Romana Extra Band 4 (German Edition)
Möglichkeit gehabt. Die Buchstaben verschwommen, als Sapphy Tränen in die Augen stiegen. Sie war zutiefst gerührt von dem Opfer, das Paolo einer Freundin zuliebe gebracht hatte und das ihn zwölf Jahre lang um jede Chance auf eine ernsthafte Beziehung gebracht hatte.
Sie wischte sich die Tränen weg, um den Schluss des Briefes zu lesen.
Sapphy, Liebste, vielleicht täusche ich mich. Vielleicht ist die Tatsache, dass Khaled Dir von meiner Heirat erzählt hat, ein Indiz dafür, dass er über die Sache hinweg ist. Vielleicht denkt er nicht einmal mehr daran. Ich hoffe sehr, dass es so ist.
Ich hoffe außerdem, dass Du nun verstehen kannst, warum ich nicht vollkommen ehrlich zu Dir sein konnte. Das mit uns hat zwar nicht funktioniert, aber Du bedeutest mir trotzdem sehr viel. Deshalb bitte ich Dich, sei vorsichtig, wenn es um Khaled geht. Du darfst nicht unbesehen glauben, was er Dir erzählt, denn ich fürchte, dass er immer noch auf Rache sinnt und vor nichts zurückschrecken wird, um sie zu bekommen.
Sapphy ließ sich auf einen Stuhl sinken. Sie fühlte sich vollkommen leer. Fassungslos begann sie, den Brief von Neuem zu lesen, bis sie zu der Stelle kam, an der Paolo die Hoffnung zum Ausdruck brachte, dass Khaled mittlerweile über die Vergangenheit hinweg sei.
Davon konnte jedoch keine Rede sein. Khaled hatte die Information, dass Paolo bereits verheiratet war, nicht etwa zufällig erwähnt, er hatte sie wie eine Waffe eingesetzt, mit der er seinen Widersacher endgültig zur Strecke bringen wollte.
Und was Paolos Befürchtung anbetraf, dass Khaled vor nichts zurückschrecken werde – hatte er ihr nicht gesagt, dass er sie liebe? Was war das, wenn nicht ein weiterer Versuch, sie mit allen Mitteln hier zu behalten und damit sicherzustellen, dass sein Plan gelang?
Sapphy ließ die Seiten in ihren Schoß sinken und schlug die Arme beschützend um sich. Ein leises Schluchzen drang aus ihrer Kehle, das genauso kraftlos klang, wie sie sich fühlte.
Sie empfand nichts – außer Wut. Dort, wo zuvor ihr Herz gewesen war, hatte sich eine schäumende und zischende Glut eingenistet, die mit jeder Sekunde stärker wurde.
Khaled hatte die ganze Zeit über nur ein Spiel mit ihr getrieben. Aber damit hatte es nun ein Ende. Sapphy ballte die Hände zu Fäusten, bevor sie von ihrem Stuhl aufsprang.
Sie musste dieses Kleid ausziehen. Es war ein Kleid, in dem eine Braut den Mann heiraten sollte, den sie liebte. Sie hatte sich selbst etwas vorgemacht, als sie geglaubt hatte, dass sie eine solche Braut sein würde. Ihr Traum hatte sich in einen Albtraum verwandelt.
Es war ihr gerade gelungen, den ersten Verschluss des Kleides zu öffnen, als sie ein Klopfen an der Tür hörte. Sie fuhr herum, und im gleichen Augenblick wurde die Tür geöffnet, und Khaled stand vor ihr.
„Ich bin so schnell gekommen, wie …“
Die Worte erstarben auf seiner Zunge. Sie hatte das Kleid angezogen. Das bedeutete, dass sie bald die Seine werden würde.
„Du siehst wunderschön aus“, sagte er ergriffen, „die schönste Braut, die ich jemals gesehen habe.“
Sapphy schniefte und wischte sich mit dem Handrücken über die Wange. Erst jetzt fielen ihm ihre Augen auf. Sie waren groß und rund, so als ob er sie mit seinem plötzlichen Auftauchen erschreckt habe. An den Rändern war die Schminke verwischt. Es sah fast so aus, als habe sie geweint.
Doch noch während er sie betrachtete, richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf, und auf einmal lag ein kalter Ausdruck in ihren Augen. „Ich wollte es nur einmal anprobieren, bevor ich aufbreche.“
„Was meinst du damit?“
Sie blickte ihm angriffslustig in die Augen. „Wann wolltest du es mir sagen?“
„Was denn?“
„Wolltest du damit warten, bis wir die Zeremonie hinter uns gebracht hätten? Oder noch besser, sollte es vielleicht eine ganz besondere Überraschung für die Flitterwochen werden?“
Khaled hatte die Stirn gerunzelt. „Würdest du mir bitte sagen, wovon du überhaupt sprichst?“
Ohne auf seine Frage einzugehen, fuhr sie fort: „Du hast dir ja viel Mühe gegeben, um mich hier zu behalten. Immer wieder hast du dir neue Tricks einfallen lassen. Aber heute hast du deinen größten Trumpf ausgespielt, als du mir gesagt hast, dass du mich liebst. Ich frage mich nur, was du als Nächstes versucht hättest, wenn das nicht gewirkt hätte?“
Mit wenigen Schritten war er bei ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Was ist passiert?“
„Oh, jetzt verstehe
Weitere Kostenlose Bücher