Romana Extra Band 4 (German Edition)
wirst.“
Seine Lippen berührten die ihren, und sie spürte, wie ihre Entschlossenheit unter seinem Kuss dahinschmolz. So viel hatte sich in den letzten Minuten geändert. Ihr Herz jubilierte angesichts seiner Enthüllung, doch in ihrem Kopf drehte sich alles.
Sie hatte schon nicht klar denken können, bevor er ihr seine Liebe gestanden hatte. Wie also sollte sie jetzt dazu in der Lage sein?
Er nahm ihre Hand. „Wirst du also bleiben? Wirst du bleiben und meine Frau werden?“
Sie hätte ihm sagen können, dass sie das Gleiche empfand wie er, dass sie sich ebenfalls in ihn verliebt hatte. Doch es gab noch so viele Dinge, über die sie nachdenken musste, so vieles, was sie noch verarbeiten und verzeihen musste.
Langsam schüttelte sie den Kopf. „Ich weiß nicht.“
„Bitte“, beschwor er sie, „bitte denk darüber nach.“
Er war so anders. Sapphy kannte ihn als einen Mann, der es gewohnt war, zu bekommen, was er wollte. Normalerweise brauchte er nur mit dem Finger zu schnippen, und alle seine Wünsche wurden erfüllt. Und doch stand er nun vor ihr und flehte sie an.
Sie konnte ihm ansehen, dass es ihn Überwindung kostete, und sie konnte auch den Schmerz und die Furcht in seiner Miene erkennen. Es war eine ganz neue Seite an Khaled, eine verletzliche und sensible Seite, die sie zuvor nicht gekannt hatte.
Vielleicht sagte er die Wahrheit. Vielleicht liebte er sie wirklich. Aber wie konnte sie sich da sicher sein? Nach all den Geheimnissen und Halbwahrheiten fiel es ihr schwer, ihm zu glauben.
„Denk darüber nach“, wiederholte er. „Ich werde dich jetzt alleine lassen. Nimm dir Zeit, dir noch einmal alles durch den Kopf gehen zu lassen, und wenn du dich entschieden hast, ruf mich über das Haustelefon an. Der Flughafen ist wieder geöffnet. Ich werde meinen Jet in Bereitschaft halten. Wenn du es wirklich willst, kannst du noch heute zurückfliegen. Wenn du dich aber entscheidest zu bleiben …“
Er brach ab, und sie nickte. „Danke“, sagte sie.
Lächelnd drückte er seine Lippen auf ihre Stirn. Dann drehte er sich um und verließ den Raum.
Es erschien ihr, als seien Jahre vergangen, seitdem sie das Atelier zuletzt betreten hatte. Azizah war immer noch nicht erschienen, es gab also keine Möglichkeit, sich durch ein Gespräch mit dem Dienstmädchen abzulenken. Sapphy blieb nichts anderes übrig, als sich mit Khaleds überraschender Liebeserklärung auseinanderzusetzen. Während sie zwischen den verlassenen Arbeitstischen auf und ab schritt, ging sie im Kopf noch einmal alle Fakten durch.
Khaled liebte sie.
Sie liebte ihn.
Er wollte, dass sie ihn heiratete.
Sie wollte so schnell wie möglich fort von ihm.
Oder nicht?
Der Grund, weshalb sie abreisen wollte, war, um sich vor Khaleds Einfluss zu schützen. Aber was gab es da eigentlich noch zu schützen, wenn sie ihr Herz doch längst verloren hatte? Was hatte sie noch zu verlieren, wenn ihr Körper sich nichts sehnlicher wünschte, als ihm nahe zu sein?
Wäre es denn so falsch, hier zu bleiben und ihn zu heiraten? Und was wäre die Alternative? Ihrer Liebe den Rücken zu kehren und ein Leben lang zu bereuen, dass sie ihr Glück so leichtfertig ausgeschlagen hatte?
Es fiel ihr immer noch schwer, sich zu konzentrieren, aber vielleicht war das genau der Zustand, in dem eine solche Entscheidung getroffen werden sollte: nicht mit dem Verstand, sondern mit dem Herzen. Was konnte schon passieren, wenn sie sich auf etwas einließ, von dem ihr Herz instinktiv wusste, dass es richtig war?
In einer Ecke des Raumes hing immer noch das Kleid, das sie hier in Jebbai gemacht hatte. Das mit Perlen und Edelsteinen besetzte Oberteil glänzte unter der durchsichtigen Schutzfolie. Selbst in ihrer momentanen Verwirrung brachte der Anblick des Kleides Sapphy zum Lächeln.
Wenn dieser Aufenthalt etwas Gutes hervorgebracht hatte, so war es dieses Kleid. Es war wunderschön, das schönste Brautkleid, das sie jemals gesehen hatte. Der Entwurf war außerordentlich, und dank der Professionalität ihrer Näherinnen war auch die Ausführung meisterhaft geworden.
Es konnte immer noch ihr gehören, wenn sie wollte …
Sapphy biss sich auf die Lippe, während sie vorsichtig die Folie entfernte und das Kleid in seiner ganzen Pracht enthüllte.
Es war zwar nach ihren Maßen gefertigt worden, aber ohne eine einzige Anprobe. Und der eigentliche Maßstab für jedes Kleidungsstück war nicht, wie es an einer Schneiderpuppe wirkte, sondern wie es an dem Menschen aussah,
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