Romana Extra Band 4 (German Edition)
Vielleicht konnte er auf diese Weise seine Rache noch viel wirkungsvoller ausüben.
Schon jetzt hatte er seinem ehemaligen Widersacher gehörig zugesetzt. Als Sapphy mit Paolo telefonierte, hatte Khaled die Angst förmlich riechen können, die sich über die Telefonleitung ausbreitete. Paolo wusste, dass er für Sapphys Unglück verantwortlich war, dass sein damaliges Verhalten sie in diese missliche Lage gebracht hatte. Er würde für den Rest seines Lebens mit diesem Schuldgefühl leben müssen. Der Schmerz würde ihn bis in den Tod verfolgen.
Und Sapphire? Es war nicht zu übersehen, wie sehr sie unter dem Betrug ihres sogenannten Verlobten litt. Khaled hatte ihre Verzweiflung wie ein Messer gespürt, das ihm in die Rippen gestoßen worden war. Und merkwürdigerweise verspürte er den Wunsch, sie zu trösten.
Er hatte geglaubt, dass alles ganz einfach sein würde. Seinem Widersacher die Frau zu stehlen würde nichts anderes sein, als ihm ein beliebiges Besitzstück zu entwenden. Zu spät hatte er begriffen, dass diese Frau kein seelenloser Gegenstand war, sondern ein menschliches Wesen mit Gefühlen und Bedürfnissen.
Aber auch er hatte Bedürfnisse.
Und er begehrte sie.
Er wünschte sich, noch einmal zu spüren, wie sie ihren Körper gegen den seinen schmiegte, wie sie einander so nahe waren, dass es schien, als seien sie miteinander verschmolzen.
Khaled sah zu ihr hinüber. Sie sah so traurig und verletzlich aus, und dennoch war der Wunsch, sie zu besitzen, beinahe übermächtig, das Verlangen, ihren Schmerz zu lindern, indem er jegliche Erinnerung an Paolo für immer auslöschte.
Er trat näher auf sie zu. Ihre Hände waren nervös vor dem Oberkörper verschränkt, und sie sah aus wie ein kleines Mädchen, das sich fragt, was es als Nächstes tun soll.
Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte ihr nächster Schritt sie direkt zu ihm geführt. Aber diesmal würde er sich zurückhalten. Er würde ihr die Entscheidung überlassen.
Er würde sie nicht unter Druck setzen. Sie sollte aus freien Stücken zu ihm kommen.
Und dann wäre sein Sieg über Paolo vollkommen.
Khaled hob vorsichtig ihr Kinn an und wartete, bis sie ihn mit feuchten Augen ansah. Dann sagte er: „Ich werde Sie zum Flughafen bringen. Sobald er wieder geöffnet wird und es sicher ist, werde ich Sie höchstpersönlich dorthin bringen.“
Er beobachtete, wie sie nervös schluckte. „Sie werden mich gehen lassen?“
„Wenn es das ist, was Sie wollen.“
Ihre Augen wurden groß vor Hoffnung und Freude. Khaled erkannte die Herausforderung, die in diesem Ausdruck lag, und beschloss, sie anzunehmen. Er wollte alles tun, damit Sapphy ihre Meinung änderte, bevor der Zeitpunkt kam, an dem sie zurück nach Italien fliegen konnte.
„Woher …“ Sie brach ab und fuhr sich mit der Zunge über ihre Lippen, wie um sich Mut zu machen. „Woher soll ich wissen, dass ich Ihnen trauen kann?“
„Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.“ Er lächelte, als er ihren skeptischen Gesichtsausdruck sah. „Aber wenn Sie mir nicht trauen, können wir unsere Abmachung auch durch einen Handschlag besiegeln … oder durch etwas noch Verbindlicheres.“
Er sah die Verwirrung in ihren Augen und spürte, wie sie einen Schritt zurückmachen wollte. „Nur ein Kuss“, versprach er, „nur ein einziger Kuss.“
Damit zog er sie näher an sich, bis seine Lippen die ihren berührten. Er spürte, wie ein Schauer durch ihren Körper ging, als ob ihr innerer Widerstand sich regte und anschließend überwältigt wurde. Dann fühlte er, wie sie sich seufzend ergab, so als wisse sie, dass sie keine Chance hatte.
Und genauso war es.
Seine Zunge umschmeichelte die Konturen ihrer Lippen. Dann, beim kleinsten Anzeichen, dass sie bereit war, den Kuss zu erwidern, zog er den Kopf zurück und ließ sie im gleichen Augenblick los.
Ihre Augenlider öffneten sich blinzelnd.
Er hätte nichts lieber getan, als mit dem Kuss fortzufahren, hatte seine ganze Kraft zusammennehmen müssen, um sich von ihr zu lösen. Aber er wollte sie nicht drängen. Sie sollte aus freien Stücken zu ihm kommen.
Sapphy taumelte. Wieder einmal war es ihm gelungen, sie an einen Ort zu entführen, an dem sie vergaß, wer er war und dass sie eigentlich so weit wie möglich von ihm fortwollte. Wie machte er das bloß? Und warum war sie so enttäuscht gewesen, als er den Kuss beendet hatte?
Sie senkte den Blick, damit Khaled ihre Verunsicherung nicht bemerkte, und bückte sich nach ihrem Koffer. Sie musste in
Weitere Kostenlose Bücher