Romana Extra Band 4 (German Edition)
für den es entworfen worden war. Wie gut war es ihr und ihrem Team gelungen, aus all den kostbaren Materialien und einer Liste von Maßangaben ein Kleid für eine Frau aus Fleisch und Blut zu fertigen? Wenn sie Jebbai heute verließ, würde sie vielleicht niemals die Antwort auf diese Frage erfahren.
Es gab nur eine Möglichkeit, es herauszufinden.
Nachdem sie die Sachen, die sie auf der Rückreise getragen hatte, ausgezogen hatte, schlüpfte Sapphy vorsichtig in das Kleid. Es war schwerer, als man auf den ersten Blick vermutet hätte, aber das Gewicht des Oberteils wurde durch den luftigen und federleichten Rock wieder ausgeglichen. Sie schloss so viele der Perlenverschlüsse an ihrem Rücken, wie ihr möglich war. Dabei dachte sie, wie viel einfacher es wäre, wenn jemand ihr dabei helfen würde. Auf der anderen Seite war sie jedoch froh, dass sie alleine war und niemand Zeuge ihrer Torheit wurde.
In ihrem Schlafzimmer befand sich ein großer Spiegel. Und Schuhe mit hohen Absätzen. Sapphy raffte die lange Schleppe zusammen und ging vorsichtig ins Nebenzimmer.
Sie sah den Umschlag, sobald sie ihr Arbeitszimmer betrat. Er war gegen das Telefon gelehnt. Wer mochte ihr wohl geschrieben haben? Vielleicht Gianfranco, obwohl es eher seine Art war, ein Fax zu schicken. Neugierig hob sie den Umschlag auf und untersuchte ihn auf dem Weg in ihr Schlafzimmer. Die maschinengeschriebene Adresse gab keinerlei Auskunft über den Verfasser, auch ein Absender fehlte.
Mit einem Schulterzucken warf Sapphy den Brief auf ihr Bett. Sie konnte ihn später noch lesen, zunächst musste sie ein passendes Paar Schuhe finden. Aufgeregt durchsuchte sie ihren Schrank, der wieder ordentlich eingeräumt worden war, nachdem sie gestern alle Sachen achtlos in ihren Koffer geworfen hatte. Die höchsten Absätze, die sie finden konnte, gehörten zu einem Paar bunter Sandalen. Keine gelungene Kombination, aber sie würden ihr die notwendige Größe verleihen, um den Sitz des Kleides überprüfen zu können.
Mit klopfendem Herzen zog sie die Schuhe an, strich den Stoff glatt und band sich die Haare zu einem Knoten zurück. Dann atmete sie tief durch und trat vor den Spiegel.
Das Kleid war sensationell.
Es passte ihr wie angegossen, schmiegte sich perfekt um jede Kurve ihres Körpers und strahlte dabei zeitlose Eleganz aus. Sapphy sah auf einen Schlag größer aus, geradezu majestätisch. Aber das Kleid sah nicht nur fantastisch aus, es fühlte sich auch so an.
Wieder kaute Sapphy nervös auf ihrer Lippe. Es fühlte sich gut an, genauso wie es sich gut angefühlt hatte, als sie in der Wüste die Nacht mit Khaled verbracht hatte. Es war alles so perfekt gewesen, als ob das Schicksal sie zusammengeführt hätte.
Vielleicht war diese Hochzeit ja vorherbestimmt. Vielleicht war alles längst entschieden, und sie musste nur noch Ja sagen. Hatte Khaled das die ganze Zeit über gewusst? Hatte er deshalb den Plan ausgeheckt, sie in sein Wüstenreich zu entführen und ihr Herz zu erobern?
Beinahe hätte sie laut gelacht. Gleichzeitig füllten ihre Augen sich mit Tränen, und sie schlug die Hand vor den Mund, als die Ungeheuerlichkeit dieser Erkenntnis ihr bewusst wurde.
Gestern noch hatte sie es nicht für möglich gehalten. Trotz der Anziehung, die sie gespürt hatte, hatte sie jeden Gedanken an eine mögliche Ehe weit von sich geschoben. Aber da hatte sie auch noch nichts von seiner Liebe für sie gewusst, geschweige denn von ihrer Liebe zu ihm.
Sapphy betrachtete sich von allen Seiten im Spiegel. Sie hatte niemals geglaubt, dass sie bei ihrer Hochzeit wie eine Prinzessin aussehen würde, und doch kam sie sich genauso vor. Das Einzige, was ihr jetzt noch fehlte, waren ein Schleier, ein Bukett frischer Blumen – und ein stattlicher Prinz.
Obwohl Letzterer nur darauf wartete, dass sie seinen Antrag annahm.
Alles, was sie tun musste, war, ihn anzurufen.
Im Handumdrehen würde er bei ihr sein. Und sie würde ihm ihre Entscheidung gar nicht mitteilen müssen, der Anblick des Brautkleides würde ihm Antwort genug sein.
Lächelnd griff Sapphy zum Telefon und wählte Khaleds Nummer.
12. KAPITEL
In zehn Minuten würde Khaled bei ihr, Sapphy, sein, hatte Saleem gesagt. Anschließend hatte er sich noch einmal erkundigt, ob Azizah endlich aufgetaucht sei.
Unruhig ging Sapphy im Zimmer auf und ab, verzweifelt auf der Suche nach etwas, was sie vom Nachdenken abhalten könnte. Nun, da sie sich entschieden hatte, wollte sie ihren Entschluss auf keinen
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