Romana Gold Band 13
Caroline. „Ich muss noch mal in die Stadt, geschäftlich.“
„Darf ich mitkommen?“
„Nein.“ Caroline gab ihm keine Zeit zu widersprechen. Sie ließ ihn einfach stehen und fuhr davon. Ein gutes Stück außerhalb des Dorfes parkte sie den Wagen abseits der Straße bei einem Pfad, der in die Hügel führte.
Caroline schlug ein flottes Tempo an. Sie hatte noch ein paar Stunden, bis es dunkel wurde. Die Chancen, hier draußen einen einsamen Reiter zu finden, waren nicht sehr groß, aber sie musste es wenigstens versuchen. Sie musste mit Rafe reden. Die Vorstellung, ihn mit Isabel zusammen zu sehen, war unerträglich.
Caroline hielt sich genau auf dem Weg, den sie Rafe damals beschrieben hatte, und hielt unablässig nach ihm Ausschau. Er würde nicht durch das dichte Gebüsch reiten und vermutlich auch nicht querfeldein, wo der unebene Grund steinhart gefroren war. Dummerweise hatte sie nicht bedacht, dass ihre Schuhe für eine solche Wanderung nicht geeignet waren. Jetzt war es zu spät. Als sie einen kleinen Felsen erreichte, der eine gute Aussicht versprach, kletterte sie mühsam hinauf.
Die Anstrengung hatte sich gelohnt. Als Caroline sich oben auf ihrem Ausguck aufrichtete, sah sie den Reiter auf seinem dunklen Pferd sofort. Auch er entdeckte sie und kam auf sie zugaloppiert. Sie hatte Rafe vom Felsen in jener Bucht in Cornwall erzählt, zu dem sie im Mondlicht geschwommen war. „Willkommen auf meinem Felsen“, hatte sie damals gesagt. So würde sie ihn jetzt wieder begrüßen. Wenn sie dabei lächelte, konnte sie vielleicht ein wenig von der schönen Stimmung wiederherstellen.
Doch als er das Pferd vor ihr zügelte, brachte sie kein Lächeln zustande. Sie konnte nur geradeheraus sagen, was ihr auf der Seele brannte. „Was spielst du eigentlich für ein Spiel?“
Zu Pferde befand er sich fast auf gleicher Höhe mit ihr. Er umfasste ihre Taille und zog sie zu sich herüber.
„Nicht!“, protestierte Caroline. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht gut zu Pferde bin.“
„Das macht nichts“, erklärte er ungerührt. „Ich bin gut genug für uns beide. Mach die Beine breit.“
„Ich … Das geht nicht.“ Der Rock, den sie unter dem Mantel trug, war zu eng.
„Natürlich geht es.“ Er hob sie hoch und schob ihr ohne viel Federlesens mit der anderen Hand den Rock über die Knie. Nun saß sie breitbeinig auf dem breiten Rücken des Pferdes. „Halt dich nur einfach fest“, sagte er, doch den Rat hätte sie gar nicht gebraucht.
Sie hatte noch nie auf einem so großen Pferd gesessen. Der gefrorene Boden schien meilenweit unter ihr zu sein. Sie klammerte sich an die Mähne des Pferdes. Selbst auf einem langsam schreitenden Pferd hatte sie nie das Gefühl für den Rhythmus entwickeln können. Nun flog sie auf und nieder, sodass ihr fast die Luft wegblieb. „Was hast du vor?“, schrie sie gegen den Wind.
„Ich entführe dich“, rief er zurück. „Ein alter kretischer Brauch.“
Caroline war nicht zum Scherzen aufgelegt. Sobald sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, musste sie ihm einige Fragen stellen, obwohl sie vor den Antworten Angst hatte. Doch jetzt musste sie erst einmal diesen Ritt überstehen. Ihr blieb nicht einmal die Kraft, Rafe nach seinem Ziel zu fragen.
Zwei oder drei Meilen ging es über holprige Wege. Schließlich zügelte er das Pferd vor einem winzigen Cottage. Ein Kleinbauer hatte hier offensichtlich einmal versucht, dem kargen Boden sein täglich Brot abzuringen. Jetzt war, bis auf den gepflasterten Hof, alles wieder von Heide überwuchert. Das Haus selbst war in erstaunlich gepflegtem Zustand.
Bei ihren einsamen Wanderungen hatte sie sich immer von den Gebäuden ferngehalten. Sie wusste, dass sie an Feriengäste vermietet wurden. Viele liehen sich im Reitstall des Dorfes Pferde oder Ponys und verbrachten hier romantische Reiterferien. Dieses Cottage schien leer zu stehen. Die Vorhänge waren vorgezogen, und kein Rauch kam aus dem Schornstein, obwohl es ein bitterkalter Tag war.
Rafe half ihr herab und drückte ihr einen Schlüssel in die Hand. „Geh schon hinein“, forderte er sie auf. „Ich kümmere mich um das Pferd.“ Dann wandte er sich ab und führte das Tier in den kleinen Stall neben dem Cottage.
Caroline schloss die grün gestrichene Tür des kleinen Hauses auf. Das Schloss schien gut geölt zu sein, und der Raum, in den sie trat, roch nach Lavendel und Möbelpolitur. Sie zog die Vorhänge auf und stellte fest, dass sie sich in der
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