Romana Extra Band 5 (German Edition)
königlichen PR-Abteilung bekommen. Drei ganze Seiten, vollgeschrieben mit Text, der überhaupt nicht dem Wortschatz eines Siebenjährigen entsprach. Also hatte Maggie die Rede ein wenig geändert.
Okay, nicht nur ein wenig. Sie war jetzt nur noch eineinhalb Seiten lang. Maggie schrieb die Rede an einem anderen Computer neu, benutzte eine größere Schrift und druckte sie auf farbigem Papier aus, um das Ablesen für Max möglichst leicht zu machen.
„Die sieht ja ganz anders aus“, stellte Max fest.
Maggie beschloss, nicht weiter darauf einzugehen. „Ich glaube, wir machen es so: Du lernst die Rede einfach auswendig.“
Max riss die Augen auf. „Die ganze Rede!“
Maggie nickte. „Keine Sorge. Du hast ein super Gedächtnis und wir machen es in kleinen Portionen, zwei- bis dreimal am Tag.“
Max stieß einen schweren Seufzer aus. „Ich werde zwei Wochen lang nicht mehr aus diesem Zimmer herauskommen.“
„Aber nein“, sagte sie. „Du und ich, wir werden heute ein Picknick am Teich machen und die Rede einfach mitnehmen. Stell dir vor, du würdest zweimal am Tag einen Keks essen – anstatt die ganze Dose auf einmal, nur um danach Bauchweh zu bekommen.“
„Es ist eher wie Medizin nehmen“, schmollte er.
Das ließ sich nicht bestreiten. „Außerdem habe ich eine ganz besondere Belohnung für dich bestellt. Die bekommst du, wenn du die Rede auswendig kannst.“
Max horchte auf. „Was denn für eine Belohnung?“
„Es ist wirklich etwas ganz Besonderes. Eine Überraschung.“ Auch für alle anderen, dachte sie mit einem Anflug von Beklommenheit.
Er schaute sie neugierig an. „Kommt es aus Amerika?“
Sie nickte. „Ja.“
„Bücher?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, es ist etwas, was du noch nie hattest. Und mehr werde ich dir nicht sagen, also hör auf zu fragen.“
„Videos?“, fragte er listig.
„Auf gar keinen Fall“, sagte sie und sah ihn tadelnd an. Max wusste, dass sie nicht viel davon hielt, ihn stundenlang vor dem Fernseher sitzen zu sehen. „Wenn du jetzt nicht anfängst mit dem Auswendiglernen, dann wirst du nie erfahren, was es ist, weil du es nicht bekommen wirst.“
Er stöhnte. „Ist es …?“
Maggie schwenkte die Blätter mit der Rede. „Schluss mit der Fragerei.“
Jeden Abend bestand Michel darauf, dass sie ihm Gesellschaft leistete. Sie liebten sich, aber sie redeten auch viel miteinander, über seine Träume für Max und für Marceau, und über seine Kindheitserinnerungen. Er fragte sie aus über ihr Leben in Washington, D. C., und war entsetzt, als sie nebenbei das Ausmaß der Kriminalität an den Schulen erwähnte.
„Wenn du darauf bestehst zurückzugehen, werde ich dir wenigstens einen Bodyguard mitgeben“, sagte er.
Maggie musste lachen. Sie saß ihm gegenüber im Schneidersitz auf dem Sofa. „Ich glaube nicht, dass Hans bei Zweitklässlern so gut rüberkommen würde. Und wenn sie ihn mit Milch oder Erdnussbutter bekleckern, das würde ihm bestimmt nicht gefallen.“
„Oder du könntest dich ja auch dafür entscheiden, auf Marceau zu bleiben und als nationale Alphabetisierungs-Koordinatorin zu arbeiten.“
Maggie sah ihn fragend an. „Ich habe noch nie von einem nationalen Alphabetisierungs-Koordinator gehört.“
„Eine neu geschaffene Position. Der Alphabetisierungs-Koordinator wird mit dem königlichen Berater für Bildungsfragen zusammenarbeiten, um die Alphabetisierung sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen voranzutreiben.“
„Nur aus Interesse, wie neu ist diese Position?“, fragte sie.
Michels Augen blitzten vergnügt. „Sie wurde heute genehmigt.“
Maggie sah ihn stumm an. Wie dekadent, eine Position zu schaffen, nur um sie zum Bleiben zu bewegen. Andererseits, wie sollte sie sich nicht rettungslos in diesen Mann verlieben, der ihr sogar einen Traumjob in traumhafter Umgebung verschaffte?
Sie setzte sich auf seinen Schoß. „Du machst es mir wirklich schwer abzureisen.“
„Genau das ist mein Ziel“, sagte er, und sein Lächeln war so sinnlich, dass sie unwillkürlich den Atem anhielt.
„Warum?“
„Du wärst sehr gut für Marceau. Ich bin sicher, unsere Alphabetisierungsrate würde sich enorm steigern.“
„Das stimmt“, sagte sie. „In der Hinsicht könnte ich wirklich einiges bewirken. Aber das hat nichts mit uns beiden zu tun.“
Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. „Oh, doch. Ich möchte dich in meiner Nähe haben.“ Er legte seine andere Hand in ihren Nacken und küsste Maggie. Es
Weitere Kostenlose Bücher