sich dem seinen an.
In diesem Augenblick traf die Erkenntnis sie wie aus heiterem Himmel.
Ihr Leben hatte sich nicht geändert, als sie die Wahrheit über Paolo herausgefunden hatte. Es hatte sich in dem Moment geändert, als Khaled den Modesalon in Mailand betreten hatte. Er war es gewesen, der ihr Leben aus dem Gleichgewicht gebracht hatte.
Als Khaled sie das erste Mal in ihrem Atelier geküsst hatte, hatte er sie gezwungen, sich ihrer Gefühle für Paolo bewusst zu werden. Wenn sie Paolo wirklich geliebt hätte, hätte sie sich niemals von einem anderen Mann auf diese Weise küssen lassen können. Und nun hatte er ihr von Neuem bewiesen, dass ihre Beziehung zu dem Italiener von Anfang an ein Schwindel gewesen war.
Was Khaled damit bezweckte, war ihr ein Rätsel, aber sie würde nicht lange genug hier bleiben, um es herauszufinden.
Sie musste ihr Leben wieder in den Griff bekommen.
Entschlossen löste sie sich aus seiner Umarmung und wischte sich die Tränen vom Gesicht, bevor er sie sehen konnte.
„Es tut mir leid, dass Sie es auf diese Weise erfahren mussten.“
„Tut es das wirklich?“, fragte sie feindselig. „Ich hatte den Eindruck, dass es Ihnen Freude macht, mir diese Information ins Gesicht zu schleudern!“
„Es war an der Zeit, dass Sie die Wahrheit erfahren.“
„Und was haben Sie sich davon erhofft? Haben Sie geglaubt, dass ich so am Boden zerstört sein würde, dass ich mich auf Ihren irrwitzigen Plan einlassen und Sie heiraten würde? Ich habe gerade erfahren, dass ich von einem Mann jahrelang belogen worden bin, glauben Sie allen Ernstes, ich würde mich gleich darauf mit dem nächsten Lügner einlassen?“
Er presste die Kiefer aufeinander, dann flüsterte er: „Nennen Sie mich niemals in einem Atemzug mit Paolo.“
„Warum denn nicht? Was für ein Verhältnis haben Sie eigentlich zu Paolo? Aus dem, was er mir erzählt hat, habe ich entnommen, dass Sie sich vor vielen Jahren wegen irgendeiner Sache gestritten haben. Ich habe geglaubt, dass Paolo die ganze Angelegenheit vollkommen überschätzt. Aber bei Ihnen ist es genauso, nicht wahr? Sie sind so besessen von dem, was damals geschehen ist, dass es wie ein Gift ist, das durch Ihren Körper fließt. Sagen Sie mir, was er Ihnen angetan hat. Warum hassen Sie ihn so sehr?“
Sein Gesicht war kalt und unbeweglich. „Sie sind verärgert“, stellte er fest.
„Und ob ich das bin!“, entgegnete sie. „Und ich werde mich auch nicht beruhigen, bevor ich nicht von hier verschwinden kann. Wenn Sie nur ein wenig Respekt vor mir haben, wenn Sie nur ein bisschen Sympathie für mich empfinden, müssen Sie meinen Wunsch respektieren und mich zum Flughafen bringen.“
Er sah sie an, und ein merkwürdiger Ausdruck lag in seinen Augen. Sapphy schöpfte neue Hoffnung. Vielleicht gab er seinen aberwitzigen Plan ja auf, sie zu seiner Frau zu machen, und sah ein, dass er ihr schon genug Leid zugefügt hatte.
Doch sie wurde enttäuscht. „Ich kann Sie nicht gehen lassen“, erklärte Khaled bestimmt.
Jetzt war sie wütend. „Dann gehe ich eben ohne Ihre Hilfe! Ich brauche Ihre Einwilligung nicht. Ich werde schon irgendwie zum Flughafen kommen.“
Damit stürmte sie auf den Koffer zu, den sie neben der Tür abgestellt hatte, und streckte entschlossen die Hand nach dem Griff aus.
„Sie werden nirgendwohin gehen!“
„Das glauben Sie!“,
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