Romana Gold Band 13
nicht“, sagte Caroline wie zu einem Kind, das sie trösten musste.
„Du wirst ihnen doch nichts erzählen, oder?“ Jetzt klang er wirklich wie ein verängstigter kleiner Junge.
„Natürlich nicht.“
Doch Christopher schien nicht beruhigt zu sein. „Ich glaube, Rafe wird mich auch nicht verraten, aber er lässt mich dafür bezahlen. Deshalb zeigt er mir ständig, wie leicht er dich dazu bewegen könnte, mich fallen zu lassen. Nicht, weil er dich für sich will. Ich glaube auch nicht, dass er Virginia Grove wirklich haben will. Er quält mich, um mir zu zeigen, dass ich in seiner Schuld stehe.“
„Das könnte wohl sein“, sagte sie ruhig. Innerlich war sie ganz kalt. Christophers Eröffnung erklärte so vieles. Kein Wunder, dass er so hartnäckig darauf bestanden hatte, Rafe von Virginia Grove fernzuhalten. Wenn Anna und Robert Drayford erfuhren, dass Christopher sie all die Jahre betrogen hatte, würden sie bitter enttäuscht sein. Vielleicht würden sie ihn sogar enterben. Und Rafes Verhalten? Rafe wusste natürlich alles. Vermutlich hatte seine Mutter das Verschwinden des Geldes in einem ihrer früheren Briefe vorwurfsvoll erwähnt, und er konnte sich denken, wer es genommen hatte. Für einen Dieb gehalten zu werden konnte selbst ihm nicht gleichgültig sein.
Angeblich wollte er Virginia Grove und alles, was dazugehörte, gar nicht haben. Aber es sah ihm ähnlich, Christopher spüren zu lassen, dass er ihm jederzeit alles würde nehmen können, sie, Caroline, eingeschlossen.
„Wie leicht er mich dazu bewegen könnte, dich fallen zu lassen“, hatte Christopher gerade gesagt. „Nicht, weil er dich für sich will …“
In der Tat war kaum Zärtlichkeit zwischen ihnen entstanden, eher ständiger Ärger und zynischer Spott. Caroline musste daran denken, wie tückisch Rafe gelächelt hatte, als sie an diesem Abend an Christophers Hand auf ihn zugekommen war. Nachdenklich drehte sie den Ring an ihrem Finger.
„Du verachtest mich jetzt, stimmt’s?“, fragte Christopher bedrückt.
„Nein.“ Im Augenblick stand sie wie unter einem Schock, doch sie wusste, dass sie eines Tages nur noch Mitleid für Christopher empfinden würde. Er hatte seine unüberlegte Tat teuer bezahlen müssen. Vermutlich hatte der arme Kerl kaum noch geschlafen, seit sein Bruder zurück war. Wenn Rafe es darauf anlegte, konnte die Wahrheit jederzeit ans Tageslicht kommen.
Christopher sah, wie Caroline mit dem Ring spielte, und legte seine Hand auf ihre. „Bitte nicht“, flüsterte er.
„Was nicht?“
„Du willst den Ring abnehmen, stimmt’s? Du willst unsere Verlobung lösen.“
„Ja.“ Genau das war es. Sie war froh, dass er den Gedanken ausgesprochen hatte, der sie so quälte. Sie wollte ihm seinen Ring zurückgeben, aus seinem Wagen steigen und nie wieder einen Drayford sehen, solange sie lebte.
Doch Christopher gab sich noch nicht geschlagen. „Lass uns bitte noch die Verlobungsparty durchstehen“, bat er.
Caroline sah ihn ungläubig an. Das war das Geringste ihrer Probleme. „Meine Mutter hat schon alle ihre Freundinnen angerufen“, fuhr er fort. „Wenn du jetzt alles absagst, ist Rafe vielleicht zufrieden, aber meine Eltern wären am Boden zerstört. Ich weiß, dass Rafe dich unter Druck setzt, doch bitte warte, bis er wieder fort ist, und prüfe, was du dann fühlst.“
Rafe würde brüllen vor Lachen, wenn er hörte, warum Christopher die Verlobung nicht sofort lösen wollte. Doch die peinliche Publicity würde Anna Drayford zur Weißglut bringen, und Christopher würde nicht nur das ausbaden, sondern auch noch die öffentliche Demütigung erdulden müssen. Das konnte sie, Caroline, ihm nicht antun. „Also gut“, lenkte sie ein, „warten wir noch etwas. Dann kannst du öffentlich verkünden, dass ich nicht die Richtige für dich bin. Das bin ich nämlich wirklich nicht, und es gibt genügend andere Frauen, die besser in diese Rolle passen.“
„Ich danke dir.“ Christopher schien sehr erleichtert, dass zunächst einmal alles so bleiben sollte, wie es war. Er küsste Caroline flüchtig auf die Wange, als sie sich zum Aussteigen anschickte. „Wirst du morgen Nachmittag rüberkommen?“
„Um die Gästeliste mit deiner Mutter durchzugehen? Ich werde da sein, und keine Angst, ich lasse dich schon nicht hängen.“
„Dies ist nur eine kleine Pechsträhne“, sagte er. „Noch ist nichts geschehen, und vielleicht wird alles wieder gut.“
10. KAPITEL
Der Samstag begann wie jeder andere Morgen.
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