Romana Gold Band 13
sie herausgefordert: „Du kannst es ja versuchen.“
Sie versuchte es wirklich, doch sogar Christopher hatte sich gegen sie verschworen. Er brachte sie zu dem Haus, in dem Rafe auf sie wartete. Vielleicht traf sie sogar Isabel an. Sie lebte nicht weit von hier. Caroline musste daran denken, wie Rafe den Arm um Elpida gelegt hatte. Heute würde es Isabel sein. Caroline fühlte sich schrecklich allein.
Die ganze Familie war da, Anna, Robert und Rafe Drayford. Sonst niemand. Am anderen Ende des lang gestreckten Salons boten sie einen eindrucksvollen Anblick: gepflegte Umgebung, elegante Dame und distinguierter älterer Herr. Und dann der jüngere Mann, teuflisch gut aussehend in dem Ledersessel mit der hohen Lehne, der eigentlich dem Oberhaupt der Familie vorbehalten war.
Sie alle wandten den Kopf, als Christopher und Caroline Hand in Hand den Raum betraten. Sie alle lächelten, doch Rafes Lächeln war anders: kalt, fast grausam. Caroline erschauerte innerlich. Er hat gewusst, dass ich kommen würde, dachte sie.
Anna Drayford rutschte auf dem Sofa mit dem verblassten Rosenbrokat ein wenig zur Seite und bedeutete Caroline, sich neben sie zu setzen. Sie begann sofort, Pläne für das Fest zu machen. Ihre Freundinnen seien bereits informiert, doch es sei Zeit, die offiziellen Einladungen zu verschicken. In der Vorweihnachtszeit würden die meisten infrage kommenden Gäste volle Terminkalender haben, doch eine kleine Party würde sicher noch unterzubringen sein.
Dass Anna Drayford fest mit der Anziehungskraft ihres verloren geglaubten Sohnes rechnete, wurde nicht erwähnt, doch es war jedem bewusst. Die Gäste würden alle anderen Verabredungen absagen und in Scharen kommen, nur um ihn zu sehen. Natürlich sollte es auch Christophers und Carolines Verlobungsparty werden, doch die eigentliche Attraktion würde Rafe sein. Caroline würde wie immer die perfekte junge Gastgeberin spielen. „Also, wen möchtest du einladen?“, fragte Mrs Drayford.
Caroline nannte die Namen einiger Freunde, doch ihr Beitrag zur Liste war gering. Anders als die Drayfords betrachtete sie nicht jeden Bekannten gleich als Freund, und nur solche wollte sie einladen. „Komm morgen vorbei“, forderte Mrs Drayford sie auf, „dann werden wir die Einladungen verschicken.“
Auf dem Beistelltisch vor Rafes Sessel lag ein Zeichenblock mit Skizzen. Caroline blickte darauf und war froh, etwas gefunden zu haben, womit sie das Gespräch von der Verlobungsparty ablenken konnte. „Christopher hat mir erzählt, dass du dich von Rafe porträtieren lassen willst“, sagte sie zu Mrs Drayford und fügte an Rafe gewandt hinzu: „Ich wusste gar nicht, dass du auch Porträts machst.“ Fast hätte sie ihn dabei angesehen.
„Da muss wohl wieder mal ein Vorurteil korrigiert werden“, erwiderte er. „Ich habe mich von den Karikaturen weiterentwickelt.“ Er nahm den Skizzenblock auf und reichte ihn ihr herüber.
„Na, was meinst du?“, fragte Anna Drayford.
Sie war offenbar entzückt, und sie hatte Grund dazu. Die Skizzen waren brillant. Sie brachten die charakteristischen Züge ihres Gesichts zur Geltung und zeigten sie in einer Schönheit, wie sie selbst sich gewiss gern sah. Wenn das Bildnis fertig war, würde es ihr wenig schmeichelhaftes Porträt in der Galerie ersetzen können.
„Soll ich dich auch malen?“, fragte Rafe und riss Caroline damit aus ihren Gedanken. Fast hätte sie den Block fallen lassen.
„Oh … nein danke.“
„Aber das ist eine wunderbare Idee!“ Anna Drayford klatschte begeistert in die Hände. „Wir könnten gemeinsam porträtiert werden.“ Anscheinend hoffte sie, Rafe auf diese Weise noch länger auf Virginia Grove zu behalten, oder vielleicht gefiel ihr einfach die Idee, ein Bildnis mit ihrer Schwiegertochter zu bekommen. Es gab schon verschiedene dieser Art im Haus: viktorianisch, georgianisch und eines aus der Zeit Jakobs I. mit gerafftem Kragen. Es hing vor dem Safe im Speisezimmer, aus dem Rafe nach dem Streit mit seinem Vater das Geld genommen hatte. Caroline fragte sich, ob er es wohl jemals zurückzahlen würde. Es sollte eine stattliche Summe gewesen sein.
„Nein danke“, lehnte Caroline erneut ab. „Ich bin nicht einmal fotogen. Ich könnte unmöglich stundenlang still sitzen.“
Rafe hatte den Block wieder an sich genommen und bereits begonnen, sie mit raschen Strichen zu skizzieren. „Nein!“, rief sie aus, um ihren Protest zu betonen.
„Das ist gut“, nickte er zustimmend. „Eine
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