Romana Gold Band 13
Caroline trank ihren Kaffee und trug ein angebissenes Stück Toast mit sich herum, während sie ein paar Modemagazine in ihre Tasche schob und einen Anruf von einer Freundin beantwortete.
„Nach der Arbeit fahre ich direkt nach Virginia Grove. Ich weiß noch nicht, wann ich nach Hause komme“, rief sie ihrer Mutter beim Hinausgehen zu.
Mary Hammond lächelte still. Sie hörte diese Worte gern, denn sie zeigten, dass sich ihre Tochter auf Virginia Grove zu Hause fühlte und fast schon Mrs Christopher Drayford war.
Caroline hatte keine Ahnung, wie sie ihren Eltern eines Tages das Ende ihrer Verlobung mit Christopher erklären sollte. Dass sie ihn nicht mehr liebte, stimmte eigentlich gar nicht. Ihre Empfindungen hatten sich nicht wirklich verändert, doch sie hatte begriffen, dass ihre Gefühle für ihn nicht ausreichten. Sie hatte gespürt, was ein Mann in ihr auslösen konnte, aber mit Christopher hatte das nichts zu tun.
„Was ist nun mit dem Hochzeitskleid?“, fragte Sally später, als sie Caroline in das kleine Büro folgte.
„Häng es in den Verkaufsraum“, ordnete Caroline an. „Ich will es nicht.“ Ganz wie eine Lilie, hatte Rafe gesagt.
Sally schloss die Tür. Ihre Augen leuchteten neugierig. „Und was ist mit Rafe Drayford? Hat es etwas zu bedeuten, dass er dich gestern abgeholt hat?“
„Was soll es schon bedeuten?“, fragte Caroline.
„Na, ich meine, du hast ihn auf Kreta besucht, stimmt’s? Und gleich darauf ist er zum ersten Mal seit Jahren nach Hause gekommen. Also?“ Sally wartete.
Sally war immer eine gute Freundin gewesen. Eines Tages würde Caroline ihr erzählen, dass ihre Verlobung mit Christopher so gut wie beendet war, aber über Rafe konnte sie nicht sprechen. So zuckte sie gleichgültig die Schultern. „Jetzt ist er hier, aber bald wird er wieder verschwunden sein. Er wird auch keine Nachsendeadresse hinterlassen.“
„Ein Jammer.“ Sally seufzte. „Er wird dich doch nicht mitnehmen?“ Sie lächelte schelmisch und fügte hinzu, bevor Caroline etwas darauf erwidern konnte: „Ich gebe zu, das ist eine verrückte Idee. Du hast ja hier dein Glück gemacht und bist auch nicht gerade der flatterhafte Typ.“
Caroline hatte seit ihrer Schulzeit in diesem Geschäft gearbeitet. Doch vielleicht sollte sie sich bald nach einer Anstellung in einer anderen Stadt umsehen. Das würde vielleicht der einzige Ausweg sein, um dem Tratsch und den wohlgemeinten Ratschlägen zu entgehen, die über sie hereinbrechen würden, sobald sie sich von den Drayfords löste.
An diesem Morgen schrieb sie ihre Gästeliste für Anna Drayford. Wenn es schon keine Hochzeit geben würde, sollten ihre Freunde wenigstens in den Genuss einer Verlobungsparty kommen. Danach beschäftigte Caroline sich mit allerlei unnützen Erledigungen, bis sie das Geschäft endlich zur Mittagszeit schließen konnte. Statt jedoch gleich loszufahren, wartete sie, bis die Essenszeit vorüber war. Sie würde an diesem Nachmittag genug Zeit mit Anna Drayford verbringen müssen. Nach einem Mittagessen im Schoße der Familie war ihr nicht zumute. Auf keinen Fall wollte sie Rafe begegnen.
Auch Christopher wäre sie am liebsten aus dem Weg gegangen, doch der wartete bereits auf sie. Als sie mit dem Wagen vorfuhr, kam er aus dem Haus gelaufen und begrüßte sie überschwänglich. „Ich danke dir, Liebling“, sagte er und küsste sie auf die Wange. „Mutter wartet im kleinen Salon auf dich.“
Caroline hatte es nicht anders erwartet. Der kleine Salon war der Mittelpunkt von Anna Drayfords gesellschaftlichem Leben. Es war ein schöner, geschmackvoll eingerichteter Raum mit Blick auf den Garten. Hier bearbeitete Anna Drayford ihre Korrespondenz und veranstaltete die Treffen ihrer diversen Komitees. Hier nahm sie auch den Tee mit ihren Freundinnen, wenn es Vertrauliches zu besprechen gab. Jetzt saß sie an ihrem kostbaren Schreibtisch vor einem Stapel Papiere. Rafe stand neben ihr am Fenster. „Hast du die Liste?“, begrüßte sie Caroline.
„Ja.“
Rafe trug eine Reithose, Reitstiefel und ein Tweedjackett. Ein Bergbewohner im Outfit des reichen Mannes. Caroline war wie gebannt von seinem Anblick. Niemand sonst schien im Raum zu sein, nur sie selbst und Rafe. Sie hätten auch allein auf einer Bergspitze stehen können, denn das Einzige, was Caroline wahrnahm, war der große, eindrucksvolle Mann. Als Anna Drayford fragte: „Was ist mit dir, Rafe, wirst du zur Hochzeit kommen?“, erklang ihre Stimme wie aus weiter
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